Schweizer Post: Code von Schweizer Online-Wahl geleakt

Die Schweizer Post hatte dazu aufgerufen, ihr Online-Voting-System zu testen - allerdings nur gegen die Zusicherung, gefundene Sicherheitsprobleme nicht unabgesprochen zu veröffentlichen. Jetzt ist der Quellcode zugänglich gemacht worden.

Artikel veröffentlicht am , Hanno Böck
Die innovative Technologie "Stift und Papier" ist eine der sichersten Methoden, um Wahlen durchzuführen.
Die innovative Technologie "Stift und Papier" ist eine der sichersten Methoden, um Wahlen durchzuführen. (Bild: Rama, Wikimedia Commons/CC-BY-SA 2.0)

In der Schweiz können seit einiger Zeit Bürger an manchen Abstimmungen online teilnehmen. Für die Bürger ist das bequem, aber viele IT-Sicherheitsexperten kritisieren Online-Wahlen, denn sie halten eine sichere Durchführung für nahezu unmöglich.

Um derartige Bedenken auszuräumen, hat die Schweizer Post, die eines der E-Voting-Systeme betreibt, Sicherheitsexperten dazu aufgerufen, ihr System zu untersuchen. In einer Art Bug Bounty können dort Sicherheitsprobleme gemeldet werden, wofür es im Fall einer validen Sicherheitslücke auch finanzielle Belohnung geben soll.

Die Schweizer Post wollte die Kontrolle über die Veröffentlichung von Sicherheitslücken behalten

Dafür lässt sich der Quellcode des Systems herunterladen, doch das ist an Bedingungen geknüpft. Wer den Code einsehen wollte, musste erst zusichern, dass gefundene Sicherheitsprobleme nicht ohne Absprache mit der Schweizer Post veröffentlicht werden. Doch inzwischen hat eine unbekannte Person den Code auf der Plattform Gitlab veröffentlicht. Damit ist der Code auch ohne Zustimmung einsehbar.

Die IT-Sicherheitsexpertin Sarah Jamie Lewis, die für die kanadische Organisation Open Privacy arbeitet, hat sich den Code angesehen und zeigt sich auf Twitter wenig begeistert. Konkrete Sicherheitslücken zeigt Lewis keine auf, sie schreibt jedoch, dass der Code unnötig komplex und schwer zu analysieren sei.

Der Kryptograph Matthew Green weist darauf hin, dass im Code Parameter für die Elgamal-Verschlüsselung zu finden seien, bei denen die Primzahl eine Größe von 255 Bit hat. Das sei völlig unsicher und könnte innerhalb von Sekunden geknackt werden; eine sichere Elgamal-Verschlüsselung sollte hierfür mindestens 2048 Bit verwenden.

Unsichere Parameter nur für Tests

Auf Nachfrage von Golem.de erklärte die Schweizer Post, dass es sich hierbei nur um Tests handele. In der Praxis würden längere Parameter eingesetzt. Matthew Green überzeugt das nicht: "Unsichere Parameter zu akzeptieren ist ein Sicherheitsproblem", sagte Green auf Nachfrage. "255-Bit-Parameter sollten einen Fehler im Code zurückgeben."

Green und Lewis haben nur einen kurzen Blick auf den Code geworfen, es wird sich zeigen, ob in Kürze noch mehr Probleme auffallen. Doch völlig unabhängig davon kritisieren viele IT-Sicherheitsexperten Online-Wahlen viel grundsätzlicher. Die Sicherheit hängt bei allen elektronischen Wahlen davon ab, dass die Hard- und Software auch das tut, was sie soll und die jeweilige Hardware nicht kompromittiert ist. Das lässt sich aber kaum überprüfen.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


tbxi 19. Feb 2019

Und damit das auch so kommt, werden Technische Systeme wie dieses veröffentlicht. Damit...

Flasher 19. Feb 2019

Sorry aber so mit so einem Argument die eigene Unfähigkeit zu begründen zeugt nur von...

Arsenal 19. Feb 2019

https://imgs.xkcd.com/comics/voting_software.png Mouseover: There are lots of very smart...

Noren 19. Feb 2019

Das ist zwar so, aber es macht die Source nicht weniger verfügbar.



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Offene Beta angespielt
Diablo 4 bereitet Vorfreude und Kopfschmerzen zugleich

Spielerisch und optisch hat Diablo 4 das Potenzial zum bisher besten Diablo-Spiel. Blizzards Monetarisierung kann das aber zerstören.
Ein Hands-on von Oliver Nickel

Offene Beta angespielt: Diablo 4 bereitet Vorfreude und Kopfschmerzen zugleich
Artikel
  1. Offener Brief an Sundar Pichai: Alphabet-Angestellte bitten ihren Chef, nichts Böses zu tun
    Offener Brief an Sundar Pichai
    Alphabet-Angestellte bitten ihren Chef, nichts Böses zu tun

    "Don't Be Evil" war lange das Motto von Google. Mit diesen Worten endet auch ein offener Brief von Angestellten an ihren CEO Sundar Pichai.

  2. Apple iPad Pro mit 530 Euro Rabatt bei Amazon
     
    Apple iPad Pro mit 530 Euro Rabatt bei Amazon

    Einige Produkte von Apple sind bei Amazon derzeit im Angebot. Neben verschiedenen Macbooks ist ein iPad Pro besonders deutlich reduziert.
    Ausgewählte Angebote des E-Commerce-Teams

  3. Elektro-SUV Ford Explorer angesehen: Blechkleid aus Köln, Unterwäsche aus Wolfsburg
    Elektro-SUV Ford Explorer angesehen
    Blechkleid aus Köln, Unterwäsche aus Wolfsburg

    Mit dem Explorer bringt Ford ein Elektroauto für den Massenmarkt heraus. Dass es auf einer VW-Plattform basiert, versucht Ford möglichst zu verbergen.
    Ein Bericht von Friedhelm Greis

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • NBB Black Weeks: Rabatte bis 60% • PS5 + Resident Evil 4 Remake 569€ • LG OLED TV -57% • WD SSD 2TB (PS5) 167,90€ • MindStar: Ryzen 9 7900X3D 625€ • Amazon Coupon-Party • Gainward RTX 3090 1.206€ • Samsung ext. SSD 2TB 159,90€ • Neue RAM-Tiefstpreise • Bosch Professional [Werbung]
    •  /