James Webb Telescope: Zwischenfall mit Weltraumteleskop schwerer als berichtet
Ein Montagefehler bei den Startvorbereitungen am 9. November soll das ganze Teleskop erschüttert haben. Seitdem wird nach möglichen Schäden gesucht.

Wegen eines "plötzlich ungeplant aufgegangenen" Spannbandes verschiebt sich der Start des James-Webb-Teleskops um mindestens vier Tage, falls bei der Untersuchung des Vorfalls keine Schäden oder andere Probleme gefunden werden. Das 10 Milliarden US-Dollar teure James-Webb-Teleskop wird derzeit von Arianespace in Französisch-Guayana auf den Start mit einer Ariane 5 vorbereitet. Erst auf Nachfrage gab die Nasa zu, dass der Zwischenfall bereits zwei Wochen vor der ersten Meldung am 9. November 2021 stattfand.
Der Zwischenfall ereignete sich bei der Montage des zusammengefalteten Weltraumteleskops auf den Nutzlastadapter der ECA-Oberstufe der Ariane 5. Die Nasa betonte, dass diese Arbeiten unter der Verantwortung von Arianespace stattfinden und nicht der Nasa. Dabei wurden das Teleskop und der Nutzlastadaper übergangsweise durch Spannbänder zusammengehalten, um die endgültige Montage zu erleichtern. Als sich eines dieser Spannbänder bei den Arbeiten öffnete, soll das gesamte Teleskop erschüttert worden sein.
Bis zur Meldung standen Arbeiten zwei Wochen still
Was sich genau ereignete, ob sich nur der Verschluss öffnete oder das Band gerissen ist, geht aus dem Blogbeitrag der Nasa nicht hervor, auch nicht, wie stark die Erschütterungen waren. Es scheint sich um einen relativ schweren Zwischenfall gehandelt zu haben, denn die Untersuchungen laufen bereits seit zwei Wochen. Zur Meldung kam es also erst, nachdem die Untersuchung des Vorfalls so lange lief, dass sie die gesamte Reserve der Startplanung aufgebraucht hatte und eine Startverzögerung unvermeidlich wurde.
Damit stehen die Startvorbereitungen wegen des Zwischenfalls für wenigstens drei Wochen still, um Tests durchzuführen und nach möglichen Schäden zu suchen. Ein Untersuchungsbericht soll bis Freitag, den 26. November 2021 erstellt werden. Der Zeitplan für den Start verschiebt sich deshalb wenigstens vom 18. Dezember 2021 auf den 22. Dezember 2021. Die Kommunikationsrichtlinien der Nasa sehen eigentlich eine offene Kommunikation und zeitnahe Bekanntgabe von Nachrichten vor, die im öffentlichen Interesse stehen. Bei internationalen Kooperationen, wie dem James Webb Space Telescope, muss die Veröffentlichung aber mit beteiligten Raumfahrtagenturen wie der Esa koordiniert werden, für die keine solchen Richtlinien existieren.
Golem.de berichtete schon früher über Bau und Entwicklung des ursprünglich Next Generation Telescope genannten Projekts, die seit 25 Jahren laufen. Sie waren durch technische Probleme und bemerkenswerte Budgetüberschreitungen gekennzeichnet. Ursprünglich sollte es 2007 starten, als 8 m großes Weltraumteleskop mit einem Budget von 500 Millionen US-Dollar. In der heutigen Form ist es ein 6,5 m großes Teleskop, das bislang 20-mal so viel kostete als geplant und sich um zumindest 14 Jahre verspätete.
Nachtrag vom 24. November 2021, 11:37 Uhr
Der Artikel wurde entsprechend der offiziellen Information von Nasa-Sprechern gegenüber Spaceflightnow angepasst, insbesondere in Bezug auf das Datum des Zwischenfalls.
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Ein zweites wurde nicht gemehmigt. Bürokratie.
Deswegen wird das Zeug ja verspannt, verpackt und verzurrt, damit Erschütterungen auf...
Kann man sowas nicht unter "Gerüchten zufolge", oder "Mutmaßlich" im Artikel verpacken...