Schiffsdiesel: E-Methanol aus Klärwerken soll mehrere Probleme lösen

Am 24. März ist eine Demonstrationsanlage(öffnet im neuen Fenster) zur Herstellung von synthetischem Methanol im Mannheimer Klärwerk in Betrieb genommen worden. Grüner Wasserstoff, der vor Ort produziert wird, reagiert mit dem bei der Klärung freigesetzten Biogas zu Methanol.
Das System ist in einem Schiffscontainer untergebracht und soll in den meisten der knapp 80.000 europäischen Klärwerke zum Einsatz kommen können. Laut dem für den Betrieb zuständigen Konsortium(öffnet im neuen Fenster) , bestehend aus zwei Abteilungen des Karlsruher Institute of Technology(öffnet im neuen Fenster) und der Stadtentwässerung Mannheim, liegt das Potenzial allein in Deutschland bei mehreren Millionen Tonnen synthetischem Methanol pro Jahr.
Mehrere attraktive Faktoren
Mit der Technik wird der CO 2 -Ausstoß bei der Klärung der Abwässer verringert, weil dieses den größten Teil des zu erzeugenden E-Methanol ausmacht. Gleichzeitig soll der Energiebedarf um 30 Prozent niedriger sein als bei anderen Ansätzen zur Bindung des Treibhausgases.
Der Hauptkritikpunkt an den allermeisten Methoden zur Bindung von Kohlenstoffdioxid ist damit ein wenig abgeschwächt, zumal der Ausstoß in Klärwerken im Grunde unvermeidlich ist.
Gleichzeitig wird mit diesem System eine in der Praxis leicht umsetzbare Speichermöglichkeit für grünen Wasserstoff geboten. In Reinform nimmt er entweder extrem viel Platz ein oder muss aufwendig gekühlt und komprimiert werden. Umgewandelt in flüssiges Methanol stellt das Speichern und Transportieren kein Problem mehr dar.
Ein Liter Methanol besitzt eine knapp 1.500-mal höhere Energiedichte als ein Liter H 2 unter Normalbedingungen. Erst bei sehr hoher Kompression ließe sich Wasserstoff adäquat lagern, was dank der unmittelbaren Umwandlung nicht nötig ist.
Nur eine Übergangslösung
Auf lange Sicht muss der zunächst zu erwartende Bedarf am Rohstoff Methanol allerdings sinken. Er kommt zwar auch in der chemischen Industrie zum Einsatz, kann als Ersatz für Schiffsdiesel aber nur ein Notbehelf sein.
Er würde im ersten Moment dabei helfen, den CO 2 -Ausstoß dort zu senken, wo alternative Antriebe auch in den nächsten Jahrzehnten nur langsam relevant werden. Der Energieaufwand im Vergleich zur direkten Verwendung von Wasserstoff oder auch Ammoniak beziehungsweise zum rein elektrischen Antrieb ist allerdings um ein Vielfaches höher, so dass die Technik insgesamt äußerst ineffizient ist.



