Rosetta trifft einen Kometen
Die europäische Raumsonde Rosetta etwa brauchte zehn Jahre, um ihr Ziel zu erreichen. Und weil das auch für eine Sonde eine lange Zeit ist, verbrachte sie einen Gutteil davon im Tiefschlaf. So erregte die Europäische Raumfahrtagentur (European Space Agency, Esa) schon im Januar Aufsehen: Nach über zweieinhalb Jahren weckte sie Rosetta.
Gut 800 Millionen Kilometer musste die Sonde zum Kometen zurücklegen. Dabei passierte sie mehrfach die Erde und den Mars und nutzte die Gravitationsfelder der Planeten, um mit Gravitationsmanövern oder Swingbys zu beschleunigen. Zudem durchquerte sie zweimal den Asteroidengürtel und konnte dabei zwei Asteroiden fotografieren.
Rosetta erwacht
Weil sie sich auf dem Weg zu ihrem Ziel, dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, so weit von der Sonne entfernte, dass ihre Solarzellen kaum noch elektrische Energie produzierten, wurden ihre Systeme im Juni 2011 in einen Standby-Modus versetzt. Das erfolgreiche Aufwecken war der Auftakt zum Höhepunkt des Raumfahrtjahres.
Die nächste Etappe war die Ankunft beim Kometen: Nach einer Reihe von Manövern, die im Mai eingeleitet wurden, erreichte Rosetta im August Tschurjumow-Gerassimenko und schwenkte in den Orbit ein. Sie umrundete ihn zunächst auf einer Dreiecks-, dann auf einer Kreisbahn.
Ein Komet namens Müller-Lüdenscheid
Schon bei der Annäherung und später aus dem Orbit lieferte Rosetta spektakuläre Bilder des Kometen. Hatte der aus größerer Entfernung noch wie eine Kartoffel ausgesehen, zeigte sich bei der Annäherung, dass er in Wirklichkeit aus zwei Teilen besteht, die miteinander verbunden sind. Viele fanden, er ähnele einer Gummiente - weshalb ihm die DLR-Forscher den Spitznamen Müller-Lüdenscheid verpassten.
Zu den Aufgaben von Rosetta gehörte unter anderem, einen Landeplatz für das Landefahrzeug Philae zu finden. Dessen Landung auf 67P/Tschurjumow-Gerassimenko sollte die Krönung der europäischen Kometenmission werden. Am 12. November war es so weit: Um 9:35 Uhr wurde Philae abgetrennt und startete den Abstieg - und die Zitterpartie begann: Schon Stunden vor dem Abtrennen zeigte sich, dass das Active Descent System, die Düse, die Philae gegen den Kometen drücken sollte, nicht funktionieren würde. Der Komet hat nur wenig Gravitation, so dass die Gefahr bestand, dass Philae von der Oberfläche abprallen würde.
Erst Jubel - dann Zweifel
Um 17:03 Uhr hat das Warten ein Ende. Ein Funksignal von Philae erreicht die Erde: Eine knappe halbe Stunde zuvor - so lange war das Signal unterwegs - hatte der Lander aufgesetzt. Eine Animation, die die Esa später veröffentlicht, zeigt den Landeanflug. Im Kontrollzentrum in Darmstadt wird gefeiert. Der Kometenentdecker Klim Tschurjumow spricht von einem großen Tag für die Wissenschaft und die Menschheit. Ein Vertreter der britischen Regierung sagt: "Hollywood is good, but Rosetta is better."
Doch Hollywood hält nach einer guten Nachricht gern noch einen Effekt in der Hinterhand. So auch an diesem Tag: In den Jubel platzt die Mitteilung, dass auch die anderen beiden Mechanismen, mit denen sich Philae an den Kometen krallen sollte, nicht ausgelöst haben. Bange fragen sich die Experten, was mit dem Lander passiert ist.
Wo ist Philae bloß?
Am nächsten Tag wissen sie mehr: Philae ist abgedriftet. Zweimal hat er sich noch bewegt - insgesamt einen Kilometer weit vom Landeplatz weg. Das führt zu der paradoxen Situation, dass die Wissenschaftler zwar wissen, dass Philae funktioniert - er führt wissenschaftliche Experimente durch, er sendet und empfängt Daten. Aber sie wissen nicht, wo er ist.
Grund dafür ist ein Versagen des zweiten Haltemechanismus: Beim Aufsetzen sollte Philae zwei Harpunen mit einem Seil daran in den Boden schießen und sich so auf dem Kometen verankern. Allerdings zündete der Mechanismus nicht - auch wenn die Daten zunächst etwas anderes suggerierten. Für die Bohrer an den drei Füßen von Philae ist der Boden zu hart.
Der Lander steht im Schatten
Das größte Problem aber ist, dass Philae am neuen Standort nicht genug Sonnenlicht abbekommt. Deshalb können die Solarzellen nicht genug Strom produzieren. So ist klar, dass die Mission zeitlich begrenzt sein wird - auf die Laufzeit des Akkus tatsächlich: Nach zweieinhalb Tagen, in der Nacht zum 15. November, verfällt Philae in Tiefschlaf.
Das ist aber nicht notwendigerweise das Ende des Landefahrzeugs. Auf seinem Weg durch das Sonnensystem könnte sich die Ausrichtung des Kometen so ändern, dass Philae Sonnenlicht bekommt. Dann würden die Solarzellen die Systeme wieder mit Strom versorgen und den Lander aufwecken. Das wäre wünschenswert: Philae hat kurz vor dem Einschlafen noch den Kometen angebohrt. Der Strom reichte aber nicht mehr aus, um die Proben auszuwerten und die Daten zur Erde zu funken.
Gut geplantes Programm
Doch auch wenn bei der Landung nicht alles wie geplant lief: Diese Mission war alles andere als ein Fehlschlag. "Es war ein großer Erfolg. Und das ganze Team ist begeistert. Trotz der ungeplanten dreifachen Landung konnten alle Instrumente zum Einsatz gebracht werden", resümiert Philae-Chef Stephan Ulamec. "Jetzt müssen wir nachsehen, was wir gefunden haben".
Zudem hatten die Planer damit gerechnet, dass Philae nur kurze Zeit für Untersuchungen auf dem Kometen bleiben werde. Das Programm war deshalb entsprechend ausgelegt - und Philae hat es in der kurzen Zeit weitgehend absolviert. Dabei hat der Lander viel Interessantes herausgefunden.
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Solange ich mich selber nicht hochschießen kann ist alles umsonst :D
Das wäre mal eine Idee, das HDEV Live-Bild als Desktop-Hintergrund zu verwenden :) http...