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Zusammenfassung: Das sind die aktuellen Empfehlungen

Diversifizierung der Kommunikationskanäle

Kommunen, Unternehmen und Krankenhäuser sollten mehrere unabhängige Kanäle einrichten – Mobilfunk, Festnetz, Funk, Satellit, Lora, WLAN-Mesh, Sirenen, NOAA-Radios, lokale Medien und klassische Läufer. Die California Hospital Association nennt eine Vielzahl von Geräten und Anwendungen, die parallel genutzt werden können, um die Abhängigkeit von einzelnen Systemen zu reduzieren(öffnet im neuen Fenster) .

Aufbau dezentraler Netze und Selbsthilfebasen

Gemeinden sollten vorab Selbsthilfebasen planen, die bei Stromausfällen als lokale Kommunikations- und Versorgungszentren dienen. Die Funkzellen sind autark mit Energie zu versorgen und sollten per Mesh-Netz verbunden sein. Redundanz stellt sicher, dass beim Ausfall einzelner Zellen die Kommunikation aufrechterhalten werden kann(öffnet im neuen Fenster) .

Förderung von Mesh-Technologien und Lora-Netzen

Politik und Behörden sollten Mesh-basierte Peer-to-Peer-Netze als Ergänzung zur bestehenden Infrastruktur fördern. Erfahrungen auf den Bahamas zeigen, dass solche Netze schnell einsatzbereit sind und die einzige nachhaltige Verbindung bieten können. Auch die Forschung aus Zürich demonstriert, dass Lora-Mesh-Systeme mit Smartphones einfach bedient werden können und in städtischen Gebieten zuverlässig funktionieren (PDF)(öffnet im neuen Fenster) .

Interoperabilität und Standards

Katastrophen wie Hurrikan Katrina haben gezeigt, dass mangelnde Interoperabilität zwischen Behörden den Informationsfluss blockiert(öffnet im neuen Fenster) . Gemeinsame Frequenzen, Protokolle und Schulungen sind notwendig. Dezentrale Fallbacknetze sollten so gestaltet sein, dass verschiedene Technologien zusammenspielen und Notfallnachrichten priorisieren.

Back-up-Energie und Wartung

Redundante Kommunikationskanäle helfen nur, wenn sie bei einem Ausfall der Stromversorgung weiterlaufen. Daher müssen Batterien, Notstromaggregate und alternative Energiequellen (Solar, Kurbelgeneratoren) bereitstehen. Regelmäßige Tests, Wartung und Übungen sind unerlässlich.

Digitale Inklusion und Bildung

Menschen ohne Zugang zu digitalen Technologien und Kenntnissen sind besonders gefährdet. Programme zur digitalen Inklusion müssen sicherstellen, dass auch benachteiligte Bevölkerungsgruppen Zugang zu redundanten Kommunikationsmitteln erhalten und diese nutzen können.

Forschung und Pilotprojekte

Die MIT-Studie zu dezentralen Fallbacknetzen zeigt das Potenzial auf, WLAN-Access-Points zu einer stadtweiten Notfallstruktur zu verbinden. Solche Konzepte müssen in Pilotprojekten getestet werden, um technische und organisatorische Fragen zu klären.

Verbesserung der Warnkette und der Rolle des Rundfunks

Eine Eingabe an die Rundfunkkommission (PDF) schlägt vor(öffnet im neuen Fenster) , den Medienstaatsvertrag zu erweitern, um öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten explizit mit der Bevölkerungswarnung zu beauftragen. Sie erinnert daran, dass das empfohlene Verhalten bei Sirenenalarm oder Cell-Broadcast-Warnungen das Einschalten des Radios beinhaltet, weist jedoch auf große Lücken und Mängel im öffentlichen Rundfunk bei amtlichen Gefahrendurchsagen hin.

Gefordert werden daher redundante Warnsender, regionale Fenster und klare Signale im linearen Fernsehen. Zudem sollen die Übertragungstechnik und Signalzuführung redundant ausgeführt und so autark sein, dass sie mindestens 20 Tage ohne öffentliche Stromversorgung funktionieren und unabhängig vom Internet betrieben werden können.

Fazit

Katastrophen wie Hurrikan Katrina, das Camp Fire, der Texas-Wintersturm, Hurrikan Maria oder die Marshall-Feuer zeigen, dass zentrale Kommunikations- und Warnsysteme schnell an ihre Grenzen stoßen. Häufig werden sie durch Stromausfälle, zerstörte Infrastruktur oder überlastete Netzwerke lahmgelegt. Dadurch bekommen Menschen keine Warnungen, Rettungskräfte sind isoliert und die Zahl der Todesopfer steigt dadurch.

Dezentralisierung und Redundanz bieten einen Ausweg: Sie schaffen mehrere unabhängige Kommunikationswege, verteilen die Last auf viele kleine Knoten statt auf wenige große und ermöglichen Selbsthilfe vor Ort. Mesh-Netze, Lora-Systeme, autarke Funkzellen und vielseitige Warnkanäle können die Resilienz unserer Gesellschaft erhöhen.

Beim bundesweiten Warntag am 11. September 2025 löste das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gleichzeitig Sirenen, Push-Warnungen über Apps und Cell Broadcast sowie Durchsagen auf Bahnhöfen und digitalen Anzeigen aus.

Die Übung zeigte Fortschritte – so waren deutlich mehr Sirenen als im Vorjahr einsatzbereit -, aber auch Schwachstellen: Nutzer einiger Mobilfunkanbieter meldeten kurz nach dem Alarm massive Störungen, so dass sie nicht telefonieren und keine mobilen Daten nutzen konnten.

Das BBK bewertet den Test dennoch als Erfolg, da Millionen Menschen über mehrere Kanäle erreicht wurden. Politische Entscheidungsträger müssen die nötigen Rahmenbedingungen schaffen, damit Gemeinden, Behörden und Unternehmen solche Strukturen aufbauen und pflegen können.

Fabian Deitelhoff(öffnet im neuen Fenster) ist IT-Leiter und als Gründer in der MINT-Bildung tätig. Seine Schwerpunkte sind Low- und No-Code, generative KI und digitale Geschäftsmodelle.


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