Raumfahrt: Der Mars als Utopie für die Menschheit
Ryan MacDonald möchte 2024 zum Mars fliegen. Er ist einer von vielen Freiwilligen, die sich für die Mission Mars One gemeldet haben. MacDonald sieht in der Marsbesiedlung einen Schritt zu einer offeneren Gesellschaft.

Zum Mars fliegen und dort den Rest des Lebens verbringen? Für viele Menschen offenbar eine attraktive Aussicht für die weitere Lebensplanung, denn dem Aufruf des Projekts Mars One, sich freiwillig für einen Marsflug ohne Rückflugoption zu melden, folgten 200.000 Personen. Ryan MacDonald ist einer von 660 Kandidaten, die beim bisherigen Auswahlprozess übrig blieben. Auf der Fosdem berichtete der Physikstudent von der Universität Oxford über das Projekt und seine Hoffnungen, dass die Marsmission zu einem Meilenstein der menschlichen Entwicklung werden könnte, in der der Austausch von Ideen zwischen Mars- und Erdenbewohnern eine wichtige Rolle spielt.
Apollo-Effekt wiederholen
MacDonald wünscht sich durch die Marsmission eine Neuauflage des Apollo-Effekts. Nach den Mondmissionen der Nasa hätten sich viele Menschen für die Wissenschaft interessiert und der Bedarf an integrierten Chips für die Raumfahrt hätte letztendlich zur Entwicklung von modernen Computern geführt. Ein Flug zum Mars könnte zu ähnlicher Begeisterung führen und die Entwicklung von Quantencomputern, Nanotechnologie oder Technologien, die sich heute noch niemand vorstellen kann, befördern.
Der Mars sei das attraktivste Ziel im Weltraum, so MacDonald. Auf der Venus ist die Atmosphäre zu heiß, der Erdenmond sei vor allem nachts zu kalt und weiter von der Erde entfernte Monde um Jupiter oder Saturn hätten zu wenig Licht, um eine Kolonie mit Energie zu versorgen. Der Mars sei mit einem Tag, der etwas mehr als 24 Stunden hätte, für den menschlichen Organismus geradezu ideal, da die meisten Menschen eher einen 25-Stunden-Tagesrhythmus hätten. Eine Mission zum Mars mit Rückflug, wie sie etwa die Nasa langfristig plant, sei laut MacDonald viel schwieriger, da man ein Vielfaches des Equipments transportieren müsse.
Mars One hat einen ambitionierten Zeitplan. Bereits 2018 soll ein erster Flug zum Mars ohne Menschen an Bord starten, der erste Technologie auf den Roten Planeten liefert. Dafür gibt es bereits Verträge mit dem Konzern Lockheed Martin. Nach mehreren weiteren unbemannten Flügen soll das erste vierköpfige Team 2025 auf dem Mars landen. Das Team soll idealerweise aus zwei Frauen und zwei Männern bestehen, die möglichst von vier verschiedenen Kontinenten stammen sollen.
Insekten zur Proteinversorgung
Das Essen auf der Marskolonie dürfte für Menschen aus westlichen Kulturkreisen gewöhnungsbedürftig werden. Da sich die Haltung von größeren Tieren als zu schwierig gestaltet, plant Mars One neben pflanzlicher Nahrung die Zucht von Insekten, um den Proteinbedarf der Teilnehmer zu decken.
Mars One schätzt seine Kosten laut MacDonald auf circa sechs Milliarden Dollar. Vor allem Fernsehübertragungsrechte sollen zur Kostendeckung dienen. Dafür sind bereits im Vorfeld Dokumentarfilme über die Vorbereitungen der künftigen Marskolonisten geplant. Mit dabei ist der holländische TV-Produzent Endemol, der vor allem für die Big-Brother-Shows bekannt ist.
Ryan MacDonald sieht Mars One in vielen Aspekten als Projekt, das Offenheit praktiziert, ähnlich wie dies in der freien Softwarecommunity der Fall ist. Die technischen Pläne für die erste unbemannte Mission sollen bald im Netz verfügbar sein und können öffentlich kritisiert und verbessert werden.
Eine neue Gesellschaftsform auf dem Mars?
Doch MacDonald sieht langfristig noch viel größere Perspektiven für das Mars-One-Projekt. Den Kolonisten sei freigestellt, wie sie ihre künftige Gesellschaft auf dem Mars organisieren. Welche Gesellschaftsform sich dabei herausbildet und wie Entscheidungen getroffen werden, sei die Entscheidung derer, die letztendlich zum Mars fliegen. Das könne eine bereits auf der Erde erprobte Gesellschaftsform sein, aber auch etwas völlig Neues. Eine solche neue Gesellschaftsform könnte dann - so MacDonalds Vision - auch ein Vorbild für zukünftige Gesellschaften auf der Erde sein.
Das setzt natürlich voraus, dass das gesamte Vorhaben auch gelingt. In MacDonalds' Vortrag tauchten Zweifel praktisch nicht auf. Doch große Teile der Fachwelt haben enorme Vorbehalte gegenüber Mars One. Ein Forscherteam am MIT geht davon aus, dass alleine schon das Anpflanzen der eigenen Nahrung scheitern wird, denn dadurch würde das Sauerstofflevel in der Kolonie auf für Menschen schädliche Werte steigen. Eine Technologie, die den überschüssigen Sauerstoff aus der Raumatmosphäre entfernt, sei zurzeit nicht verfügbar.
Fachwelt zweifelt an Umsetzbarkeit
"So gut wie jeder, der auch nur ein klein wenig Ahnung von Raumfahrt hat, wird erklären, dass diese Mission so nicht funktionieren kann und schon gar nicht mit dem vorgeschlagenen Zeitplan", beschrieb der Astronom und Blogger Florian Freistetter kürzlich Mars One.
Ryan MacDonald wird das wohl anders sehen. In zwei Wochen weiß er, ob er die nächste Runde der Mars-One-Vorauswahl überstanden hat. In einem Youtube-Kanal berichtet MacDonald über seine Vorbereitungen für die Mission.
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Ist das ein Werbungs-Witz, den man nur kapiert, wenn man fernsieht?
Dir ist bewusst, dass in einem geschlossenen System unter Berücksichtigung nur chemischer...
Also ich habe bisher diverse Projaktplanung und Zeitpläne erlebt, stell dir einfach vor...
https://forum.golem.de/kommentare/sonstiges/raumfahrt-der-mars-als-utopie-fuer-die...