Eingekeilt von der Konkurrenz
Neben den frühen 1990er Jahren, als die PCs begannen, den Heimcomputern den Rang abzulaufen, waren aber auch diese frühen 2000er Jahre die wohl interessantesten Cebit-Phasen. Innovation allerorts, spannende neue Produkte - und dann kam die Konkurrenz. Seit 2005 findet die Ifa in Berlin mit starkem Fokus auf Consumer-Produkte jährlich statt, und die Mobilfunkmesse, die heute Mobile World Congress heißt, wurde 2006 auf das schicke und große Gelände in Barcelona verlegt. Zur gleichen Zeit wuchsen auch die CES in Las Vegas und die Computex in Taiwan. Die Abfolge dieser Events ließ den Hannoveranern kaum eine Chance: Januar CES, Februar MWC, März Cebit, Juni Computex, September Ifa. Bei so viel Angebot müssen die Aussteller schon genau einschätzen, wo sich ein meist millionenteurer Messeauftritt lohnt.
Und, ja: Die Preise für die Flächen wurden von den Firmen immer wieder kritisiert. Sie blieben wohl trotz immer weniger Besuchern fast unverändert. Dabei sind die reinen Spielemessen wie E3 und Gamescom noch gar nicht berücksichtigt. Die Cebit bemühte sich immerhin noch nach 2010, mit einer Cebit games eine Unterausstellung zu etablieren, wie ein PDF von 2011 zeigt. Zwischenzeitlich wurden auch immer wieder große E-Sport-Turniere auf der Messe abgehalten, aber eben in eigenen Hallen, nicht als integraler Teil der gesamten Veranstaltung.
Natürlich ist nicht nur die späte Akzeptanz von digitaler Unterhaltung ein Grund für das Scheitern der Cebit. Aber es ist ein gutes und besonders sichtbares Beispiel dafür, wie Trends verschlafen wurden, die sich später mit halbherzigen Versuchen nicht mehr in die Messe integrieren ließen. Auch ein anderer Termin hätte viel früher gefunden werden müssen. Die Idee eines Business-Festivals lag ebenso seit dem rasanten Erfolg der SXSW seit rund zehn Jahren auf der Hand. Gerade bis zur Einstellung der Messe wurden ganz offensichtlich viele Chancen für eine Neuausrichtung verpasst. Dröge waren die letzten Jahre, viele Besucher empfanden die Cebit nur noch als recht teures Klassentreffen. Dabei muss aber auch gesagt werden, dass es an den Bedingungen nicht liegen kann: Messegelände, Organisation und auch die Arbeitsbedingungen für Journalisten waren bis auf die völlig überlaufenen Jahre stets vorbildlich.
Es ist schade, dass Deutschland keine so gut funktionierende und bunte Technikmesse mehr hat, bei der man sich von der Wasserkühlung für Server über Branchensoftware bis zum Gaming-Mauspad über alles informieren kann. Mit dem Aus für die Cebit wird sich wohl auch keine andere Messe an ein solches Konzept trauen. Nach 30 Jahren Cebit-Besuchen bleibt da nur: Es war schön in Hannover. Und es wäre schön gewesen, wenn alle Beteiligten sich noch etwas länger an einem Konzept versucht hätten, das langfristig trägt.
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Die Blase platzt und es ändert sich nichts |
Meine erste CeBit war 1988. Und ab da war ich jedes Jahr dabei. Vor UND hinter den Kulissen.
"Viele Besucher empfanden die Cebit nur noch als recht teures Klassentreffen" - so war es...
Die CeBit war groß weil IT Messen zu der Zeit funktioniert haben. Nirgendwo anders konnte...
Ja das hab ich auch so festgestellt. Man wurde von den Ausstellern immer mürrisch und...