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Recycling: Bakterien lösen Lithium und Cobalt aus Batterien

Ein britisches Start-up will die zehn üblichen Metalle in Akkus durch modifizierte Bakterien zurückgewinnen. Der Prozess wäre CO2-negativ.
/ Mario Petzold
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Mohammad Raouf Hosseini von der Universität Coventry prüft das Verhalten der Bakterienstämme. (Bild: Cellcycle)
Mohammad Raouf Hosseini von der Universität Coventry prüft das Verhalten der Bakterienstämme. Bild: Cellcycle

Cellcycle(öffnet im neuen Fenster) , ein von der Universität von Coventry und dem Regierungsprogramm Innovate UK unterstütztes britisches Unternehmen, hat einen neuartigen Recyclingansatz für Lithiumbatterien vorgestellt(öffnet im neuen Fenster) . Gentechnisch veränderte Proteobakterien sollen sowohl Lithium als auch Cobalt aus alten Batterien lösen.

Bekannt ist der Prozess bereits aus der Mikroelektronik. Geschredderte Leiterplatten können mit vergleichbaren Mikroben behandelt werden. Von den zahlreichen verbauten Metallen lassen sich unter anderem Platin, Palladium, Gold und Kupfer zurückgewinnen. Für das Herauslösen aus Batterien strebt das Unternehmen an, die zehn häufigsten Metalle wiederzugewinnen. Neben Lithium und Cobalt wären das vor allem Kupfer und Aluminium.

Skalierung in Vorbereitung

Laut Marketingmanager Max Nagle können die Bakterien in einem Tank den zerkleinerten Batterieschrott bei 37 °C zerlegen. Um den zu erwartenden Mengen an Recyclingmaterial aus geschredderten Akkumulatoren zu begegnen, müsste ein solcher Tank nur größer werden. Auch die benötigte Menge an Bakterien soll wohl kein Problem darstellen, da diese sich unter den passenden Bedingungen eigenständig vermehren würden.

Um den Prozess aber tatsächlich außerhalb der beschränkten Laborumgebung ablaufen zu lassen, müsse noch weiter geforscht werden. Ende 2025 soll das System funktionstüchtig sein. Die Erweiterung des Ganzen auf signifikante Mengen sei bereits für 2026 geplant.

Vorteilhafte Atmung

Hinzu kommt, dass die Bakterien beim Lösen der Metalle Kohlenstoffdioxid aufnehmen und Sauerstoff abgeben. Damit wäre der Prozess nicht nur CO 2 -neutral, sondern sogar eine Kohlenstoffsenke. Das entspräche dem Gegenteil aktueller Recyclingprozesse, die in der Regel mit hohen Temperaturen arbeiten, um Metalle mit unterschiedlichen Schmelzpunkten voneinander zu trennen.

Ein kompletter Kreislauf werde es aber nicht. Laut eigenen Angaben kann der Prozess, der Lithiumcycle genannt wird, lediglich 95 Prozent der enthaltenen Metalle zurückgewinnen. Noch immer ein stolzer Wert.

Allerdings steht der entscheidende Schritt noch aus: Das System muss in großem Rahmen tatsächlich funktionieren und bezahlbar sein. Dann hätten uns Bakterien, wieder einmal, einen großen Dienst erwiesen.


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