Raumfahrt: Großbritannien will wieder in den Weltraum
Die Briten wollen eigene Raketen bauen und von Großbritannien aus starten. Ein Teil des Geldes dafür kommt auch von Investoren und staatlichen Investitionsfonds aus Deutschland.

Die britische Raumfahrtagentur hat am Sonntag den Bau eines Weltraumbahnhofs in der dünn besiedelten schottischen Grafschaft Sutherland angekündigt. Er wird mit einem Investitionsbudget von 2,5 Millionen Britischen Pfund an der nördlichen Küste Großbritanniens entstehen. Von Sutherland aus sollen die britischen Satellitenhersteller einen direkteren Zugang zum Start ihrer Satelliten bekommen.
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Zwei Firmen, Lockheed Martin und Orbex, haben zusätzlich Geld erhalten, um Raketen für den Start zu entwickeln. In Industriekreisen wird spekuliert, dass es sich bei der Rakete von Lockheed Martin um eine angepasste Version der neuseeländischen Electron-Rakete von Rocketlabs handeln soll, für die eine neue Oberstufe entwickelt werden soll. Lockheed Martin legt Wert darauf, dass es sich bei der Rakete um bewährte Technologie (engl. proven technology) handelt, was die These stützt.
Die Electron ist die derzeit kleinste kommerzielle Rakete in der Raumfahrt, die Satelliten bis etwa 200 kg Gewicht in niedrige Erdorbits befördert. Derzeit verwendet Rocketlabs eine dreistufige Variante der Rakete, deren letzte Stufe wiederstartbar ist. Erst das ermöglicht das genaue Anfliegen bestimmter Orbits und das Aussetzen mehrerer Satelliten in verschiedenen Orbits.
Lockheed Martin will ein Orbital Manoeuvering Vehicle als Oberstufe entwickeln, das bis zu sechs Satelliten in unterschiedlichen Orbits aussetzen kann. Wahrscheinlich wird es die Funktion der zweiten und dritten Stufe der Electron miteinander kombinieren. Weitere Details wurden noch nicht bekanntgegeben.
Orbex fliegt ohne Zucker
Die zweite Rakete, die von Sutherland aus starten soll, wird von der britischen Firma Orbex entwickelt. Sie erhielt dafür von der Weltraumagentur 5,5 Millionen Britische Pfund. Insgesamt hat Orbex über 30 Millionen Britische Pfund an Gründerkapital eingesammelt. Die beiden wichtigsten Geldgeber sind dabei der deutsche High-Tech Gründerfonds, der unter anderem vom deutschen Ministerium für Wirtschaft und Energie, der Kreditbank für Wiederaufbau und der Fraunhofer-Gesellschaft finanziert wird. Hinzu kommen die dänisch-deutsche Investitionsgesellschaft Sunstone Technology Ventures, die Esa und einige private Investoren.
Den Angaben von Orbex nach zu urteilen soll dessen Rakete namens Prime ähnlich leistungsfähig wie die Electron sein. Zur genauen Technik der Rakete schweigt das Unternehmen. Sie soll "bis zu 30 Prozent leichter und 20 Prozent effizienter" als herkömmliche Raketen sein. Angeblich soll der einzige Treibstoff "Bio-Propan" sein und die CO2-Emissionen der Rakete dadurch um 90 Prozent gesenkt werden. Die Rakete soll ein weltraumschrottvermeidendes Stufentrennsystem namens Magic haben.
Keine Magie jenseits des Marketings
Der Mechanismus zur Stufentrennung dürfte wohl schlicht aus gespannten Federn bestehen, die die Oberstufe von der unteren Stufe ohne Sprengbolzen und kleine Zusatzraketen abstoßen. Eine solche Konstruktion wird von SpaceX seit dem Bau seiner ersten Rakete im Jahr 2006 benutzt. Dabei ist die Stufentrennung für die Erzeugung von Weltraumschrott ohnehin belanglos, wenn Raketen niedrige Erdorbits anfliegen - die Stufentrennung findet dann statt, lange bevor die Rakete einen Orbit erreicht.
Das Propan wird notwendigerweise mit flüssigem Sauerstoff verbrannt werden - andere Oxidatoren wären zu ineffizient oder zu giftig. Tanks aus Kohlefaser, wie sie die Electron-Rakete benutzt, würden 30 Prozent Gewichtseinsparung gegenüber Aluminiumtanks erklären und propanbetriebene Triebwerke sind auch 20 Prozent effizienter als die ineffizienten Feststoffbooster, wie sie etwa die Vega-Rakete oder die Ariane 5 benutzen.
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Auch vom Spaceport Cornwall sollen Satelliten ins Weltall starten |
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Man könnte Pyramiden bauen , das könnte dann zumindest auf der Erde ein paar...
Nö, bloss von der EU. Was ich als Schweizer sehr begrüsse. Der "Sling-Efekt" ist viel...
Joar, dürfe einen Witzigkeitswettbewerb mit dem söderschen Weltraumprogramm geben.
Zumal Großbritannien sehr viele Überseegebiete hat. Aber gut, irgendwas werden die sich...