Raumfahrt: Sandkastenstreit der Milliardäre auf dem Weg ins Weltall
Jeff Bezos und Richard Branson streiten, wer zuerst ins Weltall fliegen wird. Keiner der beiden macht dabei eine gute Figur. Eine 82-jährige dagegen schon.

Nachdem Jeff Bezos angekündigt hatte, am 20. Juli 2021 mit einer New-Shepard-Rakete ins Weltall zu fliegen, gab es bald Gerüchte, dass Richard Branson ihm mit Starship Two zuvorkommen wolle. Diese Gerüchte sind nun konkret geworden: Der Flug soll am 11. Juli durchgeführt werden.
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Sicher werden die Gründer von Blue Origin und Virgin Galactic von dem Wunsch getrieben, die mit ihrem Geld entwickelten Gefährte auf einer Spritztour auszuprobieren. Aber letztlich lenken die beiden Milliardäre damit nur vom jahrelangen Versagen ihrer Raumfahrtfahrtfirmen ab.
Weder Virgin Galactic noch Blue Origin sind erfolgreiche Unternehmen. Virgin Galactic wollte schon 2007 Touristen ins Weltall fliegen. Blue Origins hochfliegende Pläne von Schwerlastraketen und Mondlandern sind von der Realität noch immer weit entfernt. Aber über Geldverschwendung hinaus lässt sich in dem Wettstreit der Milliardäre nur Richard Branson ein schwerer Vorwurf machen. Er hat den Tod von vier Menschen zu verantworten, die durch Zeitdruck und Einsparmaßnahmen in der Entwicklung von Starship Two starben.
Drei Techniker kamen 2007 bei der Explosion eines Lachgas-Treibstofftanks ums Leben, weil bei Virgin Galactic der Glaube vorherrschte, Lachgas sei ein harmloser Treibstoff. Tatsächlich kann sich flüssiges Lachgas selbst zersetzen, heizt sich dabei auf und zersetzt noch mehr Lachgas. Wenn eine starke Druckwelle durch Lachgas hindurch läuft, wird es ebenso zersetzt und die Zersetzungsenergie verstärkt die Druckwelle.
Ein zu schnell geschlossenes Ventil in einer Treibstoffleitung kann so eine Druckwelle auslösen, die sich ohne Vorsichtsmaßnahmen in den Tank fortsetzen kann. Dort zerlegt die Druckwelle in kürzester Zeit den gesamten Tankinhalt. Der Tank explodiert. Das passierte auf einem Teststand, drei Menschen starben.
Fehlende Sicherheitsvorkehrungen führten zum Tod eines Piloten
Der vierte Tote bei der Entwicklung von Starship Two war Testpilot Michael Alsbury, der beim Absturz des Starship Two namens VSS Enterprise ums Leben kam. Fehlende Sicherheitsvorkehrungen und eine fehlende Automatisierung in Starship Two führten laut Untersuchungsbericht dazu, dass die erfahrenen Testpiloten mit zu vielen Aufgaben in zu kurzer Zeit überfordert wurden.
So legte Albury den Hebel zur Freigabe des Flügels in die Landeposition zu früh um - bei Mach 0,92 statt Mach 1,4 - und das Starship zerbrach innerhalb von Sekunden. Pilot Michael Siebold überlebte das Zerbrechen des Starship bei beinahe Überschallgeschwindigkeit durch reines Glück.
Der Untersuchungsbericht der Flugsicherheitsbehörde betonte, dass solche einzelnen menschlichen Fehler niemals katastrophale Folgen haben dürften. Die tiefere Ursache des Unglücks war der von Richard Branson ausgeübte Druck zur möglichst schnellen Umsetzung seiner Weltraumtourismuspläne. Seit 2007 wurden die Touristenflüge immer wieder verschoben. 2013 sagte Branson gegenüber Wired, dass sie ab Anfang 2014 regelmäßig stattfinden sollten. Als Alsbury starb, lag die Firma längst hinter diesem Zeitplan zurück.
Starship Two war der Nachfolger von Starship One. Es wurde gebaut, um 2003 den Ansari X-Prize durch zwei Flüge über 100 km Höhe zu gewinnen, der international anerkannten Grenze zum Weltraum.
Schlagabtausch erfolgloser Weltraumunternehmer mit großem Ego
Das experimentelle Raketenflugzeug sollte mit Spaceship Two vergrößert werden und ab 2007 regelmäßige Touristenflüge anbieten. Nun ist es 15 Jahre später und Spaceship Two ist weder das Geld noch die Menschenleben wert, die es gekostet hat. Die Aktie von Virgin Galactic ist Spekulationsobjekt an der Börse. Sie steigt und fällt mit jeder Ankündigung oder Verschiebung eines Testflugs. Ein sinnvolles Geschäftsmodell mit Einnahmen aus regelmäßigen Flügen ist dahinter nicht zu erkennen.
Wegen Schwierigkeiten in der Entwicklung der Triebwerke hat Spaceship Two auch nicht genug Leistung, um wie Spaceship One oder New Shepard auf 100 km Höhe zu fliegen. Das betonte auch Bob Smith, der CEO von Blue Origin, deren New-Shepard-Rakete den Firmenbesitzer Jeff Bezos und weitere Passagiere mit einer Kapsel in den Weltraum - also über 100 km Höhe - bringen soll.
Der reichste Mann der Welt, Jeff Bezos, der für die besonders schlechten Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter seiner Firma Amazon bekannt ist, gründete seine Weltraumfirma im Jahr 2000. Sie ist seitdem genau wie Virgin Galactic fast gänzlich erfolglos.
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Blue Origin ist Größenwahn ohne vorzeigbare Ergebnisse |
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Elon Musk bzw. SpaceX mal ausgenommen, der ist den beiden schon um einige Schritte voraus...
Ich denke mal, Boeing, Lockheed Martin & Co. sind auch diejenigen, mit den sich Elon Musk...
Dann hab ich schlicht 995 davon verpasst. Kannst du die 10 häufigsten Beanstandungen...
Kein weiterer Text.