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Raumfahrt: China will Weltraumschrott entsorgen

Einem hohen Beamten zufolge arbeitet China daran, Weltraummüll aus der Umlaufbahn entfernen zu können.
/ Patrick Klapetz
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Schrott im Weltall (Symbolbild) (Bild: Pixabay, PNGIMG)
Schrott im Weltall (Symbolbild) Bild: Pixabay, PNGIMG

In den vergangenen Jahren haben Chinas Raumfahrtaktivitäten enorm zugenommen. Dazu gehören eine operative Raumstation in der niedrigen Erdumlaufbahn (Low Earth Orbit, Leo), die Tiangong-Station , umfangreiche Missionen zum Mond. Außerdem baut das Land eigene Internetsatelliten-Netzwerke aus. Guowang und Thousand Sails werden aus Tausenden Satelliten bestehen.

Doch die zunehmende Präsenz Chinas in der Erdumlaufbahn wirft auch Fragen zur Nachhaltigkeit auf(öffnet im neuen Fenster) . Es ist die Nation, die gegen internationale Richtlinien bei der Entsorgung von Raumfahrzeugen verstößt. Wegen des aerodynamischen Widerstands sollen ausrangierte Raumfahrzeuge in einer Umlaufbahn platziert werden, in der sie in weniger als 25 Jahren wieder in die Atmosphäre gezogen werden. Besonders die europäischen Regierungen und die USA drängen Trägerraketenhersteller dazu.

Zunehmender Weltraumschrott – China ist ein Mitverursacher

Dagegen lässt China seine Oberstufen oft im Leo zurück. In den vergangenen 21 Monaten wurden 21 der 26 gefährlichen neuen Raketenkörper gestartet, die seit dem 1. Januar 2024 dort in erdnaher Umlaufbahn platziert wurden. Diese Oberstufen wiegen durchschnittlich jeweils mehr als vier Tonnen.

Beim Ausbau der beiden Megakonstellationen wird sich dieser Trend vermutlich fortsetzen . Zur Fertigstellung sind Hunderte Raketenstarts nötig. Ein weiteres Problem ist, dass die chinesischen Raketenstufen wahrscheinlich mehr als 25 Jahre im Orbit verweilen werden.

Einige ältere chinesische Raketenmodelle sind nicht in der Lage, ihre Triebwerke im Weltraum wieder zu zünden, so dass sie nach dem Abwurf der Nutzlast im All treiben. Selbst wenn eine Rakete mit einem erneut zündbaren Oberstufentriebwerk fliegt, muss der Trägerraketenbetreiber genügend Treibstoff für eine Deorbit-Verbrennung reservieren. Das geht zulasten der Nutzlastkapazität der Rakete, sie transportiert weniger Satelliten.

Es gibt aber auch Raketen wie Langer Marsch 5, deren YZ-2-Oberstufe am Ende der Mission selbst zum Deorbit drängt. Dennoch ist sich China der Gefahr durch zurückgelassene Oberstufen bewusst – auch wenn der stellvertretende Leiter der nationalen Raumfahrtbehörde Chinas, Bian Zhigang, auf dem International Astronautical Congress (IAC)(öffnet im neuen Fenster) in Sydney (29. September bis 3. Oktober 2025) dazu nicht ein Wort sagte.

Zumindest gibt es chinesische Vorschriften für Satellitenbetreiber, dass sie die Satelliten gegen Ende ihrer Lebensdauer aus dem Orbit nehmen oder zumindest deren Umlaufbahn verringern.

Müllabfuhr für Weltraumschrott

Während einer Plenarsitzung am 29. September 2025 sagte Bian, dass man daran arbeite, die Fähigkeiten zur Situationserkennung im Weltraum auszubauen. Dies diene zur Objektverfolgung und der Wahrscheinlichkeitseinschätzung von Kollisionen – das alles in Abstimmung mit anderen Ländern. Zudem wird China eine proaktive Rolle in Bezug auf Trümmerteile übernehmen: "Wir forschen derzeit an der aktiven Entfernung von Weltraummüll im Orbit."

Einzelheiten zu den Fähigkeiten, Technologien oder Zeitplänen der Missionen nannte Bian nicht. Zwar begrüßten die internationalen Partner die Maßnahmen zur Lösung des Trümmerproblems. Doch die aktive Trümmerbeseitigung sei auch eine Fähigkeit mit doppeltem Verwendungszweck, im zivilen und militärischen Bereich.

Eine defekte Raketenstufe oder ein Satellit könnte somit auch als Wurfgeschoss genutzt werden, um gegnerische Raumfahrzeuge anzugreifen. Besonders die hohe Geheimhaltung bei Missionen wie den Andockmanövern der Satelliten Shijian-21 und Shijian-25 in der geostationären Umlaufbahn trägt zu den Zweifeln bei.


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