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Raumfahrt: Jeff Bezos will Rechenzentren ins All verlagern

In zehn bis 20 Jahren könnten sich die Rechenzentren laut Jeff Bezos ins All verlagert haben und Millionen von Menschen wohnen dort.
/ Patrick Klapetz
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Screenshot vom Gespräch mit Jeff Bezos auf der Italian Tech Week. (Bild: Italian Tech Week)
Screenshot vom Gespräch mit Jeff Bezos auf der Italian Tech Week. Bild: Italian Tech Week

"Innerhalb der nächsten paar Jahrzehnte" werden Millionen Menschen im Weltraum leben, hat der Amazon-Gründer Jeff Bezos auf der Italian Tech Week in Turin (1. bis 3. Oktober 2025) in einem Gespräch mit Ferrari-Chef John Elkann(öffnet im neuen Fenster) gesagt. Es ging auch um Rechenzentren im All.

Bezos meinte aber auch, dass die Menschen nicht im All leben müssten. Roboter könnten deren Aufgaben günstiger und einfacher verrichten: "Alles, was wir tun müssen, wenn wir Arbeiten auf der Mondoberfläche oder anderswo durchführen wollen, können wir von Robotern erledigen lassen. Menschen, die sich ins All begeben, werden es tun, weil sie es wollen."

Bezos ist optimistisch bezüglich KI-Entwicklung

Wie der Amazon-Gründer ausführte, werden Roboter die Routinearbeiten erledigen, während riesige KI-Datenzentren über den Köpfen der Allbewohner schweben. Über den derzeitigen Boom in der KI-Entwicklung ist er zudem erfreut, weil sie sich im industriellen Sektor befinde und nicht im Finanzsektor.

"Wir sollten optimistisch sein, dass die gesellschaftlichen und nützlichen Auswirkungen von KI, wie wir sie vor 25 Jahren mit dem Internet hatten, real sind und bleiben werden" , sagte er.

Bezos prognostizierte, dass in den nächsten zehn bis 20 Jahren Rechenzentren im Gigawattbereich im Weltraum gebaut würden. Zudem überträfen die orbitalen Einrichtungen die terrestrischen Gegenstücke irgendwann. "Und die Kosten der Weltraumrechenzentren werden innerhalb weniger Jahrzehnte unterhalb der erdgebundenen Zentren liegen."

Außerdem gebe es im Weltraum rund um die Uhr Sonnenenergie. Diese könne als Stromquelle für die Rechenzentren dienen. Zudem gebe es im All keine Wolken, keinen Regen oder schlechtes Wetter – lauter Hindernisse bei der grenzenlosen Stromversorgung.

Weltraumrechenzentren nicht ohne Herausforderungen

Als weiteren Nachteil der erdgebundenen Zentren nannte Bezos den Wasser- und Strombedarf, der für die Kühlung aufgewendet werden muss. Zwar sei es im All kalt, jedoch müssten die Rechenzentren vor den einfallenden Sonnenstrahlen und der dabei entstehenden Hitze abgeschirmt werden.

Herausfordernd werden laut Bezos die Wartung der Weltallrechenzentren sowie die Durchführung von Upgrades. Ebenso seien die Kosten für Raketenstarts hoch. Zudem könnten die fehlschlagen, wodurch die Fracht verloren gehe. Damit sei dieser Vorstoß ein risikoreiches Unterfangen. Zufälligerweise baut sein Raumfahrtunternehmen Blue Origin die dafür notwendigen Schwerlastraketen.

Bezos beschrieb die Verlagerung ins All dennoch als Teil eines umfassenderen Musters, das bereits bei Wetter- und Kommunikationssatelliten eingetreten sei. Die nächsten Schritte wären Datenzentren und andere Arten der Fertigung.

Das Problem mit der Latenz

Die ersten Rechenzentren wurden bereits im All getestet. Zuletzt war es das schuhkartongroße Data Center Unit One (AxDCU-1) von Axiom Space . Es wurde im August 2025 zur Internationalen Raumstation ISS gebracht. Dabei und bei anderen getesteten Weltraumrechenzentren handelt es sich jedoch um winzige, leistungsoptimierte Designs, die nichts mit der Art von Datenstationen zu tun haben, von denen Bezos sprach.

Befürworter von Orbital-Rechenzentren gehen davon aus, dass Anlagen in vollem Umfang ein hohes Maß an Automatisierung erfordern, einschließlich des umfangreichen Einsatzes von Robotern zur Durchführung von Wartungsarbeiten oder Upgrades.

Je nachdem, wie hoch diese Rechenzentren geparkt sind, liegen die Zugriffslatenzen in der Größenordnung von 20 bis 40 ms für die niedrige Erdumlaufbahn und von mehr als 600 ms für geostationäre Satelliten.

Bezos argumentierte, dass dies eine Ewigkeit im Vergleich zu terrestrischen Rechenzentrumsnetzwerken sei. Während diese Einrichtungen für bestimmte Workloads unhaltbar sein mögen, könnten sie für andere, weniger latenzempfindliche, stromhungrigere Workloads ideal sein.


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