Senioren und Singles sind die Zielgruppe

So sorgte im Herbst vergangenen Jahres der sozial intelligente Roboter Erica, eine Entwicklung der Universität Kyoto, für Verblüffung. Erica schaffte es, verschiedene Lachtypen ihres Gegenübers einzuordnen und entsprechend zu reagieren. Es könnte der Beginn von Robotern sein, die Witze verstehen.

Ein Jahrzehnt zuvor wurde Hiroshi Ishiguro von der Universität Osaka zu einem Star der Robotik, als er seinen "Geminoid" vorstellte, also einen Roboterzwilling. Das äußerlich menschengleiche Wesen war der Versuch, eine dem menschlichen Gesicht möglichst ähnliche Mimik zu konstruieren. Insofern wollte Ishiguro die für androide Roboter große Herausforderung des Uncanny Valley bewältigen – dass Roboter, die irgendwie menschenähnlich sind und irgendwie nicht, auf Menschen oft gruselig wirken.

Kurz nachdem Ishiguro weltweit Schlagzeilen gemacht hatte, eröffnete im südwestjapanischen Nagasaki erstmals ein Hotel, in dem fast nur Roboter arbeiteten: als Rezeptionisten, Concierges, Kofferverstauer, Entertainer und einiges mehr. Das Hen-na hotel diente zugleich als Spielwiese für neue Entwicklungen in der Roboterwelt. Regelmäßig wurden die dort eingesetzten Roboter daher auch ausgetauscht. Einer der bekanntesten dort eingesetzten Androiden ist Pepper von Softbank.

Auch die Roboter, die in diversen Wirtschaftsbranchen eingesetzt werden, von Landwirtschaft bis Gesundheitswesen, sind zusehends leistungsfähiger. Die Firma Cyberdyne brachte vor einigen Jahren ein mit zahlreichen Sensoren ausgestattetes Exoskelett auf den Markt, mit dem Menschen mit lahmen Beinen wieder laufen lernen können. In der Pandemie wurde dann ein Ernteroboter fertig, der schneller Äpfel pflücken kann als jeder Mensch und außerdem bemerkt, wenn sein Apfelcontainer voll ist.

Nicobo kann all das nicht. Er sitzt nur da, kann nicht einmal laufen oder krabbeln. Aber gerade im Kontext einiger sozialer Entwicklungen in Japan könnte in Nicobos Niedlichkeit der Schlüssel zum Erfolg liegen. Einerseits nimmt inmitten der alternden Bevölkerung die Zahl der Seniorinnen und Senioren zu, die gebrechlich sind oder keinen Partner mehr haben. Andererseits steigt gerade in den Metropolen auch die Zahl jüngerer Erwachsener, die alleinstehend sind. Sieht man sich die PR-Videos von Panasonic an, wird auch diese Zielgruppe ins Visier genommen.

Aber hat Nicobo wirklich gar keine besonderen Fähigkeiten? So ganz richtig ist dieser Eindruck nicht. Wenn man sein kurzes Fell berührt, wackelt er mit seinem Schwanz und macht eine freundliche Geste. Neben den paar Wörtern Japanisch, die er beherrscht, murmelt Nicobo noch in der Fantasiesprache "Moko" vor sich hin – wobei niemand beurteilen kann, wie gut er "Moko" spricht.

Und dann ist da doch noch eine Fähigkeit, die wohl kein anderer Roboter hat: Wie aus dem Nichts furzt Nicobo manchmal plötzlich. Es stinkt aber nicht. Weshalb einige Kunden, die das niedlich finden, vielleicht wirklich bereit sind, 60.500 Yen (rund 423 Euro) für diesen "schwachen Roboter" auszugeben.

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 Roboter Nicobo: Piepsen und Pupsen kann er
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