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Rostec MP21: Russischer Raspberry-Pi-Konkurrent mit Sowjet-Charme

Ein SBC mit Elbrus-CPU soll besser sein als der Raspberry Pi 5 - bei sehr spezieller Betrachtung. Aktuell gibt es nicht einmal Bilder.
/ Johannes Hiltscher
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Es gibt sie: Ein Tray mit Elbrus-2C3-SoCs - aufgenommen 2021. (Bild: stimul.online)
Es gibt sie: Ein Tray mit Elbrus-2C3-SoCs - aufgenommen 2021. Bild: stimul.online

Ein in Russland entwickelter Single Board Computer (SBC) sei besser als der Raspberry Pi 5 ( Test ): Der Artikel des russischen Nachrichtenportals Cnews über den MP21 von Rostec(öffnet im neuen Fenster) lässt aufhorchen (via Tom's Hardware(öffnet im neuen Fenster) ). Doch schnell zeigt sich, dass Cnews sich nicht auf die Leistung des verbauten System-on-Chip (SoC) Elbrus 2S3(öffnet im neuen Fenster) bezieht. Vielmehr hebt das Portal hervor, dass der 95 x 95 mm große SBC mit einem M.2-Slot ausgestattet ist und daher größere Speichermedien aufnehmen könne - beim Raspberry Pi 5 muss ein M.2-Slot per HAT-Modul ( Test ) nachgerüstet werden. Die Speicherausstattung ist mit 8 GByte DDR4-ECC-RAM ordentlich.

Ob das SoC mit zwei Kernen auf Basis der vom Moscow Center for SPARC Technologies (MCST) entwickelten Elbrus-2000-Architektur den vier Cortex-A76-Kernen des Raspberry Pi 5 gewachsen ist, erscheint aber zumindest fragwürdig. Klar ist nur: Die Leistungsaufnahme ist mit bis zu 30 Watt deutlich höher, ob das SoC mit 1,6, 1,8 oder 2 GHz taktet, bleibt allerdings offen. Das gilt auch für die Frage, welche Nachfrage an MP21 Hersteller Rostec überhaupt decken könnte.

Denn der Nachschub an Elbrus-2S3-SoCs ist unklar: Entworfen wurde der Chip für TSMCs 16-nm-Prozess. Der Halbleiterfertiger hat allerdings infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine quasi sämtliche Lieferungen an russische Unternehmen eingestellt und sogar 300.000 fertige Chips nicht ausgeliefert . Angeblich sollen jedoch ausreichend SoCs vorhanden sein, das MCST könnte die Produktion zu einem chinesischen Fertiger verlagert haben.

Kaum Informationen, viel Nostalgie

Hierzu gibt es aber keine weiteren Informationen, Cnews erhielt nicht einmal Bilder des SBC. Eine Versuchscharge soll aber bereits gefertigt worden sein, beim Produktionsvolumen werde man sich an den Bedürfnissen des Markts orientieren. Vielmehr wird hervorgehoben, dass das SBC unabhängig vom Ausland entwickelt wurde: Verantwortlich war das Institut für elektronische Steuerungsmaschinen (INEUM) der Akademie der Wissenschaften.

Es wurde 1958 vom sowjetischen Computerpionier Isaak Semjonowitsch Bruk(öffnet im neuen Fenster) gegründet, dessen Namen es heute trägt - was explizit im Kommentar von Rostec erwähnt wird. Neben dem Verweis auf die russische Geschichte ist dem Konzern wichtig, dass sich der SBC aufgrund des russischen Prozessors auch für den Einsatz in kritischer Infrastruktur eignet. Offiziell soll er als Prozesskontrollrechner in Industriesteuerungen zum Einsatz kommen - andere Unternehmen bieten dafür bereits Steckkarten an(öffnet im neuen Fenster) .

Interessant ist auch Rostec(öffnet im neuen Fenster) , der Entwickler des MP21. Das Unternehmen ist eine Staatsgesellschaft, die schwerpunktmäßig im Rüstungsbereich aktiv ist: Neben Uralwagonsawod, dem Hersteller der T-Kampfpanzer, hält Rostec eine Sperrminorität am Konzern Kalaschnikow, zum Konzern gehören aber auch ein Pharmahersteller und das Kaliningrader Bernsteinkombinat.


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