Kein reiner Maschinenalbtraum

Dass Recore kein eiskalter Maschinenalbtraum werden würde, war schon bei der Ankündigung 2015 klar. Producer des Spiels ist der Japaner Keiji Inafune, der bereits maßgeblich an der klassischen Mega-Man-Reihe mitgewirkt hat. Mega Man ist ein blaues Männchen, das schießend durch zweidimensionale Level hüpft; ein Roboter mit Herz, wenn man so will. Diese Rolle übernehmen in Recore die sogenannten Companions von Joule: freundlich-loyale Bots wie Mack, die ihrem Frauchen in jeder Situation zur Seite stehen und spezielle Fähigkeiten besitzen, etwa das Hochklettern an Steilwänden. Die meisten Roboter auf New Eden besitzen tierähnliche Gestalt. Joule trifft auf mechanische Spinnen, Sandfliegen, Löwe-Hund-Mischungen und krabbenartige Riesenmonstren. Boston Dynamics und andere Bionikfirmen lassen grüßen.

Leider folgt das Spiel weitgehend dem Prinzip guter Bot, böser Bot. Joule bekämpft die feindlichen Blechmaschinen und rüstet ihre Companions mit allerlei Ersatzteilen auf, die sie bei ihren Streifzügen findet. Und das sind viele, denn Recore setzt stark auf die Sammelwut der Spieler. Eine wichtige Rolle haben die namensgebenden Cores, die den Bots als Energiequellen dienen. Ist ein feindlicher Roboter erst einmal hinreichend durch Beschuss geschwächt, kann Joule ihm den Core per Enterhaken entreißen und anschließend ihren Companions einpflanzen.

Anrührendes Maschinenverhältnis

Recore mag ein spannendes Setting haben. Die meiste Zeit werden Spieler aber damit verbringen, die weitläufigen Außenareale und Dungeons zu durchqueren. Alle paar Meter tauchen Feind-Bots auf, was die - recht anspruchsvollen - Scharmützel auf Dauer doch repetitiv macht. Um höhergelegene Ziele zu erreichen, springt Joule von Plattform zu Plattform; in der Höhe turnt sie über Fabrikgerüste und Raumschiffwracks. Diese Hüpfelemente machen Spaß, weil die Steuerung flexibel ist und die Wege nicht zu offensichtlich sind. Anders sieht es bei den schier endlosen Wegstrecken aus, die Joule in der abwechslungsarmen Wüstenei zurücklegt: Sie sind eintönig und zudem frustrierend, weil die Karte keine Wegmarken zulässt - ein Standard in Open-World-Spielen. Noch frustrierender sind nur die horrenden Wartezeiten von ein bis zwei Minuten, die immer dann auftreten, wenn Joule im Kampf stirbt.

Anrührend ist dagegen das Verhältnis der Menschen zu ihren Companions. Die agilen Bots reagieren auf jeden Wink, und wenn Joule ihrem Mack über den blechernen Kopf streichelt, ist das vielleicht nicht einmal kitschig. In einem anderen Fall stützt ein Bot einen Menschen, der sein Bein im Kampf verloren hat. Doch so richtig lotet Recore das Mensch-Maschine-Verhältnis nicht aus - dafür setzt das Spiel viel zu sehr auf Hüpfen, Kämpfen und Sammeln. Zur aktuellen Diskussion um Roboterethik trägt es damit zwar wenig bei, aber es zeigt, wie sich das Bild von Robotern in Videogames verändert.

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 Recore: Mein Buddy, der Roboter
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