Retro-Projekt: Moderne Hardware für MS-DOS

Da sein alter PC für seine Bedürfnisse nicht mehr ausreichte, suchte der Bastler Yeo Kheng Meng nach Hardware für ein Upgrade. Damit dieser auch seinem Retro-Enthusiasmus gerecht würde, mussten die gewählten Komponenten auch mit MS-DOS betrieben werden können, wie er in einem Blog-Beitrag beschreibt(öffnet im neuen Fenster) .
An seinen neuen PC stellte er die Anforderungen, dass sich dieser für einfache Machine-Learning-Aufgaben, den Betrieb moderner Spiele mit angemessener Leistung, einfache Videobearbeitung und - besonders wichtig - dem Experimentieren mit Retro-Hard- und -Software eignen sollte.
Dafür war es nötig, die neuen Komponenten daraufhin zu prüfen, dass diese auch mit einem alten Betriebssystem wie MS-DOS 6.22 kompatibel sind. So fiel Mengs Wahl auf das Asus-Mainboard PRO B650M-CT-CSM, da dieses mit einem COM- und einem LPT-Header an der Unterseite ausgestattet ist. Beide lassen sich mit Flachbandkabeln zu echten Ports ausbauen, die er für Versuche mit alten Sound- und Netzwerkadaptern verwenden wollte.
Als Grund, warum er keine PCI-Express-Karte mit LPT-Port einsetzen wollte, gibt er an, dass diese nicht auf traditionelle Parallelport-Adressen abgebildet werden. Manche ältere Anwendungen sind aber so programmiert, dass sie nur diese verwenden. Weiter führt Meng aus, dass nur ein Motherboard mit nativer Unterstützung direkt darauf zugreifen kann.
Sehr wichtig war für Meng auch, dass ein PS/2-Anschluss vorhanden ist, da er immer noch entsprechende Peripheriegeräte verwendet. Ein PS/2-Anschluss sei zudem ein wichtiger Hinweis darauf, dass das Board UEFI-CSM unterstützt, was eine wichtige Voraussetzung für den Betrieb von DOS ist. Das ausgewählte Mainboard aktiviert diese Option allerdings nur, wenn eine diskrete Grafikkarte vorhanden ist. Dies liegt wohl daran, dass die integrierte AMD-Radeon-GPU des Prozessors kein kompatibles Legacy-Video-Bios hat.
Für einen AMD Ryzen 5 7600 und eine Nvidia Geforce 4060 Ti entschied er sich wohl hauptsächlich, weil sich diese für seine moderneren Experimente gut eignen. Auch die 64 GB Arbeitsspeicher sowie eine 1 TB große SSD sind für die modernen Anwendungen gedacht.
Floppy-Laufwerk, EAX und MTCP
Den Creative Sound BlasterX AE-5 übernimmt Yeo Kheng Meng aus seinem vorherigem Build. Die Soundkarte verfügt über eine Softwarefunktion namens Creative Alchemy, die es ermöglicht, EAX (Environmental Audio Extensions) in älteren Spielen auf modernen Systemen zu verwenden. Über eine DOS-Soundblaster-Unterstützung verfügt sie allerdings nicht.
Um auch ein Diskettenlaufwerk verbauen zu können, musste der Bastler einen USB-Adapter einsetzen, der den 34-Pin-Diskettenanschluss zu USB konvertiert und diesen mit dem internen USB-2.0-Anschluss des Mainboards verbindet. Anschließend wurde dieses als USB-Laufwerk erkannt, von dem auch gebootet werden kann.
Da sich die NDIS2-Treiber nicht mit dem internen Realtek RTL8168 Gigabit-Chip und dem DOS-Dienstprogramm MTCP zum Funktionieren bringen ließen, verwendete Meng einen Xircom-PE3-10-Mbps-Adapter mit paralleler Schnittstelle für die Netzwerkanbindung. Der Xircom PE3 wird über einen Adapter mit Energie versorgt, der zwischen den PS/2-Anschluss gesteckt wird.
Kleinere Probleme beim Betrieb von DOS
Die Installation von DOS führte er tatsächlich von einer alten Diskette aus, ließ dieses aber auf einer externen Micro-SD-Karte installieren, damit seine NVME-Laufwerke nicht versehentlich beschädigt oder überschrieben wurden.
Die Sound-Blaster-Kompatibilität konnte Meng mit Audiotreibern von Sbemu herstellen. Dieses Projekt bietet entsprechende Software für eine Reihe moderner Sound-Hardware. Die für den Xircom-Adapter nötigen Treiber konnten ebenfalls recht einfach im Internet gefunden werden, wodurch dieser mit den MTCP-DOS-Netzwerkdienstprogrammen kompatibel wurde.
Zu den Problemen, mit denen er nach der Installation konfrontiert war, gehörten zu schnell laufende DOS-Spiele und, dass USB-Laufwerke ohne Partitionen oder ein leeres Diskettenlaufwerk nicht erkannt wurden. Letzteres lag wahrscheinlich daran, dass das Mainboard leere Laufwerke nicht als bootfähig erkennt und somit nicht anzeigt.
Außerdem wird sein Parallelanschluss vom Xircom-Treiber und dem Dienstprogramm EPP (Enhanced Parallel Port) nur als bidirektionaler Standarddruckeranschluss ohne Interrupt (IRQ) erkannt. Dadurch arbeitet dieser nur mit 100 KBit/s.
Als Zusammenfassung seiner Bemühungen kommt Yeo Kheng Meng zu dem Schluss, dass sich die Industrie anscheinend immer noch bemühe, eine gute Abwärtskompatibilität zu x86-PCs zu gewährleisten. Außerdem zeigt er sich beeindruckt, dass eine Geforce RTX 4060 Ti immer noch ältere Video-Bios-Modi unterstützt.



