Die Nutzlast könnte nochmal verdoppelt werden
Die Satelliten sollen nicht nur vom Übergangsorbit aus in ihre endgültige Umlaufbahn gebracht werden. "Wir arbeiten auch daran, vom niedrigen Erdorbit aus solche Transfers zu machen", sagt Dominik Lang. Denn schon der Start der Rakete in den hohen Übergangsorbit ist aufwendig. Die Nutzlast der Sojus Rakete, mit der Hispasat gestartet wird, wird von dessen 3,2 Tonnen schon vollständig ausgereizt. Die gleiche Rakete könnte 8,2 Tonnen in einfachen, niedrigen Erdorbit bringen. Mit Hilfe von Hall-Effekt Triebwerken könnte ein Satellit auch von dort aus in den geostationären Orbit gebracht werden, bei minimalem Treibstoffverbrauch. Damit würde sich die tatsächliche Nutzlast des Satelliten beim Start mit der gleichen Rakete nochmal etwa verdoppeln.
Technisch ist das möglich. Die Satelliten würden allerdings mehr Masse benötigen, um durch die Strahlung in den Van-Allen-Gürteln nicht beschädigt zu werden. Lang erklärt: "Das Hauptproblem ist die Degradation der Solarzellen." Diese müssten mit dickeren Deckgläsern ausgestattet und optische Teile durch Klappen geschützt werden, da sich sonst der Brechungsindex der Linsen ändert und sie sich eintrüben. Schwierig ist es auch, die Kunden davon zu überzeugen.
Ein Jahr bis in den Orbit?
Der Transfer vom niedrigen Orbit in den geostationären dauert ein ganzes Jahr, dabei sind die Kunden schon von einem halben Jahr Transferzeit schwer zu überzeugen. Um es dennoch zu schaffen, will OHB die Produktionszeiten der Satelliten weiter verkürzen. Schließlich kostet die Zeit vor dem Start genauso viel Geld wie die Zeit nach dem Start. Im Idealfall würde der Satellitenbus dabei schon auf Vorrat gebaut, so dass er bei Bedarf nur noch mit der Nutzlast versehen werden muss. Allerdings seien die Stückzahlen so klein und "die Investition zu hoch, als dass man sich so eine Plattform ins Regal legen kann", sagt Lang. Tatsächlich werden nur einige Teile auf Vorrat gekauft, deren Beschaffung besonders lang dauert. Mit dem Bau des Satelliten wird meistens erst begonnen, wenn die Bestellung schon eingegangen ist.
Forschungsmissionen können von der neuen Technik profitieren
Am schnellsten könnte sich die Technik deshalb im nicht-kommerziellen Bereich durchsetzen, wo der Termindruck etwas geringer ist. Besonders Forschungsmissionen könnten davon profitieren. Im Prinzip ist die Satellitentechnik auch für Raumsonden anwendbar. Die Treibstoffreserven in geostationären Satelliten sind so groß, dass sie nach dem Start theoretisch auch zum Mond oder Mars fliegen könnten. Es gibt nur meistens keinen Grund dafür.
Nur der Satellit AsiaSat-3 führte einmal ein Swing-by-Manöver am Mond durch, um nach einem Problem mit der letzten Raketenstufe die Bahnneigung des Orbits zu korrigieren. Auch die indischen Mond- und Marsmissionen wurden mit umfunktionierten Satelliten durchgeführt. Raumsonden profitieren aber auch so von der Satellitentechnik. So wurden Teile des Trace-Gas-Orbiters, von der Exomars Mission, von OHB direkt aus der Entwicklung der Small GEO Plattform übernommen.
Bevor die Small-GEO-Plattform ihr Potential beweisen kann, muss aber zunächst der Start am Samstag gut gehen. Wer sich die Nacht um die Ohren schlagen möchte, kann den Start ab 1:45 Uhr im Livestream verfolgen.
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Satelliten brauchen viel Treibstoff |
Ach ja, der gute alte "Weltraumschlepper". Die Idee gibt's schon lange. Wollte nicht erst...
Ja, es war mir bewusst, dass die Bezeichnung etwas unglücklich ist. Aber "Hispasat" ist...
+1
Vielen Dank! Ich hatte mich beim dem Artikel so sehr auf die Satelliten konzentriert...