Firewall-Einstellungen blockieren DNS
Nur der Naenara-Browser weigerte sich zunächst standhaft, Spracherweiterungen zu installieren. Nachdem wir einen Blogeintrag von RichardG fanden, folgten wir dessen Anleitung und deaktivierten die nordkoreanische Spracherweiterung. Nach einem Neustart präsentierte sich auch der Browser in englischer Sprache.
Nachdem wir das System auf Englisch umgestellt hatten, erschloss sich uns auch der Zweck der kleinen Symbolleiste, die stets am oberen rechten Rand des Desktops zu sehen war. Hier können Nutzer das Tastaturlayout zwischen Koreanisch und Englisch umstellen. Außerdem können eine Zeichentabelle für Koreanisch geöffnet oder die Tastatureingaben eingepasst werden. Den nordkoreanischen Zeichensatz nennt das System Hana, die koreanische Bezeichnung für die Zahl "1".
Inzwischen entdeckten wir im Etc-Verzeichnis eine Konfigurationsdatei für die Firewall Iptables. Dort sind die meisten Standardports freigegeben, etwa für HTTP und HTTPS, SSH aber auch VPN. Der Port 53 für DNS hingegen ist gesperrt. So konnten wir zunächst Webseiten im Browser nur mit direkter Eingabe der jeweiligen IP-Adresse aufrufen. Als wir in den Firewall-Regeln den DNS-Port ergänzten, konnten wir www-Adressen ungehindert benutzen. Aufgefallen ist uns der offene Port 5353, der für das Multicast Domain Name System (mDNS) verwendet wird. Er ist für die Verwendung in kleinen lokalen Netzwerken gedacht. Das lässt uns vermuten, dass das abgeschottete nordkoreanische Netzwerk mDNS für die Namensauflösung verwendet. Bei aktivem Netzwerk konnten wir über netstat -tpe keinerlei ungewöhnliche Verbindungen feststellen, weder im System selbst, noch von der virtuellen Maschine aus, in der wir das Betriebssystem installierten.
In RichardGs Blog wird auch ein Überwachungsprogramm namens Intcheck erwähnt. Es schlug bei ihm an, als er den Installer in englischer Sprache nutzte. Das können wir nicht bestätigen. Die Herkunft von Intcheck ist nicht bekannt, wir konnten im Netz keine Hinweise auf diese Anwendung finden. Auch ein Blick in die RPM-Datei und in die Binärdatei in einem Editor brachte dazu keinerlei Erkenntnis. Intcheck lässt sich in der Konfigurationsdatei /etc/sysconfig/intcheck deaktivieren. Wir haben zunächst darauf verzichtet um festzustellen, ob unsere Änderungen am System in der von RichardG genannten Protokolldatei im Verzeichnis /var/log/intcheck aufgezeichnet werden. Trotz unserer umfangreichen Anpassungen wurde dort nicht einmal eine Protokolldatei erstellt, obwohl die Prozesstabelle ihn als laufenden Dienst anzeigte. Ein Blick in die Konfigurationsdateien in /etc/intcheck verrät, dass die Anwendung offenbar Änderungen am Kernel und dessen Modulen sowie an Basisanwendungen in /bin und /sbin überwacht.
Erkenntnisse, wie weit verbreitet Red Star Linux in Nordkorea ist, gibt es kaum. In seinem Vortrag auf dem 31C3 berichtete Will Scott, er habe in seinem Umfeld keine Installation der Linux-Distribution gesehen. Er habe aber wenig Zugang zu Rechnern außerhalb der Universität gehabt, an der er unterrichtete. Dort nutzten seine Studenten hauptsächlich Windows XP.
Fazit
Auf den ersten Blick konnten wir in Red Star Linux außer den Links im Browser und dem blockierten DNS keine Hinweise darauf finden, dass das System eingeschränkt oder für Anwender mit grundlegenden Kenntnissen sogar gesperrt ist. Scott berichtete allerdings, dass er etliche Trojaner und Viren registriert habe, deren Herkunft er nicht gekannt habe. Seine Studenten hätten aber regelmäßig ihr Betriebssystem neu installiert. Außer der Anwendung Intcheck, die offenbar das System schützen und nicht den Benutzer überwachen soll, fanden wir keinerlei Hinweise auf Überwachungsprogramme. Natürlich können wir nicht abschließend mit Sicherheit sagen, dass es keine gibt.
Red Star Linux 3.0 präsentiert sich als veraltete Linux-Distribution mit einer deutlichen Neigung zu Mac OS X. Scott will seine Version 2013 in einem Laden in Nordkorea erstanden haben. Ob Red Star aktiv weiterentwickelt wird, ist daher unbekannt. Das Installationsimage kann über die Webseite Openingupnorthkorea heruntergeladen werden.
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Wie Mac OS X |
Man brauch ja nicht nach alter Software bei Ihnen schauen, wenn Sie sich mit Norten...
Willst du damit behaupten, es sei nicht angebracht, diese beiden Nationen zu bashen, oder...
+1 Vorredner
http://www.linux-community.de/Internal/Artikel/Print-Artikel/LinuxUser/2010/05/Linux-in...