Blue Origin ist Größenwahn ohne vorzeigbare Ergebnisse

"Gradatim Ferociter" ("Schritt für Schritt, aber fest entschlossen") ist das immer wieder bemühte Motto der Firma, spätestens seit 2016 die New Glenn Schwerlastrakete vorgestellt wurde. Damals sagte Jeff Bezos ganz korrekt, dass man Raketen am schnellsten entwickle, wenn man keine Schritte auslasse. Die kleine Raketenstufe der New Shepard landete erstmals im November 2015, einen Monat vor der ersten Stufe einer Falcon 9. Blue Origin war schneller als SpaceX.

Die nächste Rakete von Blue Origin sollte beim Start rund 40-mal so schwer wie die New Shepard sein, größer als die Falcon Heavy und 2020 erstmals in der Firmengeschichte einen Orbit erreichen.

Gradatim Ferociter? Keineswegs. Denn seitdem scheitert Blue Origin immer wieder am Größenwahn von Jeff Bezos, einer inkompetenten Führungsebene und dem Versuch, mit Elon Musk Schritt zu halten oder ihn zu übertreffen.

Peinliche Pressekonferenzen zu Bezos Mondfahrt

Die BE-4-Haupttriebwerke der New Glenn sind immer noch nicht fertig. Dabei hat Blue Origin mit der United Launch Alliance einen Kunden für die Triebwerke, der seit 2019 darauf wartet, mit zwei BE-4-Triebwerken seine Vulcan-Rakete antreiben zu können. Inzwischen gilt ein Erstflug der Vulcan im Jahr 2021 als ausgeschlossen und selbst 2022 ist fraglich. Die New Glenn fliegt nicht vor 2023.

2019 ging Bezos einen Schritt weiter und stellte in einer Pressekonferenz einen Mondlander vor, zusammen mit einer Zukunftsvision, die aus Versatzstücken von Bezos' jugendlicher Science-Fiction-Lektüre ohne jeden Bezug zu echten Entwicklungen von Blue Origin bestand. Es gab keinen Livestream, Rückfragen waren nicht erwünscht. Journalisten wurden schnell des Saales verwiesen und mussten anschließend ihre Artikel im Stehen verfassen, weil kein Pressezentrum mit Tischen eingerichtet worden war.

2020 wurde aus dem Mondlander Blue Moon die sogenannte Nationalmannschaft für die Mondlandung. Zusammen mit Lockheed Martin und Northrop Grumman sollte ein Mondlander für das amerikanische Mondlandeprogramm Artemis entwickelt werden. Im Dezember 2020 richtete Blue Origin einen Beraterstab ein,, der aus ehemaligen Militärs und Funktionären von Militärzulieferern besteht.

Nur Wally Funk steht am Ende gut da

Es war die endgültige Absage von Blue Origin an das Image der New-Space-Konkurrenz zu SpaceX. 2021 scheiterte die Nationalmannschaft an zu hohen Kosten, fehlendem Budget der Nasa für mehr als einen Mondlander und Sorgen, dass die Triebwerkstechnik für den Mondlander nicht weit genug entwickelt ist.

In 21 Jahren Firmengeschichte hat Blue Origin über die Entwicklung der New Shepard und einige Schwerelosigkeitsexperimente hinaus für die Nasa noch immer nichts Nennenswertes geschafft. Der Flug von Jeff Bezos kann darüber nicht hinwegtäuschen - egal ob er vor oder nach dem Flug von Richard Branson und dessen genauso fragwürdiger Firma Virgin Galactic stattfindet.

Einem Menschen wird der Streit der Milliardäre jedoch völlig egal sein: Die 82-jährige Wally Funk wird an Bord der New Shepard sein. Die Pilotin und Fluglehrerin hat über 19.000 Stunden Flugerfahrung und gehörte 1961 zu den sogenannten Mercury 13 - dreizehn Frauen, die das gleiche Training durchliefen wie die Mercury 7, die sieben ersten Astronauten im Mercury Programm der USA.

Darunter war auch der spätere Mondfahrer Alan Shepard, nach dem die New Shepard benannt ist. 2021 wird Wally Funk den Raketenflug bekommen, für den sie vor 60 Jahren trainiert hat.

IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach).

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 Raumfahrt: Sandkastenstreit der Milliardäre auf dem Weg ins Weltall
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Elpe 21. Jul 2021

Elon Musk bzw. SpaceX mal ausgenommen, der ist den beiden schon um einige Schritte voraus...

Kein Kostverächter 05. Jul 2021

Ich denke mal, Boeing, Lockheed Martin & Co. sind auch diejenigen, mit den sich Elon Musk...

Eheran 04. Jul 2021

Dann hab ich schlicht 995 davon verpasst. Kannst du die 10 häufigsten Beanstandungen...

berritorre 02. Jul 2021

Kein weiterer Text.



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