Raumfahrt: Der traditionelle Weg zur Internationalen Raumstation
Mit Alexander Gerst wird erstmals ein deutscher Astronaut das Kommando über eine Mission der Internationalen Raumstation (ISS) übernehmen. Zunächst muss er dort aber ankommen.

Nachdem sie an der Mauer des Kremls rote Nelken niedergelegt hatten, um Juri Gagarin und den vier Toten Raumfahrern von Sojus-1 und Sojus-11 zu gedenken, nachdem sie sich in das Gästebuch in Gagarins ehemaligem Büro eingetragen hatten, nachdem sie im Kosmonautenhotel von Baikonur gewohnt und im Park hinter dem Hotel einen Baum gepflanzt, der Flaggenzeremonie am Hotel beigewohnt und das Kosmonautenmuseum besucht hatten, nachdem sie nicht gesehen hatten, wie die Rakete zur Startplattform gefahren und aufgerichtet wurde (das bringt Pech), aber Münzen auf die Gleise gelegt hatten, die dabei platt gefahren wurden (das bringt Glück), nachdem sie beim Frisör gewesen waren, in der Nacht vor dem Start den Film Die weiße Sonne der Wüste von 1969 gesehen, am Morgen dann im Hotelzimmer an einem Glas Champagner genippt und an der Tür unterschrieben hatten, nachdem sie und die Rakete von einem russisch-orthodoxen Priester gesegnet worden waren und nachdem die Männer der Crew an den linken Hinterreifen des Busses, in dem sie zur Rakete gefahren wurden, gepinkelt hatten, stiegen die Mitglieder der Besatzung der Expedition 58 in das Sojus-Raumschiff ein.
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- Abbremsen, um vorwärts zu kommen: Der paradoxe Flug zur Raumstation
Flüge in den Weltraum werden von einer langen Reihe immer gleicher Rituale begleitet - in Russland genauso wie in den USA. International wäre der 201. Flug zur Internationalen Raumstation mit der Crew für die Expedition 58 an Bord kaum beachtet worden. Aber erstmals wurden externe Kameras an der Sojus-Rakete und dem Raumschiff montiert, die bisher noch nie gesehene Bilder vom Flug lieferten, weshalb dem Flug auch in Zukunft eine Sonderstellung sicher sein wird. In Deutschland richtete sich die Aufmerksamkeit vor allem auf den deutschen Astronauten Alexander Gerst, der als erfahrenstes Mitglied der Kommandant der ISS-Mission sein wird.
Bose-Einstein-Kondensate sollen besser erforscht werden
Mit an Bord der Mission Sojus MS-09 befindet sich die studierte Medizinerin Serena Maria Auñón-Chancellor. Die kubanisch-amerikanische Astronautin war für die Nasa bereits bei der Spaceshuttle-Mission STS-127 und der anschließenden ISS-Expedition 22 als stellvertretende Medizinerin am Boden. Sie war auch Teil eines Unterwasserprogramms zur Vorbereitung von Weltraummissionen vor der Küste Floridas. Der Kommandant des Fluges mit dem Raumschiff ist der Russe Sergei Welerjewitsch Prokopjew aus der russischen Luftwaffe. Beide werden zum ersten Mal ins Weltall fliegen.
An Bord der ISS sind allein 35 Experiment des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) geplant. Eines der Experimente wurde bereits mit dem 200. Flug zur ISS an Bord eines Cygnus-Frachters geliefert. Es dient zur Untersuchung von Bose-Einstein-Kondensaten in Schwerelosigkeit. In Experimenten auf der Erde kann dieser exotische Zustand nur so lange aufrecht erhalten werden, bis das Kondensat auf den Boden fällt. Nachdem bereits Experimente mit Katapulten in Freifalltürmen und an Bord von Höhenforschungsraketen erfolgreich durchgeführt wurden, soll nun ein dauerhaftes Experiment an Bord der ISS stattfinden.
Zuvor muss aber die Crew zum Experiment gebracht werden. Während der Start der größtenteils mit flüssigem Sauerstoff beladenen Rakete kaum zehn Minuten dauert - das Kerosin macht weniger als ein Drittel des Treibstoffs aus -, wird der Flug zur Raumstation an Bord des Raumschiffs noch zwei Tage in Anspruch nehmen. Dabei können die Crewmitglieder die Rückkehrkapsel verlassen, in der sie gestartet sind, und sich ins Orbitalmodul begeben. Dieses Modul hat mit fünf Kubikmetern immerhin das doppelte freie Volumen der Rückkehrkapsel. Zusammen haben die beiden Module etwas mehr Volumen als der Innenraum eines VW T2 Bully.
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Abbremsen, um vorwärts zu kommen: Der paradoxe Flug zur Raumstation |
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Ich möchte nur kurz anmerken, dass die Russen keinen Countdown beim Start einer Sojus haben.
Das war auch mein erster Gedanke ^^
Oder noch schlimmer, die Scheibe zieht sich zusammen und bildet einen dreidimensionalen...
Laos gerade die Mexikanische Mannschaft hat mMn ein etwas spannenderes Abschiedsritual.