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Schnellladeverbund: Der Funke soll beim Laden überspringen

Ionity, Fastned, Atlante und Electra bilden mit der Spark Alliance einen europäischen Verbund, um das Ladeerlebnis zu verbessern.
/ Dirk Kunde
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Fastned ist eines der vier Mitglieder der Spark Alliance. (Bild: Dirk Kunde)
Fastned ist eines der vier Mitglieder der Spark Alliance. Bild: Dirk Kunde

Der Ort in Paris hat Symbolcharakter. Die Chefs der vier Schnellladeanbieter Ionity, Fastned, Atlante und Electra bitten nach Paris in den Cercle de l'Union Interalliée. Heutzutage beherbergt das historische Gebäude in der Nähe des Place de la Concorde einen Business Club. Bei seiner Einweihung nach dem Ersten Weltkrieg war es ein Ort, an dem Militärs der alliierten Länder, Politiker und Wirtschaftsbosse Pläne für die Zukunft Frankreichs schmiedeten.

In den historischen Räumen verkünden die vier Unternehmenslenker am Mittwoch die Gründung der Spark Alliance. Unter ihrem Dach werden ab Juni 1.700 Stationen mit rund 11.000 Schnellladepunkten in 25 Ländern vereint. Damit wird es das größte Netzwerk für High Power Charging (ab 150 kW) in Europa.

"Wir brauchen in erster Linie nicht mehr Ladepunkte, sondern ein verlässliches Ladeerlebnis" , sagt Jeroen van Tilburg, CEO von Ionity. Zu häufig erlebten E-Autofahrer defekte Anschlüsse oder belegte Ladesäulen, die zuvor als frei in der App oder dem Infotainmentsystem angezeigt worden seien.

Wer die Hoffnung hegt, dass Laden innerhalb der Allianz günstiger wird, wird enttäuscht. Ist man beispielsweise als Ionity-Kunde mit dieser App unterwegs, zahlt man bei den Allianz-Partnern jeweils deren Kilowattstundenpreise. In erster Linie wird die Ladeplanung bei Fahrten ins Ausland erleichtert, da bei der Routenberechnung sämtliche Ladepunkte der Spark Alliance berücksichtigt werden. Außerdem kann das in der App hinterlegte Zahlungsmittel bei allen Allianz-Mitgliedern genutzt werden.

Bessere Kundenbewertungen

"Wir wollen zum Goldstandard des Ladens werden," sagt Michiel Langezaal, Mitgründer und CEO von Fastned. Neben Ausfallzeiten und Preisintransparenz bemängelt er schlechten Kundenservice bei etlichen Mitbewerbern: "Wenn ich mir Bewertungen auf Google anschaue und sehe im Durchschnitt weniger als drei Sterne für eine Station, mache ich als Kunde einen Bogen darum."

Sein Ziel für alle Stationen der Allianz ist mindestens ein Durchschnitt oberhalb von vier Sternen. Zur Markenbildung stellt die Spark Alliance in Paris ein eigenes Logo vor. Allerdings ist bei dem Kreissymbol der Funke nicht direkt erkennbar. Das Logo wird man in den jeweiligen Apps und bei Google Maps sehen. Als Schild oder Aufkleber an den Ladestationen sei es zu Beginn nicht vorgesehen, sagt Langezaal.

Fastned und Ionity

Das niederländische Unternehmen Fastned zählte Ende des vergangenen Jahres 346 Stationen, davon 42 in Deutschland. 569 weitere Standorte seien in Planung, davon 50 in Deutschland. Ziel sei es, bis zum Jahr 2030 insgesamt 1.000 Schnellladestandorte zu betreiben.

Das börsennotierte Unternehmen ist aktuell in sieben Ländern aktiv. Ionity ist in 24 Ländern mit 700 Stationen und 4.800 Ladepunkten vertreten. Es gilt als Ladenetzwerk der Autohersteller, da zu den Anteilseignern BMW, Ford, Hyundai, Kia, Mercedes-Benz, Volkswagen, Audi, Porsche und die Blackrock Climate Infrastructure Platform zählen. CEO van Tilburg kam im Mai 2024 zum Unternehmen und leitete zuvor Teslas Supercharger-Netzwerk.

Electra und Atlante

Electra aus Frankreich ist mit Standorten in Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Italien, Schweiz, Spanien und Deutschland vertreten. Aktuell betreibt das Unternehmen von Mitgründer und CEO Aurelien de Meaux 450 Stationen mit 2.500 Ladepunkten.

Vierter in der Allianz ist das italienische Unternehmen Atlante. Es ist das jüngste Unternehmen und bietet seit 2021 Schnellladen an. Aktuell sind 900 Stationen mit etwas mehr als 3.000 Ladepunkten in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal aktiv. Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter der börsennotierten, taiwanesischen TCC Group Holding.

Stark in Zentral- und Südeuropa

Während die vier Anbieter in Skandinavien und Großbritannien schwach vertreten sind, gibt es einige Überschneidungen in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien sowie den Benelux-Ländern. "Doch haben wir festgestellt, dass von 1.700 Stationen nur 25 in einem Abstand von weniger als 2,5 km liegen" , sagt Aurelien de Meaux von Electra.

Er hatte die Idee zu der Allianz und handelte innerhalb eines halben Jahres mit seinen drei Kollegen die Rahmenbedingungen für die Spark Alliance aus. Die vier Anbieter vereint die Konzentration auf ein hochwertiges Schnellladeangebot, doch unterscheiden sie sich teilweise in ihrer Ausrichtung. Einige haben ihre Stärken eher in Innenstädten, andere entlang der Hauptverkehrsrouten.

Fusion ist kein Ziel

"Das ist kein erster Schritt in Richtung einer Fusion" , antwortet Langezaal auf die entsprechende Frage. Man bleibe weiterhin im Wettbewerb. Doch orientiere man sich mit der Spark Alliance an vereinbarten Kooperationen in der Luftfahrtindustrie.

Die Aufnahme weiterer Mitglieder sei nicht ausgeschlossen, aber zunächst starte man zu viert. "Wir bekommen dadurch im Markt eine bessere Sichtbarkeit und werden zu einem relevanten Ansprechpartner für die Autohersteller" , sagt Stefano Terranova, CEO von Atlante.

Megawattladen für Pkw

Angesprochen auf die Ladepläne chinesischer Autohersteller wie BYD und Zeekr für Ladeleistungen bis zu einem Megawatt zeigen sich die vier Unternehmenslenker zurückhaltend. "Es ist eine Reise. Der erste Schritt sind höhere Ladeleistungen der 800-Volt-Batteriesysteme. Dann sehen wir weiter, eventuell kommt eines Tages das Megawattladen für Pkw" , sagt de Meaux.

Derart hohe Ladeleistungen sind eine Herausforderung für die Anschlussleistung an das Stromnetz. Kosten und Wartezeiten für Anschlüsse an das Mittelspannungsnetz zählen für alle Betreiber derzeit zu den größten Hürden. "Das Verbrennerauto bleibt unser größter Konkurrent. Ladezeiten dürfen nicht länger sein als ein Tankstopp" , formuliert Langezaal das Ziel.

Neue Partnernetzwerke

Eine engere Zusammenarbeit der europäischen Ladebetreiber zeichnete sich bereits in den vergangenen Wochen ab. Eon nimmt die Schnelllader von Ionity in sein Partnernetzwerk auf. Damit laden Kunden an den 1.200 Ladepunkten von Ionity in Deutschland zum gleichen Tarif wie an Eon-Stationen.

Mit dem günstigsten Tarif ohne Monatsgebühr liegt der Preis bei 0,61 Euro pro Kilowattstunde. Mit einer monatlichen Grundgebühr von 6,99 Euro sinkt der kWh-Preis auf 0,55 Euro. Damit unterschreitet Ionity seinen eigenen Ad-hoc-Ladetarif von 0,69 Euro sowie 0,65 Euro mit Anmeldung in der App, jedoch ohne Monatsbeitrag.

Wettbewerber reagieren

Fast zeitgleich mit der Spark Alliance erweitert die Digital Charging Solutions GmbH (DCS) ihr europäisches Ladenetz durch ein Preferred-Partner-Programm. Dabei bündelt das Berliner Unternehmen die Angebote ausgewählter Schnellladeanbieter in 25 europäischen Ländern.

Der DACH-Raum bildet dabei einen Schwerpunkt. In Deutschland gehören Aral Pulse, Eon, Mer und Shell zum Partnernetzwerk. In Österreich sind es Emobil, EVN und Mer. In der Schweiz können Kunden bei Gofast und Groupe E/Move laden.

Für alle Teilnehmer im Partnerprogramm gelten einheitliche Ladetarife. DCS steht hinter dem Ladeangebot Charge Now. Zudem bietet das Unternehmen White-Label-Lösungen für Autohersteller an. Anteilseigner bei DCS sind BMW, Mercedes-Benz und BP.

Zu geringe Auslastung

Auf der einen Seite fordern Politik und Autoindustrie weiter einen ungebremsten Ausbau der Schnellladeinfrastruktur. Doch die Betreiber machen sich Sorgen um eine zu geringe Auslastung. Bei EnBW sind die Ladesäulen in Deutschland im Durchschnitt 15 Prozent der Zeit genutzt.

"Das heißt, wir installieren derzeit Infrastruktur, die zu 85 Prozent der Zeit unbenutzt bleibt und auf ein Auto wartet" , sagte der EnBW-Vorstandsvorsitzende Georg Stamatelopoulos bei der Bilanzpressekonferenz(öffnet im neuen Fenster) . EnBW ist in Deutschland mit rund 730 Stationen, an denen 6.300 Ladepunkte installiert sind, Marktführer bei Schnellladern.

Auslastung bis 30 Prozent

Beim weiteren Ausbau tritt der Konzern jedoch auf die Bremse. Bis 2030 sollen insgesamt etwas mehr als 20.000 Ladepunkte installiert werden. Ursprünglich lagen die Pläne bei 30.000 Ladepunkten.

Laut dem Elvah-Ladereport liegt die Auslastung von den Top-5-DC-Ladestandorten im zweiten Halbjahr 2024 zwischen 26 und 30 Prozent. Überraschend ist, dass keiner dieser Standorte an einer Autobahnraststätte oder Autohof liegt.

Drei Stationen befinden sich bei Autohäusern, einer in einem Parkhaus in der Innenstadt. Der fünfte Standort liegt an einer Zufahrtsstraße zur Autobahn und wird von einem lokalen Energieversorger betrieben. Keiner der üblichen Schnellladeanbieter taucht in den Top-5-Standorten in Deutschland auf.

Doch wirft man einen Blick auf die Ladevorgangseffizienz, liegen die beiden Betreiber Ionity und Fastned mit deutlichem Abstand vorn (2,99 / 2,29). Die Macher des Elvah-Ladereports setzen für den Vergleich den Marktanteil der Ladevorgänge in Bezug zum Marktanteil der Ladeinfrastruktur der Charge Point Operator an.

Die übrigen Anbieter in den Top Ten liegen bei Werten zwischen 1,16 und 1,74. Vermutlich gehört das für die beiden Mitglieder der Spark Alliance zum erwähnten Goldstandard.

Offenlegung: Die Reisekosten nach Paris hat Ionity übernommen. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben seitens Dritter.


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