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Während Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) Schutzräume nach israelischem Vorbild angekündigt hat (sogenannte Merkhav Mugan, geschützte Räume), die im Alltag genutzt werden und Schutzräume gegen konventionelle Waffen, biologische oder chemische Kampfstoffe sind, schreibt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK): "Experten gehen heute von einem Schadenszenario ohne Vorwarnzeit aus, daher können Schutzräume der Bevölkerung keine ausreichende Sicherheit bieten."

Ähnlich schreibt das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) (öffnet im neuen Fenster) "... würde es im Gegensatz etwa zu den Zeiten, als die noch bestehenden Schutzräume (Bunker) gebaut wurden, heutzutage im Falle von Raketen- oder Drohnenangriffen zu deutlich kürzeren Vorwarnzeiten kommen, die im Bereich von wenigen Minuten liegen."

Das Narrativ der fehlenden Vorwarnzeiten wird in unterschiedlichen Versionen erzählt, aber nie begründet. Und die Realität in der Ukraine und in Israel zeigt auch etwas anderes. So werden Vorwarnungszeiten von 10 bis 30 Minuten erreicht. Häufig gibt es auch einen Voralarm mit dem Hinweis, sich in der Nähe eines Schutzraums aufzuhalten, und dann den eigentlichen Alarm, wenn man nur noch wenige Minuten hat, einen Schutzraum aufzusuchen.

Eine solche Vorgehensweise hat sich in der Realität bewährt und ist auch sinnvoll. Denn beim Start einer Rakete, einer Drohne oder eines Flugzeugs weiß man noch nicht, wo die Zielgebiete dieser Waffen sein werden. Für Luftalarm in Szenarien, wie wir sie heute in der Ukraine oder in Israel erleben, gilt – ebenso wie bei Unwetterwarnungen: Warnungen sollten so präzise wie möglich sein.

Denn sonst kommt es durch zu häufige Warnungen und blinde Alarme zu einer Warnmüdigkeit, auch Cry-Wolf-Effekt genannt. So wie in der Fabel von Äsop die Dorfbewohner nach vielen Fehlalarmen dem Hirtenjungen nicht zu Hilfe kommen, wird man nach dem x-ten Fehlalarm nicht mehr einen Schutzraum aufsuchen. Wenn es denn überhaupt welche gibt.

Wie viele taugliche Schutzraumplätze gibt es?

Diese Frage kann man gar nicht so einfach beantworten. Es kommt darauf an, wie man zählt, wie man die Szenarien definiert und welche Schutzziele man erreichen will. Die zuständigen Behörden halten viele dieser Informationen geheim. Warum, lässt sich nicht erklären, vielleicht scheut man die Kosten eines Schutzraumprogramms nach Schweizer Vorbild. Dort steht für jede Bürgerin und jeden Bürger ein Schutzraumplatz (mit ABC-Schutz) zur Verfügung.

Allerdings kann und muss eine mündige und eigenverantwortliche Bevölkerung diese Kommunikation und Transparenz vom Staat erwarten. Zudem sollte dieser belegbar darlegen, welche Maßnahmen welchen Schutz zu welchen Kosten bieten. Und welchen Schutz diese eben nicht abdecken können.


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