Safe Harbor: Neues US-Gesetz soll Zugriffe auf Daten im Ausland regeln

Eine Gesetzesvorlage in den USA soll genauer definieren, wann US-Gerichte die Herausgabe von Daten auf Servern im Ausland fordern dürfen. Hintergrund ist ein Rechtsstreit zwischen Microsoft und der US-Regierung.

Artikel veröffentlicht am ,
Ein neuer Gesetzesentwurf soll den Zugruff von Daten im Ausland per Durchsuchungsbefehl regeln.
Ein neuer Gesetzesentwurf soll den Zugruff von Daten im Ausland per Durchsuchungsbefehl regeln. (Bild: Kmccoy, CC BY-SA 2.0)

Wann dürfen US-Gerichte die Herausgabe von Daten verlangen, wenn sie auf Servern im Ausland gespeichert sind. Bislang gibt es in den USA dafür keine eindeutige Rechtsgrundlage. Das soll ein neuer Entwurf ändern, der dem Gesetzgeber in den USA letzte Woche vorgelegt wurde. Aktuell wehrt sich Microsoft vor Gericht dagegen, Daten auf seinen Servern in Europa an ein US-Gericht herauszugeben.

Die neue Gesetzesvorlage namens LEADS Act sieht vor, dass Durchsuchungsbefehle auch für Daten auf ausländischen Servern gelten, sofern diese Daten einem US-Bürger gehören. Dazu sollen die aktuellen Gesetze (Stored Communications Act, SCA) um einen entsprechenden Passus erweitert werden. Denn Strafverfolgungsbehörden hätten einen legitimen Bedarf auf elektronische Kommunikation zuzugreifen, die ihre Bürger im Ausland gespeichert haben.

Gesetze im Ausland haben Vorrang

Allerdings schränkt der Gesetzesentwurf explizit ein, dass Durchsuchungsbefehle nur an US-Provider gehen sollen, die ihre Daten auch im Ausland lagern. Außerdem darf ein in den USA ausgestellter Durchsuchungsbefehl Provider nicht dazu zwingen, gegen die Gesetze des Landes zu verstoßen, in denen die Daten lagern.

Microsoft argumentiert, dass die E-Mails ihres US-Kunden sein Privateigentum seien und deshalb dem verfassungsmäßigen Schutz der Privatsphäre unterliegen. Die Bundesrichterin Loretta Preska hingegen stufte die E-Mails als Daten Microsofts und somit als Geschäftsunterlagen ein. Sie schloss sich der Argumentation eines Bezirksgerichts an, Microsoft könne die E-Mails auch von seinen Servern in den USA kopieren. Microsoft nahm ein Urteil wegen Missachtung beim Bundesgericht in Kauf, um die Klage weiterführen zu können.

US-Konzerne wehren sich

US-Konzerne sehen die Forderungen des Gerichts mit Sorge, denn sie gefährden ihrer Ansicht nach deren Bemühungen, Cloud-Daten im Ausland sicher vorzuhalten. Unterstützung in dem Verfahren erhält Microsoft hingegen von den großen IT-Konzernen Apple, AT&T, Cisco und Verizon. Apple und Cisco beteiligen sich inzwischen als sogenannte Amicus Curiae an dem Verfahren. In einer 20-seitigen Stellungnahme legten sie dar, warum ein Recht auf Durchsuchung von Auslandsservern den US-Firmen große Probleme bereiten könnte.

Wann die neue Gesetzesvorlage verabschiedet wird, ist noch unklar. Da sie jedoch von Mitgliedern beider Parteien vorgeschlagen wurde, dürfte sie sowohl im US-Abgeordnetenhaus als auch im Senat eine Mehrheit bekommen. Ob Microsoft mit der Gesetzesvorlage zufrieden ist, ist noch nicht bekannt.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Sharra 23. Sep 2014

Nein leider nicht. Sollte man zwar denken, dem ist aber nicht so einfach. 1. verlegt...

plutoniumsulfat 23. Sep 2014

Die ganzen Stories aus Irak und Co waren wahrscheinlich auch nur Ausrutscher

plutoniumsulfat 23. Sep 2014

Dann gehören die Mails dem Tochterunternehmen, welches wohl Microsoft gehört.

Dcs69S 23. Sep 2014

Microsoft und die Anderen sollen, sofern ich es richtig verstanden habe, Inhalte...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Mysteriöses Start-up
Atomic Semi will Chips einfacher und günstiger herstellen

Sam Zeloof gründet ein Start-up und sammelt Millionen ein. Die Halbleiterfertigung soll einfacher werden, aber wie? Wir haben nachgeforscht.
Eine Analyse von Johannes Hiltscher

Mysteriöses Start-up: Atomic Semi will Chips einfacher und günstiger herstellen
Artikel
  1. Open by Default: Hessen bekommt Open-Data-Gesetz
    Open by Default
    Hessen bekommt Open-Data-Gesetz

    Das Open-Data-Gesetz soll laut Regierung ein Open-by-default-Prinzip umsetzen, enthält aber zahlreiche Einschränkungen.

  2. Reddit: Stundenlanger Ausfall, weil niemand mehr den Code kennt
    Reddit
    Stundenlanger Ausfall, weil niemand mehr den Code kennt

    Die Analyse eines schwerwiegenden Ausfalls bei Reddit zeigt, wie kritisch institutionelles Wissen sein kann.

  3. Massenentlassungen: Accenture streicht 19.000 Stellen
    Massenentlassungen
    Accenture streicht 19.000 Stellen

    Das Beratungsunternehmen Accenture lässt sich seine Sparmaßnahmen rund 1,5 Milliarden US-Dollar kosten.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Cyberport Jubiläums-Deals • MindStar: Gigabyte RTX 4080 OC 1.229€ • Nur noch heute: 38GB Allnet-Flat 12,99€/M. • NBB Black Weeks • Powercolor RX 7900 XTX 1.099€ • Crucial SSD 1TB/2TB (PS5) bis -48% • Amazon Smart TVs ab 189€ • Nintendo Switch + Spiel + Goodie 288€ • PS5 + RE4 569€ [Werbung]
    •  /