Russische Spionage: Mit Netzwerfer-Drohnen gegen Wegwerfagenten

Deutsche Sicherheitsbehörden planen eine großangelegte bundesweite Kampagne, die vor Folgen einer Spionage im Auftrag Russlands warnen soll. Das berichtet die Wirtschaftswoche(öffnet im neuen Fenster) (Paywall) im Zusammenhang mit Angaben westlicher Nachrichtendienste, wonach russische Akteure mit der Hilfe von Drohnen die Routen von Waffentransporten in die Ukraine ausspionierten. Dabei werde auch auf sogenannte Wegwerfagenten zurückgegriffen, die für ein geringes Entgelt die Transporte überwachten.
Dem Bericht zufolge sind die Drohnenüberflüge über den Waffentransporten Teil einer groß angelegten Spähaktion. Dabei würden nicht nur leichte Hobbydrohnen benutzt, sondern auch große, geflügelte Geräte. "Die aktuelle These lautet, dass Russland die Drohnen von Schiffen in der Ostsee aus auf die Reise schickt" , zitiert das Magazin einen Insider. Zuletzt seien sogar Modelle aus Iran in Thüringen gesichtet worden.
"Wir reden über einen starken Anstieg der Fälle im Bereich der Spionage und hybrider Maßnahmen" , sagt Martina Rosenberg, Präsidentin des Militärischen Abschirmdienstes (MAD), der Wirtschaftswoche. Die Einsätze Russlands würden "massiver und auch aggressiver" .
Dem Bericht zufolge können russische Geheimdienste sehr leicht Akteure für die Drohnenflüge in Deutschland rekrutieren. Dabei könnten die russischen, vormals sowjetischen Geheimdienste FSB und GRU auf alte Netzwerke in Ostdeutschland zurückgreifen. Besonders gerne würden Personen im Kleinkriminellenmilieu angeworben.
Brandstiftung für 200 bis 300 Euro
Die Befehle der Auftraggeber reichten von Drohnenflügen über regierungskritische Graffitis bis hin zu Brandstiftungsaufträgen. So sollen in jüngster Zeit etwa Auspuffrohre mit Bauschaum verstopft(öffnet im neuen Fenster) oder Hauswände mit Davidsternen markiert(öffnet im neuen Fenster) beschmiert worden sein. Westliche Dienste berichten laut Wirtschaftswoche, dass ein regierungskritisches Graffiti 8 bis 12 Euro koste, die Bezahlung für Brandstiftung bewege sich in der Regel rund um 200, 300 Euro. Nur sehr selten flössen vierstellige Beträge.
Die Bekämpfung der Drohnenflüge mit anderen Mitteln erscheine hingegen schwierig. Zumindest zum Schutz ihrer eigenen Areale habe die Bundeswehr zuletzt mehrere Dutzend sogenannter Netzwerfer-Drohnen bestellt. Diese können unbekannte Flugobjekte einfangen und sollten bereits die Fußball-EM 2024 in Deutschland schützen . Der Schutz der Militärtransporte sei hingegen schwierig, da sich die Lkw durch mehrere Bundesländer bewegten und dadurch die Zuständigkeiten wechselten.
Pistorius wenig überrascht
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zeigte sich von dem Bericht wenig überrascht. Die Bundeswehr sei nicht zuständig für die Überwachung von zivilem Territorium oder Straßenverbindungen in Deutschland, was Drohnen angehe, sagte der SPD-Politiker nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa nach einem Treffen mit seiner spanischen Amtskollegin Margarita Robles in Berlin und fügte hinzu: "Aber ja, dass Drohnen auch irgendwo über den Häfen, über den Eisenbahnanlagen unterwegs sind, dürfte niemanden überraschen. Es gibt aber nicht so furchtbar viel Handhabe dagegen."
Pistorius sagte weiter, die Zuordnung, von wo aus Drohnen gesteuert werden, sei oft sehr schwierig. Er betonte, dass der Schutz militärischer Anlagen verstärkt worden sei, und nannte Techniken zum Abfangen von Drohnen. "Aber das ist ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel technischer Art zwischen dem, was Drohnenentwickler machen, und dem, was wir tun können, auch das gehört zur Wahrheit dazu" , sagte der Verteidigungsminister.



