Raumfahrt und Astronomie: Satellit gibt nach 60 Jahren Stille ein Signal ab

Im Juni 2024 fingen australische Astronomen mit dem Australian Square Kilometer Array Pathfinder (ASKAP) ein seltsames Radiosignal in der Nähe unseres Planeten in der südlichen Hemisphäre auf(öffnet im neuen Fenster) . Dieses Array ist eine Anordnung von 36 Parabolantennen in Wajarri Yamaji Country, die jeweils etwa drei Stockwerke hoch sind.
Das Signal war so stark, dass es für einen Moment alles andere am Himmel überstrahlte. Dabei dauerte dieses Signal weniger als 30 Nanosekunden, also nicht einmal das 30 Milliardstel einer Sekunde. Zunächst wurde angenommen, es handele sich um ein exotisches Signal wie einen schnellen Radioburst (FRB: Fast Radio Burst) - letztendlich stellte sich ein toter Satellit als Verursacher heraus.
Die Suche nach Radioblitzen
Das Forschungsteam sucht am ASKAP genau nach solchen schnellen Radioblitzen, die normalerweise etwa eine Millisekunde andauern. Das sind kurze Ausbrüche von Radiostrahlen, die weit entfernt von der Erde entstehen. Im Jahr 2020 wurde eine solche Radiowelle erstmals innerhalb unserer Galaxie entdeckt.
"Lustigerweise wissen wir bislang nicht, was FRBs erzeugt, obwohl sie seit fast 20 Jahren bekannt sind" , teilt Adam Deller, Mitglied des Teams und Astrophysiker an der Swinburne University of Technology, Space.com(öffnet im neuen Fenster) mit. "Aber die meisten plausiblen Theorien beinhalten einen 'Magnetar', der ein stark magnetisierter Neutronenstern ist."
Auch Clancy James, ein außerordentlicher Professor am Curtin Institute of Radio Astronomy der Curtin University in Westaustralien, teilt der englischsprachigen Nachrichtenseite Newscientist(öffnet im neuen Fenster) mit, dass einige Astronomen geglaubt hätten, dass diese Ausbrüche von Magnetaren stammen könnten. Diese Objekte sind sehr dichte Überreste von toten Sternen mit starken Magnetfeldern. "Sie sind die extremsten Dinge, die es im Universum gibt, bevor sich etwas in ein schwarzes Loch verwandelt."
Zu nah an der Erde dran für einen Radioblitz
Das Signal schien jedoch aus großer Nähe zur Erde zu kommen - und zwar aus nur 4.500 Kilometern Entfernung. Mit der Hilfe von Datenbanken, die zeigen, wo sich welcher Satellit befinden soll, fand das Team schließlich eine Übereinstimmung. Es handelt sich um einen alten Satelliten der US-Raumfahrtbehörde Nasa.
Relay-2 wurde am 21. Januar 1964 vom Raumhafen Cape Canaveral (Florida, USA) ins All befördert. Es war einer der ersten Kommunikationssatelliten in der Menschheitsgeschichte, und er arbeitete bis zum 9. Juni 1967. Seitdem galt dieser Satellit als tot. Er war Weltraumschrott.
Wie kann ein solches Objekt also Radiowellen aussenden?
Der Hauptverursacher war wahrscheinlich eine Ansammlung statischer Elektrizität auf der Metallhaut des Satelliten, die plötzlich freigesetzt wurde, erklärt das Forschungsteam.
"Das Raumfahrzeug beginnt sich durch die Ansammlung von Elektronen aufzuladen. Und es lädt sich immer weiter auf, bis die Ladung so groß ist, dass sie eine Komponente des Raumfahrzeugs kurzschließt und es plötzlich zu einem Funken kommt" , erklärt James. "Das ist genau das Gleiche, wie wenn man mit den Füßen über den Teppich reibt und dann mit dem Finger einen Funken schlägt."
"Wir wissen, dass (elektrostatische) Entladungen recht häufig vorkommen können" , führt er fort. "Was den Menschen betrifft, sind sie überhaupt nicht gefährlich. Sie können aber durchaus ein Raumschiff beschädigen."
Eine weniger wahrscheinliche Ursache ist der Einschlag eines Mikrometeoriten, eines Weltraumgesteins, das nicht größer als 1 Millimeter ist: "Ein Mikrometeorit, der mit einer Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Sekunde oder mehr auf eine Raumsonde trifft, verwandelt die Trümmer des Einschlags in ein Plasma - ein unglaublich heißes, dichtes Gas" , so James. "Und dieses Plasma kann einen kurzen Ausbruch von Radiowellen aussenden."
Ähnliches Aufsehen haben in den letzten Monaten auch andere alte Satelliten erregt, wie die sowjetische Raumsonde Kosmos 482 , der US-Satellit Vanguard-1 oder der britische Satellit Skynet-1A .
Zur Studie
Die Studie wurde am 13. Juni 2025 auf dem Pre-Print-Server arxiv.org veröffentlicht: A nanosecond-duration radio pulse originating from the defunct Relay 2 satellite(öffnet im neuen Fenster) (Ein Funkimpuls mit einer Dauer von einer Nanosekunde, der vom nicht mehr existierenden Satelliten Relay 2 stammt). Eine spätere Version wurde in der Zeitschrift The Astrophysical Journal Letters veröffentlicht.



