Resident Evil: Die erste Realserie: Zu viel gewollt

Für die deutsche Filmfirma Constantin war Resident Evil eines der ganz großen Franchises. Mit den sechs Filmen mit Milla Jovovich erwirtschaftete man allein im Kino einen Umsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar. Doch seit dem Ende der Reihe steckt Resident Evil in der Krise. Der filmische Neustart mit Resident Evil: Welcome to Raccoon City (Rezension) ging gehörig in die Hose.
Nun steht ein weiterer Neustart an - als Fernsehserie. Die erste Staffel mit acht Episoden gibt es seit Donnerstag (14. Juli) bei Netflix.
Zwei Geschichten
Die Serie erzählt parallel zwei Geschichten. Eine beginnt im Jahr 2036, 14 Jahre nach dem Ende der Welt. Jade Wesker ist in London und studiert die Zeroes, also die Zombies, gerät aber bald in Bedrängnis und muss von einer desolaten Zuflucht zur nächsten fliehen.
Parallel dazu wird die Geschichte der Wesker-Töchter Jade und Billie im Jahr 2022 erzählt, als beide mit ihrem Vater Albert nach New Raccoon City in Südafrika kommen. Keine von beiden möchte dort sein, Jade lässt das ihren Vater auch deutlich spüren.
In der Umbrella-Stadt wird der Verkaufsstart des neuen Medikaments Joy vorbereitet, aber die Nebenwirkungen sind ausgesprochen fatal. Albert Wesker soll es richten, hat aber ganz andere Probleme, nachdem seine Töchter bei Umbrella eingebrochen sind und eine von ihnen verletzt wurde.
Alles neu
In der Serie gibt es Verweise auf einige der Games, das Schicksal von Raccoon City wird immer wieder angedeutet. Letztlich ist dieses neue Resident Evil aber eine Geschichte, die für sich steht. Man benötigt nicht unbedingt Vorwissen, weder durch die Filme noch durch die Games.
Mit Ausnahme von Albert Wesker wird vor allem mit neuen Figuren gearbeitet. Was Wesker betrifft: Er ist nun nicht nur gänzlich anders, weil er von Lance Reddick gespielt wird, sondern auch, weil der Schurke der Games und Filme hier den Familienvater herauskehrt - mit echter Sorge um seine Kids. Natürlich ist das aber nicht alles. Wenn es um Wesker geht, geht es auch immer um etwas Sinistres, das sich im Verlauf der Staffel immer stärker offenbart - denn eigentlich dürfte er ja gar nicht mehr leben!
Die neuen Figuren wie etwa die Töchter sind ein großer Vorteil der Serie gegenüber dem jüngsten Film. Erwartungen werden so gar nicht erst geschürt, sondern im Gegensatz gebremst. Zuschauer können so ohne vorgefertigte Meinung in die Serie einsteigen.
Eine Geschichte ist besser als die andere
Das größte Problem der Serie ist die Zweiteilung der Geschichte. Die Erzählebene des Jahres 2036 erinnert mit ihrer düsteren Stimmung eher an Resident Evil: Extinction(öffnet im neuen Fenster) , allerdings tut sich in diesem Handlungsstrang nicht viel. Jade ist immer in Bewegung, von einem miesen Ort zum nächsten, immer verfolgt von Umbrella-Handlangern.
Hier gibt es vor allem Action, aber das Gefühl fehlt. Denn Jade sorgt sich zwar um ihren entfernt wohnenden Mann und ihre Tochter. Da man sie aber kaum kennenlernt, entwickelt man als Zuschauer keine Empathie. Man sieht einfach mehr oder minder interessiert typischer Zombie-Ende-der-Welt-Action zu.
Serie hatte offenkundig nicht das größte Budget
Deutlich interessanter ist die Handlung des Jahres 2022. Denn mit den Schwestern hat man zwei Figuren, deren Gefühle füreinander authentisch anmuten.
Zudem erlebt man mit, wie alles langsam zur Hölle fährt - und das nicht unbedingt wegen eines Unfalls, sondern weil eine Firma skrupellos ihr Produkt vermarkten will. Es ist im Grunde so etwas wie die Ursprungsgeschichte von Resident Evil.
Natürlich gibt es auch die bekannten Monster. Denn was wäre Resident Evil ohne einen Zombie-Hund? Andere Kreaturen sind auch dabei, die CGI-Umsetzung ist dabei nicht immer makellos. Der Hund sieht zum Beispiel sehr künstlich aus. Künstlicher jedenfalls als der Riesenwurm in der ersten Folge, bei dem die Defizite nicht so zum Tragen kommen.
Die in Kapstadt gedrehte Serie präsentiert natürlich auch Licker, die in der computeranimierten Umsetzung durchaus gut aussehen. Dennoch fällt schon anhand der Effekte auf, dass die Produktion offenkundig nicht das größte Budget hatte.
Resident Evil ist eine durchwachsene Serie. Es hätte ihr gutgetan, wenn sie sich nur auf die Geschichte des Jahres 2022 konzentriert hätte. Aber dann hätte natürlich die bleihaltige Action gefehlt, die man nach den Jovovich-Filmen mit dem Franchise verbindet.
Wer Action mag, wird die Handlung in der Zukunft mehr schätzen, alle anderen sind von der Gegenwart besser unterhalten, da hier mit einem Gefühl der Spannung gearbeitet wird. Eines muss aber auch klar sein: Mit den Games hat auch diese Verfilmung wenig zu tun. Fans der Spiele könnten also wieder mal enttäuscht werden.



