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Science Fiction: Der Blick zurück in Babylon 5: The Road Home

Reiner Fan-Service oder hat der Zeichentrickfilm, der in die große Zeit von Babylon 5 zurückführt, mehr zu bieten?
/ Peter Osteried
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Der Weg nach Hause - er steht mit diesem Film auch den Fans von Babylon 5 offen, die sich an die glorreiche Zeit der Serie erinnern wollen. (Bild: Warner Bros.)
Der Weg nach Hause - er steht mit diesem Film auch den Fans von Babylon 5 offen, die sich an die glorreiche Zeit der Serie erinnern wollen. Bild: Warner Bros.

Als J. Michael Straczynski, kurz JMS, ein neues Babylon-5-Projekt anteaserte , wusste keiner so recht, was zu erwarten war. Mit einem Animationsfilm hätten wohl die wenigsten gerechnet, aber die Idee hat ihren Reiz - weil man relativ kostengünstig zurück in eine Zeit kann, die realfilmisch nur teuer umsetzbar gewesen wäre.

Im Laufe der Jahre versuchte JMS des Öfteren, sein Babylon-5-Universum(öffnet im neuen Fenster) neu zu beleben und fortzuspinnen. Erfolg hatte er damit nie - weder mit der kurzlebigen Serie Crusade(öffnet im neuen Fenster) noch mit den Filmen Babylon 5: Legende der Ranger(öffnet im neuen Fenster) oder Babylon 5: Vergessene Legenden(öffnet im neuen Fenster) , der 2007 auch das letzte Projekt des Franchise war.

Gut 15 Jahre später ist Babylon 5: The Road Home der Film, den man sich als Fan gewünscht hat. Wohlwissend, dass er in erster Linie Fanservice darstellt. Er holt die ab, die Babylon 5 schon immer liebten oder zumindest mochten. Neue Zuschauer stehen auf verlorenem Posten.

Die Reise durchs Multiversum

Die Geschichte beginnt nach dem Ende des Schattenkriegs - zeitlich also zu Beginn der fünften Staffel. Sheridan ist Präsident der neuen interstellaren Allianz und mit Delenn verheiratet. Eine seiner ersten Handlungen führt ihn nach Minbar, wo eine neue Maschine zur Energiegewinnung in Gang gesetzt werden soll. Doch diese nutzt Tachyonen und hat damit einen verheerenden Effekt auf Sheridan. Er wird aus der Zeit gerissen.

Es schleudert ihn nun nicht nur durch die Zeit, sondern auch durch das Multiversum. Er kommt nicht nur in die Vergangenheit und Zukunft, sondern erlebt mit, wie der Schattenkrieg auch hätte verlaufen können.

Parallele Welten

Multiversen sind momentan der letzte Schrei. Marvel und DC arbeiten sich in ihren Filmen und Serien daran ab, bei Babylon 5 besteht der Reiz darin, eine alternative Version bekannter Ereignisse zu sehen. Jeder von Sheridans Sprüngen zeigt etwas anderes. Ein anderes Schicksal, aber auch andere Figuren. JMS nutzt diese Sprünge auch, um den Großteil der Hauptfiguren der Serie in der Geschichte unterzubringen - mal größer, mal kleiner, oft aber prägnant. Das gilt besonders für G'Kar. Den gibt es in einem actionreichen Moment, aber auch in einem, der dem philosophischen Charakter seiner Figur gerecht wird. Als er mit Sheridan spricht, geht es darum, wie sich das Beobachtete durch die Anwesenheit des Beobachters verändert(öffnet im neuen Fenster) - und wie der Beobachter durch das Beobachtete verändert wird. Etwas, das bei den meisten Sprüngen Sheridans zum Tragen kommt.

Es ist spannend zu sehen, wie der Schattenkrieg hätte enden können, und das gleich auf mehrerlei Art. Es liegt in der Natur der Sache, dass dieses neue Ende eher düster ist. Der Reiz der Parallelwelt bestand schon immer darin, zu zeigen, wie etwas, das gut ausging, völlig aus dem Ruder läuft. Man hätte sich aber gewünscht, dass JMS mehr Zeit für seine parallelen Geschichten gehabt hätte. Der Film hat eine Laufzeit von nur 78 Minuten, das heißt, der Autor muss sich bei Sheridans Parallelweltsprüngen sputen. Das ist die Limitierung des Films.

Die Zeichnungen

Der Film ist nicht computeranimiert, sondern klassischer Zeichentrick. Das Design der Figuren ist gut, auch wenn kaum eine wirklich aussieht wie die Schauspieler. Aber sie wirken stimmig, man gewöhnt sich schnell an sie. Unterstützend wirkt dabei, dass die Schauspieler der Serie wieder dabei sind - von Bruce Boxleitner über Claudia Christian und Peter Jurasik bis zu Bill Mumy, Patricia Tallman und Tracy Scoggins. Viele der Schauspieler von damals sind leider bereits verstorben. Sie zu ersetzen war keine leichte Aufgabe, aber die Sprecher leisten gute Arbeit. Sicher, einen Andreas Katsulas als G'Kar wird nie jemand völlig ersetzen können, Andrew Morgado ist aber gut, so wie auch die übrigen Schauspieler.

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Eine deutsche Fassung gibt es nicht, bei Prime Video kann man den Film aber mit deutschen Untertiteln(öffnet im neuen Fenster) sehen. Ob und wann eine synchronisierte Fassung kommt, ist noch unklar.

Für Fans

Babylon 5: The Road Home ist in erster Linie für Fans. Für sie gibt es reichlich Szenen, die für einen Gelegenheitszuschauer nicht viel emotionale Wirkung haben. Man muss den Film als JMS' Rückkehr zu seinen Wurzeln begreifen, die nostalgisch gefärbt ist, und als Film, der den Fans das wohlige Gefühl geben soll, wieder nach Hause zu kommen.

Das inhärente Problem ist jedoch, dass ein Film wie dieser niemals überraschen kann. Da er zu Zeiten der Serie spielt, hat er nicht die Möglichkeit, aus dem Erwartbaren auszubrechen. Er muss den bekannten Status Quo wahren. Insofern wäre eine Fortsetzung, die nach den fünf Staffeln der Serie spielt, interessanter gewesen. Aber da kommt auch die Frage auf: Gibt es eine Geschichte, die man dann erzählen will, umso mehr eine, die in weniger als 80 Minuten abgeschlossen sein muss? Denn die Stärke von Babylon 5 war von jeher die Langform. Dies war die erste Serie, die linear erzählte, die eine große Geschichte über fünf Staffeln ausbreitete. Das kann man mit nur einem Film nicht nachahmen.

Eine Realfilmserie wäre das Wünschenswerteste, eine Animationsserie die zweitbeste Wahl. Wie es heißt, könnte es aber höchstens weitere Filme geben, wenn dieser hier für Warner Bros. erfolgreich genug ist. Weitere Filme würden dann wohl auch zur Zeit der Serie spielen - erneut ein Fanservice, aber mehr auch nicht. Schön anzusehen, auch erfreulich, aber nur ein Schatten dessen, was einst war. Und dennoch: Es macht Spaß, diesen Film zu sehen, weil man sich wohlig an die Serie erinnert und Lust bekommt, sie erneut zu sehen.


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