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Schachstreit: Niemann verklagt Schachweltmeister Carlsen

Hans Niemann will von Magnus Carlsen und zwei weiteren Schachspielern 100 Millionen US-Dollar Schadensersatz, unter anderem wegen Verleumdung.
/ Tobias Költzsch
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Hans Niemann bei den US-Schachmeisterschaften 2022 (Bild: TIM VIZER/AFP via Getty Images)
Hans Niemann bei den US-Schachmeisterschaften 2022 Bild: TIM VIZER/AFP via Getty Images

Der US-amerikanische Schachgroßmeister Hans Niemann hat im Streit mit Schachweltmeister Magnus Carlsen eine neue Eskalationsstufe erreicht. Niemann hat bei einem Gericht im US-Bundesstaat Missouri eine Klage auf Schadenersatz in Höhe von 100 Millionen US-Dollar eingereicht. Das berichtet ntv(öffnet im neuen Fenster) .

Niemann verklagt nicht nur Carlsen selbst, sondern auch die Schachspieler Hikaru Nakamura und Daniel Rensch. Hintergrund sind Betrugsvorwürfe, die Carlsen gegenüber Niemann seit September 2022 erhebt. Nakamura und Rensch, der Chief Chess Officer bei Chess.com ist, haben die Vorwürfe gegen Niemann unterstützt.

Carlsen hatte - zunächst ohne Beweise - angedeutet, Niemann habe am Brett bei einem Schachturnier in den USA betrogen. Eine spätere Onlinepartie brach Carlsen nach den Eröffnungszügen ab. Niemann gab anschließend zu, als Teenager bei zwei Partien auf der Schachplattform Chess.com betrogen zu haben.

Niemann darf nicht mehr bei Chess.com spielen

Das Schachportal Chess.com, das Onlineturniere veranstaltet und auf dem auch Großmeister Partien spielen, fand in einer anschließenden Untersuchung heraus, dass Niemann bei mehr als 100 Onlinepartien betrogen haben soll. Niemanns Konto bei Chess.com ist mittlerweile gesperrt. Betrug am Brett selbst konnte Niemann nie nachgewiesen werden.

Der 19-jährige Niemann wirft Carlsen, Nakamura und Rensch Verleumdung, üble Nachrede sowie geheime Absprachen vor. Ziel sei es, seine Karriere zu zerstören. Die drei hätten seiner Karriere "verheerenden Schaden" zugefügt. Carlsen soll sich nach der Niederlage beim Sinquefield Cup im September 2022 revanchiert haben, indem er Niemann "ohne Beweise" und "fälschlicherweise" beschuldigte, bei Präsenzspielen betrogen zu haben.

Niemann bezieht ein interessantes Detail in seine Klage ein: Chess.com steht kurz vor dem Kauf von Magnus Carlsens Schachplattform Play Magnus. Dieser Umstand soll dazu geführt haben, dass Chess.com die Vorwürfe unterstützt hat. Bei der Übernahme soll es um ein Angebot in Höhe von 83 Millionen US-Dollar gehen.

Zerbrochene Königsfigur bei den US-Meisterschaften

Bei den aktuellen US-Schachmeisterschaften steht Niemann wegen eines kuriosen Vorfalls in den Schlagzeigen: In der Partie gegen Samuel Sevian nahm dieser in seinem Zug Niemanns König vom Feld und brach offenbar versehentlich dessen Kreuz ab. Nach einer kurzen Diskussionsphase stellte Sevian den König wieder aufs Brett, zunächst allerdings auf eine falschen Position. Nach Intervention des Schiedsrichters konnte die Partie schließlich weitergeführt werden - Niemann gewann am Ende.


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