Sachverständiger: Internetgrundversorgung "soll Satelliten einschließen"

Durch die Festlegung zur Latenz im neuen Recht für eine Internetgrundversorgung werden geostationäre Satellitennetzbetreiber weitgehend ausgeschlossen. Das sagte Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Branchenverbands VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten) am 9. Mai 2022 beim Digitalausschuss im Deutschen Bundestag. In der Verordnung sind 10 MBit/s Download, 1,7 MBit/s Upload und eine Latenz von 150 ms festgelegt.
Eutelsat Konnect erreichte im Test von Golem.de 100 MBit/s im Download und beim Upload sogar 5 Mbit/s statt der angegebenen 3 MBit/s. Der Ping braucht mindestens 600 ms. Starlink kam laut Ookla bei der Upload-Geschwindigkeit auf 15,17 MBit/s und zeigte eine Latenz von 47 ms. Golem.de hatte im April 2021 mit Starlink sogar maximal 165 MBit/s im Download und rund 20 MBit/s im Upload bei einer Latenz von 27 ms erreicht.
"Mit den aktuell festgelegten Mindestanforderungen und der damit verbundenen zu stark eingeschränkten Nutzung von Satelliten-Internet" , erklärte Grützner, "rückt eine kurzfristige Sicherstellung der Internet-Grundversorgung für viele Bürgerinnen und Bürger in der Praxis in weite Ferne." Damit würden zu strenge Anforderungen an das Recht auf Versorgung mit Telekommunikationsdiensten zu einem Wiederaufleben des Kupfernetzes und Vectoring führen. Bis zum Ausbau mit Glasfaser müssten geostationäre Satelliten und Mobilfunk als Übergangstechnologien zum Einsatz kommen.
VATM: Nicht nur Starlink, sondern auch geostationär
Grützner sagte: "Daher fordern die Verbände der Telekommunikationsbranche, zumindest für eine Übergangszeit etwas höhere Latenzwerte zuzulassen, die auch von geostationären Satelliten erreicht werden können. So könnten geostationäre Satelliten oder hybride Festnetz-Sat-Anschlüsse verwendet werden." Alternativ könnte sich die Latenzanforderung ausschließlich auf Telefonie beschränken, was den Einsatz hybrider Lösungen erleichtern würde.
Der Einsatz von Satelliteninternet solle nicht nur auf "heute noch teure Meo- und Leo-Konstellationen" beschränkt werden, wie dies die Verordnung vorsieht. "Alle Satelliten, einschließlich geostationärer, müssen von der Verordnung berücksichtigt und im Bedarfsfall zugelassen werden." Weltweit gebe es 3,2 Millionen GEO-Satelliten-Anschlüsse, in Europa sind es 260.000. In Nordamerika, wo 2,1 Millionen Satelliten-Anschlüsse genutzt werden, hätten sich im Verlaufe der Covid-Pandemie Videokonferenzen via GEO-Satelliten verdoppelt und die VPN-Nutzung verzehnfacht, sagte Grützner.



