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Razer Kiyo Pro Ultra: Webcam hui, Software pfui

Die Webcam Razer Kiyo Pro Ultra lässt uns mit dem großen Sensor gut aussehen, aber leider nur unter bestimmten Umständen.
/ Martin Wolf
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Die Razer Kiyo Pro Ultra ist nicht winzig. (Bild: Martin Wolf / Golem.de)
Die Razer Kiyo Pro Ultra ist nicht winzig. Bild: Martin Wolf / Golem.de

Mit der Kiyo Pro Ultra möchte Razer endlich wieder die beste Webcam zur Verfügung stellen. 2021 lag der Vorgänger, die Kiyo Pro, bei unserem großen Test (g+) auf Platz eins, musste sich aber bald der Dell Ultrasharp geschlagen geben (g+) .

Razers neues Modell mit dem Zusatz Ultra tritt nun mit einem großen Sensor an, um die Ultrasharp im Kampf um die beste Bildqualität wieder abzulösen. Das gelingt ihr auch, doch die benötigte Software macht eine Empfehlung trotzdem schwierig.

Starten wir mit den technischen Details: Die verhältnismäßig große und schwere Kamera hat einen 1/1,2-Zoll-Sensor(öffnet im neuen Fenster) von Sony und liefert Videos bis zu 4K bei 30 Bildern pro Sekunde. Auch ein kompressionsfreier Datenstrom ist möglich. Die Optik mit Autofokus hat eine Blende von 1.7 und lässt sich komfortabel mit einem Dreh am Objektiv verdecken. Eine Abdeckung liegt der Kamera auch bei.

Wie das Vorgängermodell ist die gut verarbeitete Kiyo Pro Ultra mit ein paar Handgriffen einsatzbereit. Die Befestigung für den Monitor wird unten werkzeugfrei angeschraubt. Ein Standardgewinde für Stative ist im Body der Kamera und in der Halterung vorhanden. Mit letztgenannter kann die Kiyo komfortabel ausgerichtet werden, selbst wenn das beigelegte Kabel (USB-C auf USB 3) recht steif ist.

Razer Kiyo Pro Ultra - Fazit
Razer Kiyo Pro Ultra - Fazit (01:18)

Positioniert und angeschlossen möchte die Kamera die Windows-Software von Razer herunterladen. Das sind 500 MByte, die benötigt werden, um alle Funktionen nutzen zu können. Das Programmpaket ist leider weiterhin weder für MacOS noch für Linux erhältlich.

Immerhin müssen wir uns zur Nutzung des Dienstes nicht auch noch anmelden, stattdessen erkennt Razer Synapse unsere Kamera und bringt uns sofort zu den Einstellungen.

Es hakt an der Software

Bei den Optionen hat Razer im Vergleich zum Vorgängermodell ordentlich nachgelegt. Da die Kiyo Pro mit echten Kameras für Livestreams konkurrieren soll, finden wir hier alle erwartbaren Funktionen wie Verschlusszeit und ISO sowohl in anpassbaren automatischen als auch in manuellen Modi. Die Automatik ist unserer Meinung nach solide und sollte in den meisten Fällen genügen.

Sinnvoll ist der Einsatz der manuellen Einstellungen dann, wenn ein konsistentes Bild gewünscht wird: wenn beispielsweise der automatische Weißabgleich durch wechselnde Bildinhalte durcheinanderkommt. Bis zu fünf solcher Voreinstellungen lassen sich per Knopfdruck speichern und abrufen. Allerdings merkt sich die Software nicht den Status des Autofokus.

Wir fanden die folgenden Automatiken hilfreich: Fokus auf Gesichter, Tracking reaktiv, Beleuchtung stilisiert und Messung (Belichtung) Gesicht. Das Ergebnis ist in der Galerie zu diesem Artikel zu sehen.

Gut erkennbar ist dort auch der unscharfe Hintergrund. Diese durch den großen Sensor mögliche Unschärfe und die sehr gute Abbildungsleistung bei schwachem Licht sind Alleinstellungsmerkmale der Kiyo Pro Ultra. Zwar hat Konkurrent Elgato inzwischen ebenfalls eine Webcam mit etwas größerem Chip im Angebot(öffnet im neuen Fenster) , der reicht aber nicht an den der Kiyo heran.

Die verbauten Stereomikrofone taugen allemal für Konferenzen, aber wer sich diese Kamera kauft, wird wohl auch in eine ordentliche Tonausstattung investieren.

Wenn wir das Bild mit Razer Synapse eingestellt haben und es an unserer Streamingsoftware oder für ein Onlinemeeting ausgeben, sieht es ziemlich gut aus. Die hervorragende Rauschunterdrückung, der große Dynamikumfang und die Schärfe führen dazu, dass man am anderen Ende der Leitung kaum sagen könnte, ob hier eine Webcam oder eine echte Kamera am Werk ist.

Wir hingegen können das sehr wohl, und das liegt an der Razer-Synapse-Software.

Wenn uns eine echte Kamera so oft im Stich gelassen hätte wie dieses Programm, wäre sie längst ausgemustert. Schon die Kiyo Pro hatte in diesem Punkt einige Aussetzer, wenn sie sich beispielsweise mitten in einem Meeting ausschaltete und nur durch erneutes Einstecken wieder aktiviert werden konnte.

Ohne Synapse gibt es keine Bildverbesserung

Die Kiyo Pro Ultra bringt hingegen auf unserem GPD Win Max 2 den AMD-Grafiktreiber zum Absturz; sie zeigt mitunter nur ein schwarzes Bild oder bunte, fehlfarbene Artefakte. Auch auf anderen Rechnern erwies sich Razer Synapse als nicht sonderlich stabil. Manchmal hing der Autofokus und konnte nur durch Klicken mehrerer vollkommen willkürlicher Einstellungsknöpfe wiederbelebt werden.

Sowieso, der Autofokus. Unschärfe im Bild ist schön und gut, aber bitte dort, wo wir sie wollen. Die Kiyo Pro Ultra konnte nicht fokussieren, wenn wir Gegenstände vor die Linse hielten. Die Naheinstellgrenze ist mit circa 30 Zentimetern zwar angenehm klein, doch wer häufiger Produkte oder andere Dinge in die Kamera hält, braucht Geduld.

Gerade in der Preisklasse dieser Webcam sollte die Software zuverlässiger sein. Ohne Synapse funktioniert die Webcam auch, es lassen sich zumindest in Windows 10 Bildmodi bis 4K einstellen. Die restlichen Optionen sind jedoch eher bescheiden – verglichen mit dem, was Synapse bietet; sie beinhalten die Standardeinstellungen des jeweiligen Systems für Webcams. Kein erhöhter Dynamikumfang, keine Entrauschung, keine Fokusprioritäten. Das Bild sieht demzufolge um einiges schlechter aus.

Verfügbarkeit und Fazit

Verfügbarkeit

Die Razer Kiyo Pro Ultra ist bei verschiedenen Händlern für 350 Euro erhältlich.

Fazit

Razers neueste Webcam hat unbestrittene Vorteile: Da wären die sehr gute optische Leistung; die Möglichkeit, in allerlei hohen Auflösungen unkomprimiert zu filmen; praktische Kleinigkeiten wie die Abdeckung per Dreh am Objektiv; die gut sichtbare Statusleuchte und die gute Verarbeitungsqualität.

Dass die Kamera dicker und schwerer ausfällt als Konkurrenzmodelle und deren Vorgänger aus dem Hause Razer, ist aufgrund des großen Sensors verzeihlich. Die Schärfentiefe und die gute Bildqualität bei schwachen Lichtverhältnissen entschädigen allemal.

Auf der anderen Seite ist all das eher nebensächlich, wenn die Kamera durch unzuverlässige Software ausfällt. Nicht nur, dass das benötigte Synapse-Programm noch immer nicht für MacOS oder Linux erhältlich ist, die PC-Version hat auch noch jede Menge Bugs. Diese führen dazu, dass wir die Razer Kiyo Pro Ultra für den eigentlich anvisierten Einsatz zum Streamen eher nicht empfehlen würden.

Spezifikationen Razer Kiyo Pro Ultra
FOV 82°- 72°
Maximale Auflösung Foto/Video 8,3 Megapixel/4K 30FPS / 1440P 30FPS / 1080p @ 60/30/24FPS / 720P @ 60/30 FPS
Anschluss USB 3.0
Videocodecs YUY2 & NV12 (uncompressed)
Audio 16 bit 48 kHz 2x Omnidirektional
Akku 1720 mAh
Maße 90.2 mm x 76.8 mm x 96.2 mm
Gewicht 348 g
Preis (Februar 2023) 350 Euro

Dass man sich während der Live-Sendung ständig Sorgen machen muss, ob die Kamera noch läuft, ist schlimm genug. Wenn die Software allerdings auch noch andere Systemkomponenten zum Absturz bringt, halten wir das für unverzeihlich.

Bis Razer die Probleme gelöst hat, würden wir vom Kauf der doch recht teuren Kiyo Pro Ultra abraten – auch wenn sie wieder die bislang beste Webcam ist.


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