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Raumfahrt: Die ISS ist zu sauber für Astronauten

Die geringe Vielfalt an Mikroben könnte negative Auswirkungen auf die Gesundheit der ISS -Besatzung haben und ein Grund für Beschwerden sein, unter denen die Astronauten leiden.
/ Patrick Klapetz
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ISS: Zu steril, um gesund zu sein? (Symbolbild) (Bild: Pixabay, golem.de)
ISS: Zu steril, um gesund zu sein? (Symbolbild) Bild: Pixabay, golem.de

Eine US-amerikanische Forschungsgruppe(öffnet im neuen Fenster) kommt zu dem Schluss, dass die Internationale Raumstation ISS schmutziger sein sollte. Astronauten leiden während ihres Aufenthalts im Weltraum häufig unter Immunstörungen, Hautausschlägen und anderen entzündlichen Erkrankungen . Ein Grund dafür könnte sein, dass die ISS zu steril ist.

Der Untersuchung zufolge beherbergt die ISS eine viel geringere Vielfalt an Mikroben als von Menschen gebaute Umgebungen auf der Erde. Die vorhandenen Organismen sind meist Arten, die am Körper von Menschen auf die ISS gelangen. Laut dem Forschungsteam könnte das Vorhandensein von mehr Mikroben aus der Natur dazu beitragen, die Gesundheit von Personen auf der Raumstation zu verbessern.

"Künftig gebaute Umgebungen, einschließlich Raumstationen, könnten von der gezielten Förderung vielfältiger mikrobieller Gemeinschaften profitieren, welche die natürliche mikrobielle Exposition auf der Erde besser nachahmen, anstatt sich auf hochgradig desinfizierte Räume zu verlassen" , erklärte der Studienerstautor Rodolfo Salido von der Universität von Kalifornien in San Diego (UC San Diego) in einer Pressemitteilung vom 27. Februar 2025(öffnet im neuen Fenster) .

Mikrobenarten abhängig von der Nutzung des Moduls

Für die Studie tupfte die Besatzung der ISS 803 verschiedene Oberflächen auf der Raumstation ab. Das waren etwa 100-mal mehr Proben als bei früheren Untersuchungen.

Auf der Erde untersuchte die Forschungsgruppe, welche Bakterienarten und Chemikalien in den Proben vorhanden waren. Mit den Daten wurden dreidimensionale Karten erstellt, die darstellten, wo die einzelnen Bakterienarten auf der ISS zu finden waren und wie die Mikroben und Chemikalien interagieren könnten.

Die menschliche Haut war die Hauptquelle für Mikroben auf der ISS, Chemikalien aus Reinigungs- und Desinfektionsmitteln waren in der gesamten Station allgegenwärtig. Verschiedene Module der ISS beherbergten unterschiedliche mikrobielle Gemeinschaften und chemische Signaturen.

Die Unterschiede lassen sich auf die jeweilige Nutzung der Module zurückführen. Bereiche, in denen Speisen und Lebensmittel zubereitet werden, waren reicher an mit Lebensmitteln assoziierten Mikroben. Die Weltraumtoilette wies dagegen mehr Bakterien und Metabolite auf, die man mit Urin und Fäkalien assoziiert.

Die ISS ähnelt demnach industrialisierten, isolierten Umgebungen wie Krankenhäusern und geschlossenen Lebensräumen sowie Häusern in städtischen Regionen. Im Gegensatz zu den meisten Proben von der Erde fehlen auf den ISS-Oberflächen frei lebende Umweltmikroben, die normalerweise im Boden und Wasser vorkommen.

Die bewusste Einbeziehung dieser Mikroben und der Substrate, auf denen sie leben, in die ISS könnte der Studie zufolge die Gesundheit der Astronauten verbessern. Die Hygiene würde dabei nicht beeinträchtigt, so die Forschungsgruppe. 

Zur Studie

Die Studie wurde am 27. Februar 2025 in der Fachzeitschrift Cell veröffentlicht: The International Space Station has a unique and extreme microbial and chemical environment driven by use patterns(öffnet im neuen Fenster) (Die Internationale Raumstation hat ein einzigartiges und extremes mikrobielles und chemisches Umfeld, das durch die Nutzungsmuster bestimmt wird).


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