Rise: Europas Weltraum-Doktor für längere Satellitenleben

Mit der europäischen Rise-Mission(öffnet im neuen Fenster) soll die Lebensdauer von geostationären Satelliten verlängert werden. Die sogenannte Wartungsmission in der Umlaufbahn (In-Orbit-Servicing-Mission) soll zunächst zeigen, dass sie sich sicher an einen geostationären Kundensatelliten andocken, ihn manövrieren und dann wieder freigeben kann.
Rise ist damit eine Art Satelliten-Doktor. Während er andockt und die Lage- und Umlaufbahnkontrolle seines Ziels übernimmt, bleiben die eigene Stromversorgung, die Kommunikation mit der Erde und die Nutzlast des Kundensatelliten voll funktionsfähig.
Esa: Die Müllabfuhr im Weltall
Dafür hat das kommerzielle italienische Raumfahrtunternehmen D-Orbit mit der europäischen Raumfahrtbehörde Esa einen Vertrag über 119 Millionen Euro unterzeichnet. Die Mission soll zur Schaffung einer Kreislaufwirtschaft im Weltraum beitragen. Das steht im Einklang mit der Null-Prozentgrenze (des Zero-Debris-Ansatzes), mit der die Entstehung neuer Weltraumtrümmer bis 2030 gestoppt werden soll.
Entsprechend werden Weltraum-Müllabfuhren wie die von Clear Space geplant. Und mit Missionen wie Draco soll der Verglühungsvorgang von ausrangierten Satelliten in der Erdatmosphäre verbessert werden.
Die letzte Ruhestätte für geostationäre Satelliten
Bisher wird ein Teil der Satelliten am Ende ihrer Lebensdauer in die Erdatmosphäre gelenkt, wo sie verglühen sollen. Vor allem weit entfernte geostationäre Satelliten, die sich in einer Höhe von fast 36.000 km befinden, werden jedoch in einen 300 km höheren Orbit gebracht. Der vorhandene Treibstoff wird dabei komplett aufgebraucht oder in den freien Weltraum entlassen. Dort finden diese Satelliten ihre letzte Ruhestätte, in der Friedhofsumlaufbahn.
Es würde viele tausend Jahre dauern, bis ihre Umlaufbahnen auf natürliche Weise so weit absinken, dass sie die aktiven Satelliten stören. Dadurch wurden sie vorerst sicher entsorgt und wurden aus dem Weg geräumt.
"Auf der Erde würden wir so etwas nie tun: Wir würden unser Auto betanken, es fahren, bis der Tank leer ist, und es dann irgendwo stehen lassen. Und doch funktioniert die Raumfahrt bisher größtenteils so" , erklärt Andrew Wolahan (Rise-Projektmanager bei der Esa) in einer Pressemitteilung. "Das ist nicht nur teuer, sondern auch eine der Hauptursachen für Weltraumschrott, was sich wiederum negativ auf die Kosten künftiger Weltraumerkundungen auswirkt."
Ablauf der Mission
Die Rise-Mission soll im Jahr 2028 starten. Seine Parkbahn befindet sich etwa 100 km über der geostationären Umlaufbahn und damit unter dem Friedhofsorbit. Obwohl die Betreiber des Kundensatelliten Rise erwarten werden, ist ihr Satellit unvorbereitet, da er ursprünglich nicht für das Andocken an einen anderen Satelliten ausgelegt war.
Rise wird sich an dem Ring festhalten, der den Satelliten ursprünglich mit seiner Trägerrakete verband. Sobald er den Satelliten fest im Griff hat, ändert er seine Fluglage und seine Umlaufbahn.
Nach dem Testlauf endet die Beteiligung der Esa. Der Satellit soll aber weiterhin für insgesamt acht Jahre im Orbit bleiben und aktive geostationäre Satelliten kommerziell warten. In späteren Missionen soll dann gezeigt werden, dass die Rise-Mission auch Dienste wie Betankung, Modernisierung, Recycling und die Montage von neuen Bauteilen an veralteten Satelliten vollbringen kann.
Rise ist zwar kleiner als die meisten geostationären Satelliten - die so groß wie ein Schulbus sein können. Dennoch hat er die Ausmaße eines Minivans und wird beim Start etwa drei Tonnen wiegen - ungefähr 800 Kilogramm davon sind Treibstoff.
Ähnliche Missionen gab es bereits mit dem Weltraum-Doktor Osma-1 oder dem Mev-2-Satelliten von Northrop Grumman .



