Schwache Nachfrage: Ford streicht in Köln weitere 1.000 Stellen

Wegen schwacher Nachfrage nach Elektrofahrzeugen verschärft der Autobauer Ford seinen Sparkurs und streicht in der Kölner Produktion weitere 1.000 Stellen. Man stelle im Januar 2026 vom bisherigen Zwei-Schicht-Betrieb auf Ein-Schicht-Betrieb um, teilte das Unternehmen nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa am 16. September 2025 in Köln mit.
Schon im November 2024 hatte das Management einen anderen Sparplan verkündet , der zu scharfen Protesten und dem ersten Streik in der Geschichte der Kölner Ford-Werke geführt hatte . Erst kürzlich akzeptierten die Beschäftigten zähneknirschend diesen Sparplan.
Bis zu 1.000 weitere Stellen gefährdet
Das 2024 eingeleitete Vorhaben sieht vor, an dem Standort bis Ende 2027 insgesamt – also inklusive Verwaltung, Entwicklung und anderer Bereiche – 2.900 Stellen einzusparen. Die Mitarbeiter sollen entweder freiwillig gehen und Abfindungen bekommen oder in Altersteilzeit gehen.
Dieses Sparvorhaben wird nun um bis zu 1.000 Stellen erweitert – die genaue Zahl steht nicht fest, erst einmal soll mit der Arbeitnehmerseite gesprochen werden. Möglicherweise sind es am Ende knapp unter 1.000.
Der Zeitdruck ist hoch: Schon im Januar 2026 soll die Zahl der Arbeitsplätze entsprechend reduziert sein. Sollten die Pläne umgesetzt werden, hätte Ford in gut zwei Jahren nur noch etwa 7.600 Beschäftigte. Ende des vergangenen Jahrzehnts waren es rund 20.000.
Abfindungspakete werden bereitgelegt
Am Dienstagmorgen erklärte das Ford-Management den Beschäftigten der Produktion die Notwendigkeit der Maßnahme. "Wir sind uns der Auswirkungen auf unsere Mitarbeitenden bewusst und setzen uns dafür ein, die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen" , hieß es von dem Unternehmen. "In diesem Zusammenhang werden wir freiwillige Abfindungspakete anbieten." Die Konditionen für das freiwillige Ausscheiden werden aus dem ersten Sparprogramm übernommen. Das von der IG Metall ausverhandelte Abfindungspaket gilt als relativ attraktiv für Arbeitnehmer.
Die Einsparungen schließen betriebsbedingte Kündigungen vorerst aus. Sollte der Personalabbau aber deutlich unter den Erwartungen liegen und sollten zu wenige Beschäftigte freiwillig gehen, werde der Druck schrittweise erhöht und am Ende könnte Ford doch noch betriebsbedingt kündigen.
Fast hundert Jahre Ford in Köln
Die Ford-Werke sind seit 1930 in Köln, die Deutschlandtochter des US-Konzerns hat eine große Tradition. Mit dem Kleinwagen Fiesta gelang ihr im letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts ein Kassenschlager, das Auto war solide, simpel und billig. Später wurde der Fiesta technisch verbessert und komfortabler, aber auch teurer. Die Erfolgsgeschichte endete, im Sommer 2023 lief in Köln der letzte Fiesta vom Band.
Ford stellte das Werk in Köln auf Elektroproduktion um , das kostete fast zwei Milliarden Euro. Mit dem Schwenk auf die E-Mobilität waren die Amerikaner spät dran, die Konkurrenz war schon weiter. Dennoch machten die Investitionen der Belegschaft Mut, dass ihr Standort auch nach der Verbrennermotoren-Ära eine Zukunft haben könnte. Politprominenz kam zur Eröffnung des Elektrowerks und hielt aufmunternde Reden, darunter der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU).
Doch der Start der Elektroautoproduktion stand unter keinen guten Vorzeichen. Kurz zuvor hatte die Bundesregierung eine Elektro-Kaufprämie gestrichen, die Nachfrage nach Stromern sank rapide – und ausgerechnet in dieser Schwächephase platzierte Ford die neuen E-Modelle Explorer und Capri. Diese kosten etwa 40.000 Euro oder mehr und liegen damit längst nicht mehr im soliden Günstig-Segment, was doch eigentlich die Stärke von Ford war.
Ernüchternde Absatzzahlen
Der Verkauf verlief schleppend. Laut Kraftfahrt-Bundesamt(öffnet im neuen Fenster) (KBA) wurden in den Monaten Januar bis August in Deutschland rund 74.000 Ford-Pkw zugelassen, von denen rund 10.900 einen reinen Elektroantrieb hatten. Immerhin verkaufte Ford in Deutschland rund 6.600 Exemplare des Explorer, eine Art umgebauter VW ID.4 . Vom Capri wurden in diesem Jahr knapp 2.000 Exemplare neu zugelassen.
Ford begründet den neuen Personalabbau nun damit, dass die Nachfrage nach elektrischen Pkws in Europa deutlich unter den ursprünglichen Branchenprognosen liege. Als die Firma Milliarden in das Kölner Elektrowerk investierte, ging sie im Jahr 2023 von einem Elektroanteil von 35 Prozent aller verkauften Autos am Markt insgesamt aus. Im Rückblick war das zu optimistisch, laut KBA liegt der Anteil von Stromern derzeit nur bei 18 Prozent.
Branchenfachmann ist pessimistisch
Branchenexperten sind nicht überrascht von dem verschärften Sparkurs. "Das war leider absehbar: Ford verkauft viel zu teure Autos und bekommt die nicht verkauft, die Firma produziert auf Halde" , sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Die Marke Ford stehe für solide und günstige Autos, daher würden Elektroautos in der Preiskategorie unter 30.000 Euro besser zum Image passen. "Die Amerikaner haben seit Langem den falschen Blick auf den europäischen Markt und schießen produkttechnisch daneben – die Entwicklung von Ford in Köln ist ein Trauerspiel."
Ein Ein-Schicht-Betrieb in einer modernen, teuren Anlage, die auf eine hohe Kapazität ausgelegt ist, sei wirtschaftlich gesehen fragwürdig. "Es erscheint mir hier fast unmöglich, mit einer Schicht profitabel zu arbeiten" , sagt Bratzel und fügte hinzu: "Es geht bei Ford nur darum, Verluste einzudämmen." Die Firma brauche schnell neue preisgünstige Modelle, um am Markt doch noch Erfolg zu haben. Sonst gehe der Abbau weiter.



