Raumfahrt: Virgin Orbit wird aufgespalten und verkauft
Nach vier erfolgreichen Raketenstarts ist die Virgin Orbit bankrott, aber Flugzeug, Anlagen und Gebäude helfen anderen Firmen bei ihren Plänen.

Virgin Orbit ist Geschichte. Die Raumfahrtfirma des britischen Milliardärs Richard Branson wird aufgespalten und an mehrere Unternehmen verkauft, nachdem Virgin Orbit in Zahlungsschwierigkeiten geriet und alle Versuche scheiterten, sie als Ganzes zu verkaufen. Das berichtet Michael Sheetz, der für CNBC das Insolvenzverfahren beobachtet.
Das Boeing-747-Trägerflugzeug Cosmic Girl und alle zugehörigen Teile gehen für 17 Millionen US-Dollar an Stratolaunch, den Betreiber des größten Flugzeugs der Welt: Es wurde aus zwei Boeing 747 zusammengebaut. Stratolaunch wollte einst wie Virgin Orbit Raketen mithilfe eines Flugzeugs starten und verhandelte sogar mit SpaceX über den Bau einer speziellen Variante der Falcon-Raketen für diesen Zweck.
Mittlerweile testet die Firma Hyperschalltechnologie für das US-Militär. Es ist unklar, ob Cosmic Girl für ähnliche Teststarts benutzt oder als Ersatzteilspender dienen wird.
Die Anlagen zur Herstellung der Trägerrakete Launcher One in Kalifornien wurden für rund 16 Millionen US-Dollar an Rocketlab verkauft. Sie sollen für die Fertigung der neuen Neutron-Rakete verwendet werden. Rocketlab-Chef Peter Beck lobte die Ausstattung der Anlagen und hofft, damit Kosten im Vergleich zum Bau einer neuen Fabrik einsparen zu können.
Der Flugzeughangar und die Testanlagen im Mojave Spaceport wurden für knapp 3 Millionen US-Dollar an die Firma Launcher verkauft, die ein Raketentriebwerk und Satellitentechnik entwickelt. Seit Februar ist Launcher eine Tochterfirma von Vast Space. Das Unternehmen plant den Bau einer einfachen kommerziellen Raumstation und will später größere rotierende Raumstationen mit künstlicher Gravitation entwickeln.
Zu viele Kosten, zu wenig Umsatz
Die Zukunft einer bereits fertiggestellten Launcher-One-Rakete und mehrerer noch im Bau befindlicher Raketen ist noch nicht geklärt, ebenso wenig wie der Besitz an Patenten und Markenrechten von Virgin Orbit. Insgesamt brachte der Verkauf der Bestandteile der zahlungsunfähigen Firma 36 Millionen US-Dollar ein, nach Investitionen von über einer Milliarde US-Dollar.
Neben den viel zu hohen Entwicklungskosten in Anbetracht der kleinen Trägerrakete waren auch die hohen Betriebskosten der Technik ein Grund für das Scheitern. 12 Millionen US-Dollar zum Start von nur 300 kg Nutzlast waren zwar sehr viel billiger als der Start der ähnlich funktionierenden Pegasus-Rakete mit 55 Millionen US-Dollar, aber in Zeiten der modernen Raumfahrt dennoch zu teuer. Anders als bei Raketen, die vom Boden starten, bestand keinerlei Aussicht, die Nutzlast durch eine Vergrößerung der Rakete zu steigern.
Die sogenannte New-Space-Branche konsolidiert sich weiter, indem immer mehr Firmen mit hohen Schulden, ohne nennenswerten Umsatz und mit oft fantasiereich formulierten Geschäftsplänen in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Eine ähnliche Situation ist noch dieses Jahr bei dem einst vielversprechenden Unternehmen Astra absehbar.
Mit ihrer kleinen Rocket 3 hatte die Firma nach sieben Raketenstarts nur zwei erfolgreiche Missionen vorzuweisen. Nach dem erfolglosen siebten Start entwickelt Astra nun die größere Rocket 4. Aber ohne weiteres Investitionskapital wird das Unternehmen noch vor Ende des Jahres zahlungsunfähig sein.
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Nein, haben sie nicht. Diese Frachter haben sie nicht "im Gegenzug" gebaut, dieses...
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