Raumfahrt: Oneweb bankrott - Softbank verweigert Kredite
Der Starlink-Konkurrent scheitert in der Finanzkrise. Arianespace könnte 2020 und 2021 fast die Hälfte aller geplanten Raketenstarts verlieren.

Der Betreiber der Oneweb-Satellitenkonstellation ist bankrott. Zwei Milliarden US-Dollar Kredit sollten in einer Finanzkrise von Softbank kommen, dem größten Anteilseigner. Doch das japanische Unternehmen, das bereits 34 Prozent der Anteile von Oneweb besitzt, hat nach Fehlinvestitionen wie in WeWork selbst schwere finanzielle Probleme. Am 27. März 2020 meldete Oneweb offiziell den Bankrott nach Chapter 11 der US-Gesetzgebung. Die Firma will sich nun restrukturieren. Es ist allerdings nicht abzusehen, woher das notwendige Kapital dafür beschafft werden kann.
- Raumfahrt: Oneweb bankrott - Softbank verweigert Kredite
- Finanzprobleme von Oneweb deuteten sich lange an
Das Projekt Oneweb sieht eine Konstellation von wenigstens 648 Satelliten im niedrigen Erdorbit vor, die 400 MBit/s Internetverbindungen mit einem Ping von nur 32 ms anbieten sollten. Geostationäre Satelliten haben wegen der großen Entfernung hingegen einen Ping on über 400 ms. Oneweb tritt gegen viel Konkurrenz an. SpaceX hat seit Mai 2019 schon 300 Satelliten der Starlink-Konstellation in das Weltall geschossen und auch Amazon-Gründer Jeff Bezos will ein Satelliten-Netz zur Internet-Versorgung aufbauen.
Bei Oneweb kamen zu der Konkurrenz und den schon früher bestehenden Finanzierungsproblemen des Unternehmens nun noch die aktuelle weltweite Wirtschaftskrise durch die Coronavirus-Pandemie hinzu. Oneweb hat bereits mit der Entlassung von Mitarbeitern begonnen. Ob weitere Starts von Satelliten durchgeführt werden, ist unklar. Die bereits gestarteten Satelliten werden aber weiter im Orbit bleiben, um die wertvollen Rechte an den reservierten Frequenzbereichen zu behalten.
Insolvenz trifft Arianespace schwer
Der Bankrott der Firma dürfte in der europäischen Raumfahrt weitreichende Folgen haben. 2015 schloss Oneweb mit Arianespace einen Vertrag ab, dessen Wert mit über einer Milliarde US-Dollar angegeben wurde. Es war der größte kommerzielle Startvertrag in der Raumfahrtgeschichte. Die Hälfte aller für 2020 geplanten Starts von Arianespace sollte Oneweb-Satelliten ins All bringen. Laut Insolvenzunterlagen hat Arianespace 238 Millionen US-Dollar an ungedeckten Krediten an Oneweb vergeben, die nun vollständig ausfallen dürften. Auch Airbus ist betroffen. Die Oneweb-Satelliten wurden in einem Joint Venture mit der Firma hergestellt, die 8,5 Prozent der Anteile an Oneweb hält.
Von den 21 geplanten Starts wurden bislang nur 3 durchgeführt. Nach Angaben von Oneweb kosten die Satelliten weniger als eine Million US-Dollar pro Stück. Damit sind die Raketenstarts etwa doppelt so teuer wie die Satelliten an Bord. Typischerweise ist das Verhältnis in der kommerziellen Raumfahrt umgekehrt. Auch der erste Flug der Ariane 6 ist von der Oneweb-Pleite betroffen. Die vergleichsweise billigen und leicht ersetzbaren Satelliten sollten dabei als Testnutzlast dienen. Bei den gescheiterten ersten Flügen der Ariane 5 und der vollständig überarbeiteten Ariane 5 ECA wurden 1996 und 2001 jeweils Nutzlasten im Wert von mehreren Hundert Millionen Euro zerstört.
Auch für den russischen Raketenbauer RSC Energia dürfte das Ausbleiben von Starts zu finanziellen Problemen führen. Es dürfte praktisch unmöglich sein, während einer globalen Finanzkrise in nur zwei Jahren Kunden für 18 ausgefallene Raketenstarts zu finden. Viele Unternehmen werden nun wohl von Staatsgeldern abhängig sein, um die Verluste auszugleichen, wobei eine Rettung des Unternehmens durch den Einstieg staatlich finanzierter Akteure nicht auszuschließen ist.
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Finanzprobleme von Oneweb deuteten sich lange an |
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Zum Pingpong würde es wohl nicht kommen, aber sehen kann man es schon. Verfolgt habe ich...
komisch, an die ozeane habe ich nicht gedacht, eher an krisengebiete und gebirge. und an...
Tja, irgendwann wird Würfelzucker auch knapp ...
Definitiv niemand der in einer gut versorgten Region liegt. Für Leute außerhalb der...