US-Unternehmen distanzieren sich von der Partnerschaft
Besonders die Mobilitätssparte von Yandex setzt auf internationale Zusammenarbeit. 2018 legte das Unternehmen seinen Mitfahrdienst mit dem Konkurrenten Uber in einem Milliardendeal zusammen. Beide Apps liefen über dasselbe Backend für Fahrer, egal ob auf deren gelben Autos Uber oder Yandex stand. Chef des schnell wachsenden Joint Ventures wurde Tigran Khudaverdyan, der spätere CEO von Yandex.
Eine weitere Zusammenarbeit fand in den USA statt. Dort ging Grubhub noch 2021 eine mehrjährige Partnerschaft mit Yandex ein. Der Essenslieferdienst, der zusammen mit Lieferando zu Just Eat Takeaway gehört, machte Yandex zum Lieferanten für seine in den USA eingesetzten Lieferroboter.
Am 4. März beendete Grubhub diese Partnerschaft, eine Woche nach Kriegsbeginn. Auch die Beziehung mit Uber ist seit dem Angriff auf die Ukraine endgültig vorbei. Bereits 2020 übernahm Yandex für eine Milliarde US-Dollar das gesamte Geschäft, Uber blieb aber im Verwaltungsrat vertreten.
Nach dem Beginn des Ukrainekriegs konnte sich Uber kaum schnell genug von der Zusammenarbeit distanzieren. Am 28. Februar, vier Tage nach dem Angriff, traten alle drei Uber-Manager zurück. Ende März 2022 kündigte Yandex selbst an, seinen Lieferdienst in Paris einzustellen.
Jegliche Expansion auf den europäischen und amerikanischen Markt scheint vorbei. Zwar wurde Yandex nicht wie die Staatsmedien RT und Sputnik verboten. Dafür begrenzen ehemalige Partner die Reichweite, zumindest symbolisch. Firefox bietet die Suche von Yandex nicht mehr als Standardoption in seinem Browser an. Yandex verweist nun stattdessen auf seinen eigenen Browser. In Russland hat der ohnehin einen größeren Marktanteil als Firefox.
Kein Krieg auf der Startseite
Der ehemalige Leiter von Yandex' Newsportal, Lev Gershenzon, wirft Yandex eine direkte Beteiligung an russischer Desinformation vor. "Heute ist der sechste Tag, an dem auf der Hauptseite von Yandex mindestens 30 Millionen russische Benutzer sehen, dass es keinen Krieg gibt", schrieb er eine Woche nach Kriegsbeginn auf Facebook. Dazu postete er einen Screenshot, auf dem keine Nachrichten zum Ukrainekrieg zu sehen sind.
Bis 2012 leitete Gershenzon das Newsportal Yandex Zen. 2021 hatte Zen 22 Millionen täglich aktive Nutzer. "Die Tatsache, dass ein bedeutender Teil der russischen Bevölkerung glauben mag, dass es keinen Krieg gibt, ist die Grundlage und treibende Kraft dieses Krieges", schrieb Gershenzon und sah auch Yandex in der Verantwortung. "Jeder Tag und jede Stunde solcher 'Nachrichten' kostet Menschenleben. Und sie, meine ehemaligen Kollegen, sind auch dafür verantwortlich."
Der Appell von Lev Gershenzon richtet sich vor allem an seine ehemaligen Kollegen bei Yandex. Mittlerweile wird sein Facebook-Beitrag in der Begründung der EU aufgeführt, Sanktionen gegen CEO Tigran Khudaverdyan einzuführen. Seit Beginn des Kriegs warnt Yandex russische Nutzer vor angeblichen Falschinformationen. "Einige Materialien im Internet können falsche Informationen enthalten. Bitte seien Sie vorsichtig", steht über den Suchergebnissen.
Weitere Informationen liefert der Banner nicht. Statt mit der Kuration der Nachrichten eine klare Position zu beziehen, erwägt Yandex mittlerweile einen Verkauf der gesamten Sparte. Erster Kandidat ist VKontakte - Russlands größtes soziales Netzwerk, auf das der Kreml deutlich direkter Einfluss nimmt als auf Yandex.
Schon vor dem Krieg angespanntes Verhältnis zur Ukraine
Das Verhältnis von Yandex und der Ukraine war schon länger mehr als angespannt. Seit 2005 ist die Suchmaschine auch in der Ukraine verfügbar. Das Angebot wurde in den darauffolgenden Jahren schrittweise ausgebaut, Dienste übersetzt und auf den ukrainischen Markt angepasst.
Doch im Mai 2017 ließ der damalige Präsident Petro Poroschenko Yandex zusammen mit Mail.ru und Vkontakte in der Ukraine sperren. Yandex war damals zusammen mit anderen Unternehmen und Einzelpersonen auf einer langen Sanktionsliste der Ukraine gelandet. Nach eigenen Angaben nutzten zu diesem Zeitpunkt 11 Millionen Menschen in der Ukraine die verschiedenen Dienste von Yandex.
Dass Yandex besondere Aufmerksamkeit erhielt, lag auch an den sensiblen personenbezogenen Daten, die ihre Dienste verarbeiten. Nach Durchsuchungen des ukrainischen Staatssicherheitsdienstes im Sommer 2017 schloss Yandex seine Büros in Kyjiw und Odessa. Ukrainische Strafverfolgungsbehörden warfen dem Unternehmen vor, illegal Daten ukrainischer Bürger gesammelt und nach Russland weitergeleitet zu haben, "insbesondere personenbezogene Daten, Beruf, Lebensweise, Besuchsorte, Wohnsitze, Telefonnummern, E-Mails und Konten in sozialen Netzwerken".
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Russland: So geht es im Ukrainekrieg mit Yandex weiter | Die Sanktionen treffen indirekt auch Yandex |
Rein theoretisch. Aber zwischen google und yandex/tineye liegt nicht nur eine, sondern...
Gibts irgendwelche Infos, wie es bei Citadel weiter geht? Die sind wohl in yandex...
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