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Sabotage: Bundeswehr warnt vor Sicherheitslücken in NRW-Kartenprojekt

Das nordrhein-westfälische Geodatenprojekt Digitaler Zwilling NRW stößt auf Widerstand aus dem Verteidigungsministerium.
/ Michael Linden
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Screenshot des Digitalen Zwillings NRW (Bild: Digitaler Zwilling NRW)
Screenshot des Digitalen Zwillings NRW Bild: Digitaler Zwilling NRW

Die hochpräzise 3D-Karte des Bundeslandes NRW(öffnet im neuen Fenster) könnte nach Ansicht der Militärs kritische Sicherheitsinformationen preisgeben, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet(öffnet im neuen Fenster) .

Die neue Anwendung sollte ursprünglich Rettungskräften bei Katastropheneinsätzen helfen. Das System zeigt detaillierte geografische Informationen, Gebäudestrukturen und Infrastrukturelemente in drei Dimensionen. Entwickelt wurde es als Reaktion auf die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021.

NRW-Innenminister Herbert Reul hatte das Projekt im September 2024 als Fortschritt für den Katastrophenschutz gepriesen. Die Bedienung sei so einfach, dass jeder mit grundlegenden Computerkenntnissen damit arbeiten könne. Diese Zugänglichkeit bereitet dem Verteidigungsministerium jedoch Sorgen.

Militär sieht potenzielle Angriffsziele gefährdet

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums äußerte Bedenken über die detaillierte Darstellung kritischer Infrastruktur. Die Karte könnte präzise Koordinaten von Militäreinrichtungen und strategisch wichtigen Anlagen liefern. Diese Informationen ließen sich für Sabotageakte oder militärische Angriffe nutzen.

Das Ministerium bewertete das Projekt in seiner aktuellen Form als kritisch. Bereits laufende Gespräche mit dem Bundesinnenministerium sollen eine Lösung für die Sicherheitsbedenken finden. Das CSU-geführte Innenministerium schließt sich der Einschätzung der Bundeswehr an.

Professor Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen kritisiert den Umgang mit den schützenswerten Geodaten. Digitale Sicherheit müsse von Beginn an Teil der Konzeption sein. Bestimmte Daten sollten durch Authentifizierungs- und Autorisierungsmechanismen geschützt werden.

Das Verteidigungsministerium plant eine eingehende Prüfung des NRW-Projekts. Besonders der öffentliche Zugang zu Daten über kritische Infrastruktur und Bundeswehr-Liegenschaften soll auf mögliche Sicherheitsrisiken untersucht werden. Eine rechtliche Grundlage für solche Projekte könnte erforderlich werden.

Das NRW-Innenministerium verweist auf die Open-Data-Strategie des Landes. Der digitale Zwilling werde gemäß dem Bereitstellungsauftrag für Geodaten allen Anwendungen zur Verfügung gestellt. Zu sicherheitsrelevanten Aspekten äußerte sich das Ministerium nicht konkret.

Bundesweite Ausweitung trotz Sicherheitsbedenken

Mehrere Bundesländer arbeiten an ähnlichen Projekten wie dem NRW-Modell. Das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie entwickelt den "Digitalen Zwilling Deutschland" , der ab 2027 verfügbar sein soll. Kleinflugzeuge scannen das gesamte Bundesgebiet mit Lidar-Technologie.

Die bundesweite Karte wird 40 Datenpunkte pro Quadratmeter erfassen. Diese Auflösung reicht aus, um Mülltonnen oder Zäune deutlich darzustellen. Das System soll alle drei Jahre aktualisiert werden und Trends in Bebauung oder Waldbestand dokumentieren.


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