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Rekordsummen: Tech-Konzerne steigern ihre Lobbyausgaben massiv

Digitalkonzerne investieren so viel Geld in Brüssel wie nie zuvor. Allein 2024 sind rund 151 Millionen Euro in Lobbyarbeit geflossen.
/ Przemyslaw Szymanski
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Flagge der Europäischen Union (Symbolbild) (Bild: Michele Tantussi/Getty Images)
Flagge der Europäischen Union (Symbolbild) Bild: Michele Tantussi/Getty Images

Die großen US-Technologiekonzerne geben in der Europäischen Union so viel Geld für Lobbyarbeit aus wie nie zuvor. Laut einer aktuellen Untersuchung der Organisationen Lobbycontrol(öffnet im neuen Fenster) und Corporate Europe Observatory (CEO)(öffnet im neuen Fenster) beläuft sich das jährliche Lobbybudget der Digitalbranche mittlerweile auf rund 151 Millionen Euro – ein neuer Rekordwert. Gegenüber 2023 entspricht das einer Steigerung um mehr als 30 Prozent, im Vergleich zu 2021 sogar um über 50 Prozent.

Die Daten stammen aus dem EU-Transparenzregister(öffnet im neuen Fenster) , das alle offiziell gemeldeten Lobbyausgaben erfasst. Viele der dort aufgeführten Zahlen spiegeln laut Euronews(öffnet im neuen Fenster) jedoch nur den Mindestaufwand wider – tatsächliche Kosten etwa für Beratungsverträge, PR-Kampagnen oder Drittorganisationen seien häufig nicht vollständig angegeben.

Allein die zehn größten Unternehmen der Branche investieren demnach rund 48 Millionen Euro pro Jahr – also etwa ein Drittel der Gesamtsumme, die die Digitalwirtschaft für Lobbyarbeit in Brüssel aufwendet. Meta führt die Rangliste mit rund zehn Millionen Euro an, gefolgt von Microsoft, Apple und Amazon mit jeweils etwa sieben Millionen Euro. Google liegt bei rund 4,5 Millionen Euro.

Damit geben die zehn größten Digitalkonzerne mehr für Lobbyarbeit aus als die zehn größten Unternehmen der Pharma-, Finanz- und Automobilindustrie zusammen, die laut Bericht auf rund 42,75 Millionen Euro kommen.

Neben den wachsenden Budgets nimmt auch die politische Präsenz zu. Nach Angaben der Studienautoren finden in Brüssel mittlerweile mehrere Treffen täglich zwischen Lobbyvertretern der Digitalbranche und EU-Beamtinnen und -Beamten statt.

Amazon führte mit 43 Treffen die Liste im ersten Halbjahr 2025 an, gefolgt von Microsoft mit 36, Google mit 35, Apple mit 29 und Meta mit 27 Begegnungen. Besonders häufig ging es dabei um das Thema künstliche Intelligenz – in 58 Sitzungen der Kommission, also rund 40 Prozent aller Gespräche, spielte KI eine zentrale Rolle.

Einfluss auf Brüsseler Digitalpolitik zeigt Wirkung

Die enormen Summen dienen vor allem dazu, Einfluss auf die Digitalpolitik der EU zu nehmen und strengere Regeln für große Plattformen abzumildern. In den vergangenen Jahren begann die Europäische Union mit Gesetzen wie dem Digital Services Act (DSA), dem Digital Markets Act (DMA) und dem AI Act , die Marktmacht der Tech-Konzerne einzuschränken. Diese Regeln verpflichten Anbieter, Desinformation zu bekämpfen, mehr Transparenz über Algorithmen zu schaffen und faire Wettbewerbsbedingungen zu sichern.

Rückendeckung erhalten die Konzerne dabei auch von der US-Regierung . Washington kritisiert seit Jahren, dass Brüssel mit seiner Digitalpolitik gezielt amerikanische Firmen benachteilige. Präsident Donald Trump selbst drohte(öffnet im neuen Fenster) im April mit Zöllen auf EU-Produkte, falls die Europäische Union an strengeren Digitalvorgaben festhalte.

Offenbar zeigen die massiven Lobbybemühungen und der politische Druck Wirkung: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen arbeitet derzeit an einem sogenannten digitalen Omnibus-Paket(öffnet im neuen Fenster) .

Damit sollen bestehende Digitalgesetze angepasst werden, um die EU "innovationsfreundlicher" zu gestalten. Laut Medienberichten(öffnet im neuen Fenster) erwägt die Kommission außerdem Ausnahmen in der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) , die Unternehmen mehr Freiräume bei der Nutzung personenbezogener Daten einräumen könnten.


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