RSC Tornado: Supercomputer mit russischen CPUs geplant

Der RSC Tornado ist eine russische Supercomputer-Referenzplattform, welche die zuletzt stark kritisierten Elbrus-CPUs aufnimmt.

Artikel veröffentlicht am ,
Mehrere Serverschränke des älteren RSC-Tornado-SUSU-Supercomputers
Mehrere Serverschränke des älteren RSC-Tornado-SUSU-Supercomputers (Bild: RSC Group)

Spätestens mit dem Angriff auf die Ukraine hat Russland den Zugriff auf westliche Hardware zumindest offiziell weitestgehend verloren, weshalb andere Lösungen her müssen: Die russische RSC Group hat daher die RSC Tornado angekündigt (via The Register), eine Referenzplattform für Supercomputer. Diese ist für unterschiedliche CPUs ausgelegt, die RSC Group hebt jedoch explizit die Elbrus-Prozessoren des Moskauer Zentrum für Sparc-Technologie (MCST) hervor.

Technische Details zur RSC-Tornado-Plattform gibt es nahezu keine, der RSC Group zufolge sollen sich aber 104 Server in einen Schrank integrieren lassen. Die Warmwasserkühlung ist laut dem HPC-Anbieter eine Eigenentwicklung, sie arbeitet bei bis zu 60 Grad und soll eine Power Usage Effectiveness (PUE) von 1,04 erreichen - perfekt wäre eine glatte Eins. Auch die Software zur Orchestrierung der RSC Tornado ist proprietär.

Erfahrung mit dieser und der Warmwasserkühlung hat die RSC Group zu Genüge, da sie mit dem MVS-10P OP2 des Joint Supercomputer Center of the Russian Academy of Sciences (JSCC RAS) in Moskau, dem Govorun des Joint Institute for Nuclear Research (JINR) in Dubna und dem System der Peter the Great St. Petersburg Polytechnic University (SPbPU) für mehrere Supercomputer verantwortlich zeichnet.

Keine Konkurrenz für x86-Hardware

Fraglich ist da schon eher die Performance der Elbrus-CPUs: Aktuelles Topmodell ist der Elbrus-8SV mit 1,5 GHz für alle acht Kerne. Hier nutzt das MCST die bis dato aktuelle Gen5-VLIW-Architektur und hat DDR4-Speicher sowie 128-SIMD-Rechenwerke eingeführt. Der Chip wird per 28-nm-Verfahren produziert, konkret bei TSMC in Taiwan.

  • Überblick zum Elbrus-16S (Bild: MCST)
  • Die CPU nutzt die Gen6-VLIW-μArch (Bild: MCST)
  • Neu sind der verdoppelte L2 pro Kern ... (Bild: MCST)
  • ... und das achtkanalige DDR4-Interface. (Bild: MCST)
  • Im Inneren verbindet ein Mesh die CPU-Kerne. (Bild: MCST)
  • Der Elbrus-16S integriert unter anderem PCIe Gen3. (Bild: MCST)
  • Wie andere Server-CPUs auch unterstützt er on-Chip-Cluster. (Bild: MCST)
  • Benchmark-Vergleich des Elbrus-8SV und des Elbrus-16S (Bild: MCST)
  • Der Elbrus-32S nutzt DDR5 und PCIe Gen5 (Bild: MCST)
  • Beim Elbrus-2SC für Laptops gibt es eine Video-Engine. (Bild: MCST)
  • Kraftway entwickelt einen SSD-Controller für Elbrus. (Bild: MCST)
  • Trotz NVMe ist die Geschwindigkeit gering. (Bild: MCST)
  • Die Kapazität der SSD liegt bei bis zu 2 TByte. (Bild: MCST)
  • Elbrus-Roadmap (Bild: MCST)
Elbrus-Roadmap (Bild: MCST)
Elbrus-2S3Elbrus-8SElbrus-8SVElbrus-12SElbrus-16SElbrus-32S
Fertigung16 nm28 nm 28 nm 16 nm16 nm7 nm
Die-Size(?)(?)333 mm² (?)618 mm² ~ 600 mm²
Transistoren(?)(?)2,78 Mrd(?)~ 12 Mrd~ 30 Mrd
Kerne2 (Gen6)8 (Gen4)8 (Gen5)8 (Gen6)16 (Gen6)32 (Gen7)
Takt2 GHz1,3 GHz1,5 GHz1,5 GHz2 GHz(?)
RAM2x DDR4-32002x DDR3-16002x DDR4-2400 (ECC)2x DDR4-32008x DDR4-3200 (ECC)6x DDR5 (ECC)
TDP15 Watt70 Watt80 Watt(?)110 Watt(?)
Sonstigesmit GPU, Video-Engine, PCIe Gen3erstmals L3-Cache statt nur L2 pro Kernführte DDR4 und Gen6 ein, daher SIMD-128soll günstig sein und gutes PLV aufweisenhat Hardware-Virtualisierung, ist ein SoC mit 2,5-GbE100-GbE, PCIe Gen5, CLX 2.0
Spezifikationen von MCSTs Prozessoren

Auf dem Elbrus Partner Day 2021 verglich Sber Infra - eine Tochter der größten russischen Bank, der Sberbank, - die Leistung von vier älteren Elbrus-8S mit der von zwei Xeon Gold 6230. Die beiden Intel-Chips waren dank jeweils 20C/40T bei 2,1 bis 3,90 GHz sowie besserer Architektur weit überlegen, unter anderem weil das Elbrus-System nur 256 GByte an DDR3-Speicher aufweist.

Je nach Workload erreichten die beiden Xeon Gold 6230 die doppelte bis dreifache Geschwindigkeit der vier Elbrus-8S, bei Java gar etwa Faktor 20 aufgrund der sehr viel langsameren Antwortzeiten. Es ist daher fraglich, ob Russland die Prozessoren des MCST tatsächlich in größerem Maßstab einsetzen wird. Hinzu kommt, dass die Fertigung bei TSMC erfolgt und Taiwan sich an den Sanktionen gegen Russland beteiligt - dabei benötigen gerade Supercomputer unzählige CPUs.

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sue181 13. Apr 2022

die dinger sind ja fast so schnell wie mein 7 jahre altes handy bei 10-20 fachem...

Saladien 13. Apr 2022

Ich kenne da so manche business Java Anwendung die auch die 50 knackt. Da sind 32 Kern...

ms (Golem.de) 12. Apr 2022

Der 16S sollte wohl mal 2020 starten, aber davon ist bisher nichts zu sehen.

Legendenkiller 12. Apr 2022

naja ... TSMC produziert nicht mehr für russische Auftraggeber... 1. haben sie...



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