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Raumfahrtpolitik: Nasa nimmt Kathy Lueders ihre Entscheidungskompetenz

Sie leitete das kommerzielle Raumfahrtprogramm der Nasa und wurde Chefin für menschliche Raumfahrt. Jetzt werden ihr die Entscheidungsbefugnisse entzogen.
/ Frank Wunderlich-Pfeiffer
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Kathy Lueders war verantwortlich für das kommerzielle Crew-Programm. (Bild: Nasa / Screenshot (Golem.de))
Kathy Lueders war verantwortlich für das kommerzielle Crew-Programm. Bild: Nasa / Screenshot (Golem.de)

Wie Ars Technica zuerst berichtete,(öffnet im neuen Fenster) wird Kathy Lueders nicht mehr Chefin für menschliche Raumfahrt der Nasa sein. Sie war Leiterin des kommerziellen Raumfahrtprogramms, mit dem SpaceX und Orbital Sciences Fracht zur ISS brachten. Anschließend wurde sie zur Administratorin des Programms für menschliche Raumfahrt und Erforschung des Weltalls bei der Nasa und war dafür verantwortlich, dass erstmals seit Ende des Spaceshuttle-Programms wieder Astronauten mit amerikanischen Raumschiffen ins All flogen.

Nun wurde dieses Amt geteilt und ihr de facto alle Entscheidungsbefugnisse im Raumfahrtprogramm entzogen, sie soll sich künftig nur noch um den operationalen Teil des Programms kümmern. Laut dem neuen Nasa-Chef Bill Nelson sei die Entscheidung "gesunder Menschenverstand" gewesen und sehr einfach(öffnet im neuen Fenster) . Eine sachliche Begründung gab der Nasa-Chef nicht.

Jim Free wird neuer Programmchef

Der neue Programmchef der Nasa wird Jim Free,(öffnet im neuen Fenster) der in seiner 26-jährigen Karriere hauptsächlich den operationalen Teil diverser Raumfahrtprogramme geleitet hat. Dazu gehörte unter anderem die Entwicklung des Dockingsystems für das nie gebaute Prometheus-Raumschiff(öffnet im neuen Fenster) , eine Rolle als Testmanager des Orion-Raumschiffs und Manager der Entwicklung des Servicemoduls für das Orion-Raumschiff, das aber in Europa entwickelt und gebaut wurde.

Auch wenn die Entwicklung Unverständnis bei Beobachtern der Nasa und ihren Mitarbeitern auslöst, ist sie nicht unerwartet. Kathy Lueders hat mit ihrer Entscheidung, SpaceX den Auftrag zur Entwicklung eines Mondlanders zu erteilen, für viel Unruhe und inzwischen abgelehnte Klagen von Blue Origin gegen die Nasa gesorgt. Politische Probleme waren absehbar, denn die Entscheidung wurde vor der Wahl des neuen Nasa-Chefs getroffen wurde, für den Bill Nelson vorgeschlagen wurde.

Es endet eine Ära bei der Nasa

Bill Nelson war eine Schlüsselfigur in der Durchsetzung des über 20 Milliarden US-Dollar teuren SLS-Programms im US-Senat und Gegner des kommerziellen Programms der Nasa. Auch E-Mail-Leaks sprechen für Lobbyarbeit der ULA (eine Kooperation aus Boeing und Lockheed-Martin) hinter der Entscheidung, Lueders die Entscheidungskompetenzen im Raumfahrtprogramm zu entziehen. Sie hatte sich mehrfach für die Vergabe von Aufträgen an SpaceX und gegen Boeing, Lockheed-Martin und Northrop Grumman entschieden. In allen Fällen war das begründet durch bessere Leistung, verbunden mit demonstrierter Kompetenz und niedrigeren Kosten bei SpaceX, während sich Programme wie SLS, Orion und Starliner der anderen Unternehmen durch hohe Kosten, technische Probleme und lange Verzögerungen auszeichnen.

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Die bislang sehr erfolgreiche Führung des menschlichen Raumfahrtprogramms unter Kathy Lueders, die mangelnde Fachkompetenzen von Jim Free und die politische Vergangenheit von Bill Nelson sprechen in ihrer Gesamtheit für eine Rückkehr der Nasa zum Old-Space-Modell, in dem Aufträge den politischen Verbindungen von Unternehmen zur Regierung folgen. Damit endet eine kurze Ära der Nasa, in der technologische Leistung, Zuverlässigkeit und niedrige Kosten maßgeblich über Auftragsvergaben entschieden haben.


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