Red Star ausprobiert: Das Linux aus Nordkorea
Red Star OS heißt die Linux-Distribution aus der Demokratischen Volksrepublik Korea. Bisher gab es davon nur einige Screenshots, jetzt ist sie im Netz aufgetaucht. Wir haben uns das Betriebssystem genauer angesehen.

Schon 2010 hieß es, Nordkorea entwickele sein eigenes Linux namens Red Star OS. Hinweise auf eine neue Version 3.0 mit einer Mac-OS-X-Oberfläche folgten im Sommer 2013. Bisher gab es davon jedoch nur wenige Screenshots. Jetzt ist die Installations-DVD im Netz aufgetaucht, und wir haben einen Blick darauf geworfen. Obwohl Red Star OS einige Eigenarten hat, konnten wir das System weitgehend so anpassen, dass wir damit sogar in englischer Sprache im weltweiten Internet surfen konnten.
- Red Star ausprobiert: Das Linux aus Nordkorea
- Wie Mac OS X
- Firewall-Einstellungen blockieren DNS
Zunächst folgten wir der Installationsroutine in koreanischer Sprache - blind sozusagen, da der Autor dieses Artikels die Sprache nicht beherrscht. Die Routine basiert auf dem Anaconda-Installer aus den Live-CDs von Fedora. Deshalb verpassten wir zunächst die Netzwerkeinstellungen, die standardmäßig eine manuelle Netzwerkkonfiguration vorsehen. Außerdem übersahen wir die erweiterte Software-Auswahl im letzten Dialogfeld. Nach einem Neustart begrüßte uns die Benutzeroberfläche, ebenfalls in koreanischer Sprache. Immerhin ließ sich in den Systemeinstellungen das deutsche Tastaturlayout einstellen.
Die Icons erleichtern das Navigieren etwas. Die Standardinstallation bringt neben einem Browser auch ein Office-Paket mit dem Namen Sogwang Office (SGOffice) in Version 3.0.2 mit. Bei einer Recherche im Netz fanden wir lediglich einen Hinweis auf das buddhistische Kloster Sogwang in Nordkorea. In den Readme-Dateien für SGOffice gibt es hingegen Hinweise auf Libreoffice - und auf den ersten Blick ist Sogwang mit der freien Office-Suite identisch. Ein Splash-Screen, der sich über die Hilfe aufrufen lässt, fehlt aber hier ebenso wie in dem Browser namens Naenara, der auf Firefox basiert. Dieser ist mit Links versehen, die offenbar nur im internen nordkoreanischen Netz funktionieren.
Statt einer herkömmlichen URL wird in Naenara - übersetzt heißt es Mein Land - zunächst nur die IP-Adresse 10.76.1.11 angezeigt. Naenara heißt auch das offizielle Webportal Nordkoreas. Der Domain Name Service (DNS) des nationalen Intranets Kwangmyong übersetzt die IP-Adressen aber offenbar in URLs mit dem Präfix www. Wir fanden Hinweise darauf in der Anwendung Network Utility. Selbst als wir die Netzwerkkarte mit DHCP aktivierten, konnten wir im Browser jedoch keine internationalen URLs aufrufen. Den Grund dafür entdeckten wir später.
Generell ist Red Star Linux nicht mit allzu aktueller Software ausgestattet: Naenara basiert auf Firefox 3.5b4 aus dem Jahr 2009. KDE ist in Version 3 installiert. Laut der Prozesstabelle nennt sich der Anwendungsdocker Rsdock, vermutlich eine Abkürzung für Red Star Dock. Obwohl wir lediglich in den Header-Dateien einen Hinweis auf den Autor root@djh1019 fanden, ähnelt Rsdocks Aussehen stark dem Projekt Glx-Dock beziehungsweise Cairo-Dock - zumindest nutzen beide die Grafikbibliothek Cairo. Das Erstellungsdatum der entsprechenden RPM-Datei in dem ISO-Image ist der 13. Mai 2013. Das aktuellste RPM-Paket sind die Release-Informationen zu Red Star, die am 3. Juni 2013 geändert wurden. Eine Software-Quelle im Internet oder im nordkoreanischen Intranet ist nicht eingerichtet. So können weitere Anwendungen nur über Yum oder die Paketverwaltung von der Installations-DVD installiert werden. Online-Updates gibt es nach unserem Wissensstand nicht.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Wie Mac OS X |
Man brauch ja nicht nach alter Software bei Ihnen schauen, wenn Sie sich mit Norten...
Willst du damit behaupten, es sei nicht angebracht, diese beiden Nationen zu bashen, oder...
+1 Vorredner
http://www.linux-community.de/Internal/Artikel/Print-Artikel/LinuxUser/2010/05/Linux-in...