Raumfahrt: Starliner erreicht erstmals Internationale Raumstation
Nach einer Verzögerung von mehr als zwei Jahren hat Boeings Starliner doch noch einen erfolgreichen Flug zur Internationalen Raumstation ISS absolviert.

Nach dem Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral ist der Starliner von Boeing erstmals an der Internationalen Raumstation ISS angekommen. Das unbemannte Raumschiff dockte am 21. Mai 2022 um 2:28 Uhr MESZ nach gut eintägigem Flug an der Raumstation in rund 400 Kilometern über der Erde an. Der wichtige Test für den krisengeplagten Starliner ist damit zunächst geglückt. Das Projekt liegt wegen einer Reihe von Problemen mehr als zwei Jahre hinter dem Zeitplan.
Der Flug verlief weitgehend erfolgreich. Allerdings war nach dem Start bekanntgeworden, dass zwei Triebwerke des Raumschiffs ausgefallen seien. Ihre Funktion konnte jedoch durch andere Triebwerke übernommen werden. Es gibt keine Kamerabilder aus dem Raumschiff. Das Videosystem soll erst in den nächsten Missionen installiert werden.
Boeings Raumschiff soll künftig als Alternative zur Crew-Dragon-Raumkapsel von SpaceX Astronauten zur ISS transportieren. Das hätte eigentlich schon längst passieren sollen, aber bei einem ersten Test im Dezember 2019 hatte es das Raumschiff - unter anderem wegen eines Problems mit der automatischen Zündung der Antriebe - nicht zur ISS geschafft. Im vergangenen Jahr wurde die Mission mehrfach verschoben - und dann musste der Starliner schließlich wegen Ventilproblemen komplett zurück in die Werkstatt.
Die Nasa hatte den Start als "Meilenstein" bezeichnet. An Bord sind mehr als 300 Kilogramm Fracht, darunter Vorräte für die Besatzung der ISS. Der Starliner ist ein teilweise wiederverwendbares Raumfahrzeug, das aus einer Kapsel für die Besatzung und einem Servicemodul besteht, das mit einer Rakete gestartet werden kann. Nach der Zulassung für den Transport von Menschen kann es bis zu vier Besatzungsmitglieder zur ISS befördern.
Starliner und Crew Dragon sind Resultate des 2010 beschlossenen Commercial-Crew-Programms. Sie setzten sich in einem Wettbewerb gegen drei weitere Konkurrenten durch. Ein Konkurrent, das Dreamchaser-Minispaceshuttle der Sierra-Nevada-Corporation, befindet sich weiterhin als Frachter in Entwicklung und soll im Februar 2023 erstmals fliegen.
Im Gegensatz zu allen früheren Verträgen zum Bau von Raumschiffen werden die Firmen mit festen Preisen für die Flüge bezahlt statt nach dem sogenannten Cost-Plus-Verfahren, in dem die Firmen alle angefallenen Kosten zuzüglich einer fixen Profitquote ersetzt bekommen. Die Firmen mussten stattdessen den Preis für die Entwicklung des Raumschiffs, die Qualifizierung der Trägerrakete und die Durchführung der ersten Flüge bei der Bewerbung selbst nennen. SpaceX gab 2,6 Milliarden US-Dollar an, Boeing 4,2 Milliarden US-Dollar.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed