Wir sollen mit der Veröffentlichung von Details zurückhaltender sein
Golem.de: Nach den Skandalen der vergangenen Jahre, unter anderem den Snowden-Veröffentlichungen, gibt es viel Misstrauen gegenüber der IT-Industrie. Sind Transparenz und Informationen nicht wichtig, um wieder Vertrauen aufzubauen?
Vanunu: Wir alle wollen Informationen, wir verlangen danach. Zu Recht. Was ich mir vorstelle, ist ein Prozess, um bestimmte Software, die für Unternehmen und Konsumenten von besonderer Wichtigkeit ist, anders zu behandeln. Wir sollten einen Prozess definieren, der eine Zurückhaltung bei der Veröffentlichung von Details vorsieht.
Bei Sicherheitslücken mit der Einstufung "Hoch" und "Kritisch" könnte man darüber nachdenken, Details für einen bestimmten Zeitraum zurückzuhalten und nur eine ungefähre Angabe zu veröffentlichen. Die volle Disclosure mit allen technischen Details erfolgt dann etwas später, etwa nach sechs Monaten. Auch in den CVE-Details würde dann erst nur ein Abstract stehen, das später ergänzt wird.
Golem.de: Dieser Vorschlag könnte in der Security-Szene durchaus für Aufruhr sorgen. Nochmal die Frage: Würde die Geheimhaltung von Details nicht zu Verschwörungstheorien und Misstrauen führen?
Vanunu: Ja, das stimmt natürlich. Und es ist keine einfache, generische Entscheidung. Es ist auch eine schwierige Entscheidung, welche Software wir solchen Regeln unterwerfen sollten. Wir als IT-Sicherheitscommunity sollten einen Dialog darüber führen, welche Gefahren die größten sind und wie wir darauf am besten reagieren können. Wir sollten die großen drei, die großen fünf Firmen definieren, deren Software besondere Wichtigkeit hat.
"Wir kämpfen nicht mehr gegen gelangweilte Teenager"
Unser primäres Ziel als IT-Sicherheitscommunity ist es, die Nutzer von Software besser zu schützen. Wir sollten Cyberkriminelle aushungern und nicht mit Details füttern. Wir müssen den Zyklus unterbrechen, der Kriminelle mit immer mehr Informationen versorgt, mit denen sie dann Nutzer angreifen können. Wir müssen diesen Kreislauf unterbrechen.
Wir müssten dann natürlich gut erklären, warum wir das machen wollen, damit es nicht zu Misstrauen kommt. Aber wir müssen heute immer bedenken: Wir kämpfen nicht mehr gegen gelangweilte Teenager in ihrem Schlafzimmer. Cybercrime-Banden werden immer professioneller - und arbeiten teilweise auch mit Staaten zusammen.
Golem.de: Noch immer gibt es leider Fälle, in denen Hersteller monatelang nicht auf Berichte von Hackern und Sicherheitsforschern reagieren. Was sollte in diesem Fall geschehen?
Vanunu: Wenn Hersteller nicht reagieren, führt in den meisten Fällen kein Weg an Full Disclosure [der einseitigen, nicht abgesprochenen Veröffentlichung einer Sicherheitslücke durch den Entdecker, Anm. d. Redaktion] vorbei. Auch hier sollten die Entdecker aber versuchen, verantwortlich mit den Informationen umzugehen.
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Responsible Disclosure: "Wir sollten die Kriminellen aushungern" | Security-Firmen sollten bessere interne Sicherheitsprozesse haben |
Die Praxis der vielen oftmals sogar völlig vertraulich und unternehmensfreundlich...
Kann man so pauschal nicht sagen. Ein Großteil der proprietären Systeme "da draußen...
Soweit ich es verstanden habe, ist das die Hauptaussage dieses "Experten". Klingt nicht...
Wenn das Update dann überhaupt funktioniert. Sie haben's auf jeden Fall irgendwann im...