Remedy Entertainment: Alan Wake 2 zwischen Gedankenexperiment und Horror
Seit 13 Jahren lebt der Schriftsteller Alan Wake in einer düsteren Zwischendimension - und dann sitzt er plötzlich in einer Late Night Show. Nicht als animierte Polygonfigur, sondern dargestellt von einem Schauspieler in echten Kulissen.
Ein neues Buch hat Alan Wake auch dabei. Was für eine Art von Roman mag es wohl sein, fragt der Moderator, ein "autofiktionales Gedankenexperiment oder eine Horrorstory?"
Die Antwort kennt auch der sichtlich überforderte Alan nicht - jedenfalls, wenn wir die Sache bei der Präsentation im Rahmen der Gamescom 2023 richtig verstanden haben.
Das Entwicklerstudio Remedy Entertainment(öffnet im neuen Fenster) hat dort erstmals das neue Abenteuer mit Alan vorgestellt. Allerdings nicht auf dem Messegelände, sondern in einem kleinen Kino ein paar Kilometer entfernt.
Fast direkt hinter uns saß der Entwickler und Autor Sam Lake, der inzwischen fast so etwas wie das Vorzeigegesicht des finnischen Entwicklerstudios ist - und dessen Antlitz auch im Spiel an prominenter Stelle zu sehen ist, aber dazu gleich mehr.
Nach der Videozwischensequenz mit dem Fernsehauftritt sehen wir Gameplay, und zwar in einer rund 45 Minuten langen Mission namens Casey, die uns von Anfang bis Ende vorgespielt wird.
Wir verfolgen Alan aus der Schulterperspektive, wie er bei Nacht in den wunderbar herbstlichen und (fast) menschenleeren Straßen von New York unterwegs ist.
Nach ein paar Schritten klingelt ein Telefon in einer Telefonzelle. Ein mysteriöser Anrufer schickt den Protagonisten zu einem S-Bahnhof, konkret: zur Caldera Street Station - eine Anspielung auf ein Gefängnis namens Cauldron Lake.
Alan macht sich auf den Weg durch enge, linear angelegte Straßen. Im Hintergrund ist teuflisch anmutendes Gezische und Gestöhne zu hören. Dann geschieht etwas. Der Ermittler aus den von Alan Wake verfassten Kriminalromanen tritt aus dem Dunkel, also Alex Casey - mit dem stark überzeichneten Gesicht von Sam Lake.
Es folgt ein Streit - es geht um Mordermittlungen und um ein Manuskript - und dann ein Faustkampf, den Alan gewinnt. Das Gute daran: Er gelangt an die Taschenlampe (ein wichtiges Element aus dem ersten Alan-Wake-Spiel) und an eine Pistole.
Wieso greift Alan Wake denn Alan Wake an?
Mit den beiden Ausrüstungsgegenständen kann die Hauptfigur Schatten mit menschlicher Gestalt angreifen, die sich immer öfter in den Weg stellen. Erst werden die dunklen Waberwesen mit der Lampe angestrahlt, dann verwandeln sie sich in eine Figur mit dem Aussehen von Alan Wake, und der Spiele-Alan kann sie über den Haufen schießen.
Nach der Präsentation sagte Sam Lake, dass sich diese Gegner im fertigen Spiel vermutlich nicht immer in den jungen Alan Wake verwandeln, sondern dass mehr Vielfalt geplant sei. Dabei grinste Lake so, dass wir hier irgendeine Besonderheit erwarten.
Alan Wake 2: Mehr Infos, Verfügbarkeit und Plattformen
Besonders viele Kämpfe scheint es nicht zu geben, Alan musste sich vielleicht fünf- oder sechsmal mit der Pistole wehren. Die meiste Zeit läuft er durch verfallene Häuserschluchten, Fabrikhallen und die Kanalisation. Speichern kann er an einer Thermoskanne in einem Saveroom.
Ein wichtiges Element ist ein sogenanntes Writer's Board, das man als Alan offenbar fast jederzeit aufrufen kann. An dieser Tafel sollen wir den Fortgang der Story mitbestimmen können, indem wir Gegenstände und neue Kapitel freischalten und dann Entscheidungen treffen.
Unter dem an die Tafel geklebten Foto einer FBI-Ausweismarke oder einem Bild von Mitgliedern eines Todeskults etwa stehen ein paar wählbare Optionen, in welche Richtung sich der fiktive Kriminalroman weiterentwickeln könnte.
Wir haben trotz der langen Präsentation kein Gefühl dafür, wie interessant wir das finden. Selbst eine Handlung fortsetzen zu können, klingt gut - aber auch in einer Handlung, von der wir bisher vielleicht gar nicht so viel verstehen konnten?
Es gibt noch weitere mysteriöse Elemente. So können wir etwa mit einem Spezialmodus der Taschenlampe zwischen mehreren Orten hin- und herspringen. Einmal klicken, und schon steht Alan Wake in einer ganz anderen Umgebung. Noch mal klicken, und er kehrt zurück nach New York.
Nach Angaben von Sam Lake wird es im fertigen Spiel viele unterschiedliche Arten von Missionen geben, einige davon sollen sich deutlich von dem gezeigten Einsatz unterscheiden. Schon länger bekannt ist, dass wir zumindest einen Teil der Kampagne nicht als Alan, sondern als FBI-Agentin Saga Anderson absolvieren, die Ritualmorde untersuchthttps://backend.golem.de/golemrs/www/index.php.
Resident Evil als Vorbild
Sam Lake hat gesagt, dass sich ein Teil der Handlung an Spielen wie den neueren Resident Evil orientiere und an dem, was bislang von den kommenden Silent Hill bekannt sei.
Außerdem hat er gesagt, dass er sehr froh sei, nicht schon früher an Alan Wake 2 geabeitet zu haben - keines der früheren Konzepte hätte, auch wegen technischer Limitierungen, so stark werden können wir das nun fast fertige Spiel.
Grafisch hat das auf der Northlight-Engine basierende Programm tatsächlich einen mehr als ordentlichen Eindruck hinterlassen. Die Umgebungen sehen stimmig und detailreich aus, es gibt schicke Spezialeffekte wie die Nebelwesen und verzerrte Figuren.
Nach der Präsentation im Kino mit Remedy Entertainment hat uns Nvidia die kommende Ray Reconstruction mit DLSS 3.5 auch anhand von Alan Wake 2 gezeigt, was ebenfalls beeindruckend war.
Dabei konnten wir unter anderem den Unterschied zwischen neuen Spiegelungen in Wasserpfützen und dem bisher möglichen System sehen. Klar: Neu ist schöner, stellenweise sieht das fast schon fotorealistisch aus - aber ist in Echtzeit bewegbar.
Alan Wake 2 erscheint am 27. Oktober 2023 für Windows-PC (Epic Games Store), Xbox Series X/S und Playstation 5. Die Handlung und die Figuren sind Teil eines vernetzten Spieleuniversums namens Remedy Connected Universe, zu dem neben den beiden Alan Wake auch Control gehört.