Raumfahrt im Ukrainekrieg: Oneweb steigt von Sojus-Raketen auf Falcon 9 um
SpaceX hilft der eigenen Konkurrenz und startet die restliche Satellitenkonstellation von Oneweb, weil Arianespace keine Raketen liefern kann.

Der Start der Oneweb-Satellitenkonstellation musste infolge der Sanktionen nach dem Überfall von Russland auf die Ukraine unterbrochen werden. Grund dafür waren die russischen Sojus-Raketen, mit denen die Satelliten gestartet werden sollten. Diese wurden in Kooperation mit Arianespace und Roskosmos zur Verfügung gestellt und machten zuletzt den größten Teil der Startaktivitäten von Arianespace aus. Sechs Starts zum Aufbau der 648 Satelliten großen Konstellation standen bei Kriegsausbruch aber noch aus.
Die restlichen Satelliten waren zunächst auf der Erde gestrandet und sollen nun mit drei Falcon 9-Raketen von SpaceX gestartet werden. Dabei stellt die Konstellation von Oneweb ein Konkurrenzprodukt zu Starlink von SpaceX dar, aber offensichtlich hat SpaceX kein Problem damit, auch die eigene Konkurrenz beim Start von Satelliten zu unterstützen.
Arianespace konnte Oneweb keine Alternativen anbieten. Die Nutzlast der neuen Vega C Rakete ist deutlich kleiner als die einer Sojus, zumal die Oberstufe von einem ukrainischen Raketentriebwerk angetrieben wird, deren Produktionsanlagen nun im Kriegsgebiet liegen. Zurzeit sind nur drei RD-843 vorrätig. Alle verbleibenden Ariane 5 Raketen sind bereits für andere Nutzlasten vergeben und die Ariane 6 ist noch immer nicht startbereit.
SpaceX nutzt Notlage von Oneweb nicht aus
SpaceX hätte die Situation durchaus ausnutzen und die Starts von Oneweb verhindern oder zumindest stark verzögern können, denn Raketen in ausreichender Größe sind jenseits der Falcon 9 kaum verfügbar. Die amerikanischen Atlas V und Antares-Raketen verwenden russische Triebwerke, die nicht mehr beschafft werden können. Blue Origin kann noch immer keine BE-4 Triebwerke für die Vulcan oder die eigene New Glenn liefern.
Die indische GSLV Mk III hätte die notwendige Leistung, wird aber nicht in ausreichender Anzahl hergestellt und Triebwerksprobleme verhindern noch immer Starts der neuen japanischen H3-Rakete. Chinesische Trägerraketen sind für ausländische Kunden kaum zugänglich und wenn, dann nicht kurzfristig, schon wegen fehlender Geschäftsbeziehungen.
Es muss sich nun zeigen, ob Arianespace nun ebenso auf Falcon 9-Raketen setzen wird. Zuletzt wurden europäische Institutionen unter Druck gesetzt, hauptsächlich Starts mit europäischen und russischen Raketen durchzuführen. Aber ohne die Ariane 6, ohne Oberstufen für die Vega und ohne die Sojus hat Arianespace derzeit schlicht keine eigenen Startkapazitäten, auch nicht für Galileo oder das Euklid-Infrarotteleskop.
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