Radioaktivität selbst messen: Was man zu Geräten und Einheiten unbedingt wissen sollte

Kämpfe an Atomkraftwerken in der Ukraine , aber auch die seit der Nuklearkatastrophe von 1986 in Tschernobyl weiterhin vorhandene Cäsium-137-Belastung von Wild und Pilzen(öffnet im neuen Fenster) machen uns das Thema Radioaktivität und daraus entstehende Bedrohungen immer wieder bewusst. Da der Mensch aber keine Sinnesorgane hat, um Radioaktivität selbst wahrnehmen zu können, ist er auf Messgeräte, sogenannte Geigerzähler (nach dem Kernstück, dem Geiger-Müller-Zählrohr, benannt) angewiesen. Sollte nun also jeder selbst ein solches Messgerät besitzen, um Gefahren in seiner Umgebung aufzuspüren?
Für die überwiegende Zahl der Bevölkerung lautet die Antwort Nein. Denn es gibt andere Informationsquellen und das notwendige Fachwissen zur sinnvollen Nutzung ist nicht trivial. Andererseits ist ein eigener Geigerzähler nicht unsinnig und bietet interessierten Nutzern einige Einblicke, sofern man bereit ist, etwas tiefer in das komplexe Thema einzusteigen. Wir haben zwei Modelle, die stellvertretend für Geräte im niedrigen und mittleren Preissegment stehen, genauer betrachtet.
Bei den Geräten, die man im Handel bekommt, muss man zunächst klar unterscheiden: zwischen Geräten, die tatsächlich radioaktive Strahlung detektieren können, und anderen, die lediglich elektrische und magnetische Felder messen, teils aber verwirrende Beschreibungen und Namen haben. Der Begriff "Strahlungsmessung" wird hier oft sehr weit gefasst und keineswegs immer korrekt verwendet.
In einigen wenigen Fällen sind die Fähigkeit, Radioaktivität zu detektieren, und Messfunktionen für elektromagnetische Felder in einem Gerät kombiniert. Wesentlich häufiger sind die Geräteklassen klar getrennt. Der Bereich der Messung von Magnetfeldern oder von elektrischen Feldern kann interessant sein, spielt für diesen Artikel jedoch keine Rolle.
Problematisch ist, dass solche Geräte, die keine Radioaktivität detektieren können, meist sehr viel günstiger sind als Geigerzähler und potenziellen Käufern suggerieren, sie würden sämtliche Strahlung umfassend messen können. Es lohnt sich also, im Onlineshop nicht vorschnell zu einem günstigen Gerät zu greifen.
Radioaktive Strahlung hat die Fähigkeit zu ionisieren
Wir konzentrieren uns hier im Artikel auf sogenannte ionisierende Strahlung, zu der vor allem die radioaktive Strahlung zählt. Ihre Gefährlichkeit, durch die Fähigkeit zu ionisieren und dabei Molekülverbindungen aufbrechen zu können, ist verstanden und klar belegt. Bei radioaktiver Strahlung unterscheidet man nach:
- Alphastrahlung mit geringem Durchdringungsvermögen
- Betastrahlung mit mittlerem Durchdringungsvermögen
- Gammastrahlung mit hohem Durchdringungsvermögen
Auch Röntgenstrahlung (englisch: x-ray) ist eine ionisierende Strahlung und wird oft im Kontext mit radioaktiver Strahlung genannt, zumal Messgeräte fast ausnahmslos sowohl Gamma- als auch Röntgenstrahlung detektieren können. Die überwiegende Zahl der Geräte ist zudem in der Lage, Betastrahlung zu detektieren, jedoch gibt es hier Ausnahmen.
Besonders schwierig ist es, Alphastrahlung zu messen. Nur wenige Geräte sind dazu in der Lage, und die Messung durchzuführen, ist weitaus schwieriger. Schuld ist das geringe Durchdringungsvermögen von Alphastrahlung, die sich schon durch ein Blatt Papier vollständig abblocken lässt.
Je höher das Durchdringungsvermögen, umso mehr Aufwand muss betrieben werden, um die Strahlung zu blockieren oder zu dämpfen. Für Betastrahlung benötigt man bereits Aluminiumblech, für Gammastrahlung reicht selbst das nicht und auch meterdicker Stahlbeton dämpft die Strahlung nur, schirmt sie aber nie vollständig ab.
Geräte sind nicht sehr robust
In der Konsequenz für Messgeräte bedeutet dies, dass ein solides Plastikgehäuse oder die Wand des verbauten Geiger-Müller-Zählrohres Alphastrahlung abschirmen und eine Messung somit unmöglich machen. Messgeräte für Alphastrahlung benötigen spezielle sogenannte Glimmerfenster, die Alphastrahlung ins Innere des Zählrohres durchlassen.
Diese sind jedoch aufwändig zu konstruieren, empfindlich und die gesamte Bauform des Gerätes muss darauf ausgerichtet sein. Geräte, die lediglich Beta-, Gamma- und Röntgenstrahlung messen können, lassen sich hingegen deutlich einfacher bauen und sind in der Nutzung viel einfacher und robuster, wobei "robust" relativ zu sehen ist. Meist sind die Zählrohre nicht aus Metall, sondern aus Glas gefertigt, das zerbrechen kann.
Werfen wir nun einen genaueren Blick auf zwei Messgeräte auf dem Markt, das NR-850 und das GQ GMC-500+.
Das NR-850 als Beispiel für das Niedrigpreissegment
Da es sich bei vielen Geräten im niedrigen Preissegment um billige Massenware handelt, die direkt aus China importiert wird, erhöht sich das Risiko, dass schon beim Transport etwas schiefgehen kann. Eine Reparatur lohnt sich meist nicht und teils noch nicht einmal ein Rückversand.
Ist das Geiger-Müller-Zählrohr zerbrochen, wie das bei einem der für den Test beschafften Geräte tatsächlich passiert ist, ist die Kernfunktion des Gerätes zerstört und lässt sich nur durch den Einbau eines neuen kompatiblen Zählrohres beheben. Da es sich dabei aber um den teuersten Bestandteil des Gerätes handelt, lohnt die Reparatur nur, wenn man selbst Hand anlegen will und es gelingt, ein passendes Ersatzteil zu identifizieren und zu besorgen.
Konkret ging es hier um das NR-850, das für 75 bis 115 Euro im Onlinehandel zu bekommen ist. Mit dem NR-750 gibt es hierzu auch eine etwas günstigere Alternative, bei der allerdings ein paar Grundfunktionen weggelassen wurden, wie die Anzeige von originären Zählimpulsen. Das NR-750 enthält also die Counts per Minute, kurz: CPM (zu den Einheiten später mehr), die es intern mit Sicherheit als Basis nutzt, bewusst vor und präsentiert direkt die umgerechneten und abgeschätzten Werte in Sievert.
Das getestete NR-850 beherrscht sowohl Sievert als auch CPM und weitere Maßeinheiten. Es hat laut Beschreibung eine etwas bessere Genauigkeit und einen geringeren Stromverbrauch, aber ob dies wirklich zutrifft, kann man zumindest anzweifeln und spielt in der Praxis ohnehin eine untergeordnete Rolle. Das formal nochmal bessere NR-950 unterscheidet sich vom NR-850 nur noch durch einen angeblich weiter optimierten Stromverbrauch und eine bessere Zählgenauigkeit - was etwas vage wirkt, so dass aus dieser Gerätefamilie das NR-850 zu bevorzugen ist.
Wunder darf man hier nicht erwarten. Der Preis ist für einen Geigerzähler eher niedrig und das Gerät, die Verpackung und das Zubehör wirken insgesamt billig, erfüllen aber ihren Zweck. Immerhin bekommt man ein komplettes Handbuch im Miniaturformat, allerdings nur auf Chinesisch und Englisch.
In einem einfachen Gehäuse mit einem Tastenfeld, das so generisch ist, dass es vermutlich auch in völlig anderen Gerätetypen zum Einsatz kommt, sind noch ein einfaches LCD-Display, ein wenig Elektronik und als Kernstück das Zählrohr aus Glas verbaut. Die Stromversorgung erfolgt über zwei AA-Batterien, die nicht mitgeliefert werden.
Die Funktionen und Menüoptionen sind überschaubar und an den Grundfunktionen ausgerichtet. Anschlüsse hat das Gerät keine. Es kann grundlegende aktuelle Messwerte anzeigen und eine Dosis zählen. Für beides lassen sich Alarme konfigurieren. Sowohl bei Überschreiten der Alarm-Schwellwerte als auch im Fehlerfall (wie etwa dem zerbrochenen Zählrohr) kann sich das Gerät über einfaches Piepen bemerkbar machen.
Eine optische oder akustische Ausgabe der gezählten Ionisierungsimpulse erfolgt hier jedoch nicht. Man bekommt als Information also nur die stetig schwankenden Messwerte im Display. Das oft in Filmen oder Serien zu hörende Klicken und Knattern fehlt als direkte Rückmeldung bei dem Gerät. Es ist in der Realität aber ohnehin meist weit weniger spektakulär und bei weitem nicht so notwendig, wie es manche Filme suggerieren.
Bei den angezeigten Werten und Einheiten sollte Nutzern der Unterschied zwischen Dosis und Rate bewusst sein. Hier gibt es eine Reihe von synonym verwendeten und teils leicht verwirrenden Begriffen.
Die Rate (auch Dosisrate, Strahlendosisrate oder Dosisleistung) ist der aktuell gemessene Wert, also die Anzahl an gemessenen Ionisierungsereignissen pro Zeiteinheit, zum Beispiel Counts per Minute (CPM).
Die Dosis (auch Strahlendosis) ist die akkumulierte Gesamtmenge über eine längere Zeiteinheit. Mathematisch gesehen ist sie also das Integral der Dosisrate über die Zeit. Es ist die Summe an Strahlung, die insgesamt ermittelt wurde. Je länger man Strahlung ausgesetzt ist, umso weiter steigt diese und wird nie weniger, sondern immer nur mehr.
Etwa 5 bis 50 CPM gelten bei uns als normal und in diesem Bereich schwanken die Werte von Minute zu Minute. Eine sinnvolle Aussage ist deshalb nicht binnen weniger Sekunden möglich, außer die Messwerte liegen plötzlich um Größenordnungen höher.
Recht schlicht, dafür aber günstig
Solche gefährlich hohen Raten, wie man sie aus Katastrophenfilmen kennt, sind bei uns aber aktuell nicht zu erwarten, so dass man bei Messungen viel Geduld braucht und Werte über viele Minuten oder gar Stunden mitteln sollte.
Das NR-850 bietet keine Funktion, die Rate hier langfristig zu mitteln. Man kann jedoch über die kumulierte Dosis arbeiten. Dazu ist es hilfreich, die Uhrzeit im Gerät korrekt zu konfigurieren, da es sich merkt, wann man die Dosis zurückgesetzt hat und mit der Messung begonnen hat. Daraus kann man dann das Zeitintervall ermitteln und damit von der Dosis auf die gemittelte Rate zurückrechnen. Das funktioniert technisch und mathematisch gut, ist aber ein wenig umständlich.











Insgesamt ist das Gerät relativ einfach und nützliche Komfortfunktionen fehlen, dafür ist es erschwinglich. Andere Geräte in diesem Preissegment weisen Ähnlichkeiten bei verbauten Komponenten wie Tastatur und Display auf und dürften sich bezüglich Funktion und Messgenauigkeit kaum unterscheiden. Dazu gehört das FS2011. Auch das FD-600, das sowohl unter der Marke Hancaner als auch unter Vindor zu finden ist, hat eine Reihe offensichtlicher Gemeinsamkeiten.
Kommen wir jetzt zu einem etwas teureren Gerät, dem GQ GMC-500+.
Das GQ GMC-500+ als Vertreter des Mittelfeldes
In einer anderen Liga einzuordnen sind die Geräte der Firma GQ, die schon seit vielen Jahren im Markt ist. Die Geräte der GMC-300er Serie existieren schon etwas länger und wurden in Produkttests immer wieder gut bewertet. Das GMC-320 Plus aus dieser Serie liegt preislich zwischen 130 und 160 Euro. Neuere Modelle gehören zu den Serien GMC-500 und GMC-600, die verschiedene Varianten beinhalten. Auf der Webseite des Herstellers findet man eine Übersichtstabelle(öffnet im neuen Fenster) .
Wir haben das GQ GMC-500+ getestet(öffnet im neuen Fenster) , das man für etwa 170 bis 200 Euro bekommt. Die Plus-Variante ist im Gegensatz zur regulären GMC-500-Version mit zwei unterschiedlichen Zählrohren ausgestattet, die in Kombination genutzt werden können. Eines der Zählrohre ist besonders sensibel, um niedrige Raten zuverlässig nachzuweisen.
Das zweite Zählrohr ist dazu da, auch hohe Raten noch zuverlässig detektieren zu können. Dabei spielt die sogenannte Totzeit bei Zählrohren eine wichtige Rolle. Im Zählrohr befindet sich ein bestimmtes Gas und es liegt an zwei Elektroden eine Hochspannung an. Wenn Strahlung im Zählrohr zu einer Ionisierung führt, breitet sich diese aus und führt zu einer Entladung, die dann gezählt wird und klassisch als Klickgeräusch akustisch wiedergegeben wurde.
Nach einer solchen Entladung dauert es eine Weile, bis eine erneute Entladung möglich ist und gezählt werden kann. Unterschiedlich konfigurierte Zählrohre können somit auf hohe Genauigkeit bei niedrigen und bei hohen Raten passend abgestimmt werden.
Das GQ GMC-500+ erlaubt im Menü sogar, die Konfiguration der Zählrohre anzupassen und das Gerät nachzukalibrieren. Als Laie sollte man davon aber die Finger lassen, zumal das Gerät laut Hersteller bei der Fertigung bereits kalibriert wurde. Insgesamt wird aber an solchen Funktionen deutlich, dass man es hier mit einer deutlich besseren Geräteklasse zu tun hat. Auch die Verpackung offenbart das bereits und hat eine Vertriebsadresse in Deutschland aufgedruckt. Neben einem USB-Kabel erhält man als Zubehör auch eine Tasche zur Aufbewahrung des Gerätes.
Es unterstützt fünf Darstellungsmodi:
- große einfache Textanzeige
- Dosimeterfunktion
- einen detaillierten Textmodus
- eine graphische Darstellung
- geführte Vergleichsmessung, als "Food/Sample" bezeichnet
All diese Modi lassen sich in ihren Details weiter anpassen. Gerade die Food/Sample-Funktion ist besonders spannend. Hierüber kann man Langzeitmessungen ausführen. Nach der eingestellten Zeit erhält man ein akustisches Signal, die Messung wird gestoppt und die gemittelte Rate automatisch berechnet.











Um die normale Hintergrundstrahlung von der Strahlung der Probe zu unterscheiden, führt man zwei Messungen nacheinander aus - einmal in Abwesenheit der Probe und einmal in direkter Nähe zur Probe. Die Differenz der Messungen wird anschließend übersichtlich in einer Tabelle dargestellt.
Wichtig: ausreichend Zeit mitbringen
Das ist sehr nützlich, da man nur auf diese Weise eine moderat höhere Strahlung überhaupt zuverlässig erkennen kann. Es macht aber gleichzeitig deutlich, dass eine Messung von Radioaktivität nicht mal eben binnen Sekunden im Supermarkt erfolgen kann, sondern man sich zumindest ausreichend Zeit und eine passende Umgebung suchen muss. Typische Messintervalle liegen bei einigen Minuten oder sogar mehreren Stunden, um hier auch geringe Unterschiede mit einem ausreichenden Signifikanzniveau ermitteln zu können.
Professionelle Messungen gehen noch einen Schritt weiter und messen über viele Stunden hinweg in speziellen abgeschirmten, teils unterirdischen Kammern. Dabei wird für die Wände Metall mit möglichst geringer Eigenstrahlung verwendet. Nicht selten finden alte Panzerplatten von Schlachtschiffen vor dem Nuklearzeitalter Verwendung, da diese noch nicht mit radioaktiven Isotopen verunreinigt wurden. Dieser Aufwand garantiert, dass man auch kleine Mengen Radioaktivität fundiert belegen und quantitativ präzise ermitteln kann. Die Möglichkeiten des GMC-500+ sind deutlich weniger ausgefeilt, aber für den privaten Einsatz ist das ein akzeptabler Kompromiss.
Das Gerät wird mit einem eingesetzten und vorgeladenen Lithium-Ionen-Akku vom Typ 18650 geliefert. Über die USB-Schnittstelle lässt sich dieser aufladen, aber da er nicht fest verbaut ist, kann man den Akku auch leicht tauschen. Im Stromsparmodus, bei dem das Display ganz abschaltet, kann das Gerät über diverse Tage aktiv bleiben.
Mit dem Netzwerk verbunden
Das Gerät ist auf das korrekte Datum und Uhrzeit vorkonfiguriert. Dass dies korrekt eingestellt wird, ist wichtig, da das Gerät langfristig Daten speichern kann, die sich dann über die USB-Schnittstelle (die einen simplen COM-Port emuliert) auslesen lässt. Noch spannender ist, dass man das Gerät mit dem eigenen WLAN verbinden kann.
Die Eingabe von SSID und Passwort ist dabei leider sehr mühsam. Als Resultat kann man dann leider auch nicht per Netzwerk auf das Gerät zugreifen. Die Netzwerkverbindung dient vielmehr dazu, dass das Gerät periodisch automatisch seine aktuellen Messwerte an einen Webserver übergeben kann.
Die eher simplen Schnittstellen und Protokolle sind dokumentiert und man kann damit beliebige eigene Webserver beschicken. GQ bietet jedoch auch eine offene Plattform an, die Daten entgegennimmt und (sofern man dies erlaubt) öffentlich für alle bereitstellt und visualisiert. Zu finden ist dies über www.gmcmap.com(öffnet im neuen Fenster) .











Allerdings reagiert der Webserver bei den Versuchen sehr langsam und war teilweise gar nicht verfügbar. Vermutlich gibt es hier eine notorische Überlastung, was das Erlebnis erheblich schmälert. Die Idee an sich ist aber sehr gut, zumal es erlaubt ist, auch Geräte anderer Hersteller mit anzubinden und die Messwerte anderer Benutzer übersichtlich in einer Kartendarstellung zu sehen. Für einige ältere GQ-Geräte und solche von anderen Herstellern ist jedoch der Umweg über eine PC-Software notwendig, um die Messwerte aus dem Gerät auszulesen und auf den Webserver hochzuladen.
Mitgeliefert wird auch eine kleine Plastikkarte, die eine grundlegende Orientierung gibt, welche Strahlungswerte als normal und welche als problematisch und gefährlich gelten müssen. Der Bereich 5 bis 50 CPM wird hier als der normale Strahlungsbereich klassifiziert, bis 99 CPM ist es mittlere Strahlung, darüber folgen weitere Stufen. Im einfachen Anzeigemodus setzt das Gerät diese Schwellwerte auch als großen einfachen Text um und zeigt entsprechend bei regulärer Umgebung ein für alle verständliches "Normal" an.
Wesentlich mehr Funktionen als das NR-850
Insgesamt ist das GCM-500+ wesentlich funktionsreicher und bietet viel mehr Einstellmöglichkeiten als das NR-850. Insbesondere die langfristige Auswertung, Mittelung, Speicherung und Auswertung von Messungen ist wesentlich umfassender und einfacher, was dem Thema Radioaktivitätsmessung deutlich besser gerecht wird. Bezüglich der Laufzeit sind beide Geräte aber ähnlich gut und können mit einer Aufladung die Dosis über mehrere Tage hinweg akkumulieren.
Schön wäre noch gewesen, wenn das GCM-500+ über eine eigene Netzwerk-API verfügen würde, mit der man es auch als Server im Netz ansprechen und abfragen kann. Das ist aber selbst bei noch teureren Geräten keineswegs Standard. Zudem ist das GCM-500+ nicht in der Lage, Alphastrahlung zu messen, was bei Geräten seiner Preisklasse aber auch nicht zu erwarten ist.
Welche Einheiten gibt es und wie liest man sie richtig?
Insgesamt kann man festhalten, dass die Fähigkeit, Alphastrahlung nachzuweisen, nur bei der Oberliga der Geräte verfügbar ist. Der hohe Preis und die mit der Funktion einhergehende besondere Handhabung machen den Einsatz für Laien damit insgesamt meist unattraktiv. Wer dennoch mit der Funktion liebäugelt, findet bei GQ in der GCM-600-Serie Geräte, die Alphastrahlung nachweisen können, aber auch über 400 Euro kosten.
Der Gamma Scout(öffnet im neuen Fenster) ist ein Gerät, das man als regelrechten Veteranen ansehen kann. Es ist seit vielen Jahren auf dem Markt und wurde durchgehend als gut bewertet, hängt aber bei Komfortfunktionen und Konnektivität inzwischen etwas der Zeit hinterher.
Es gibt ihn in verschiedenen Varianten, wobei vor allem die "Online"-Variante einigermaßen zeitgemäß wirkt, jedoch mit 550 Euro preislich durchaus happig ist. Selbst die einfacheren Varianten kosten über 400 Euro, können aber allesamt Alphastrahlung detektieren und ebenso Betastrahlung, Gammastrahlung und Röntgenstrahlung, wie das auf alle Geräte zutrifft, die Alphastrahlung zu detektieren vermögen.
Bei weitem nicht so lang am Markt wie der Gamma Scout ist das Gerät PCE-RAM 10, das ebenfalls Alphastrahlung messen kann und in seiner Konnektivität und Funktionalität deutlich moderner wirkt. Es hat mit dem Gama Scout außerdem gemeinsam, dass es meist nicht kurzfristig lieferbar ist und in einer ähnlichen Preiskategorie liegt. Beide Geräte bieten die Möglichkeit, unterschiedliche Filter vorzuschalten, um gezielt Alphastrahlung oder Alpha- und Betastrahlung abzublocken.
Durch Differenzmessungen mit verschiedenen Filtern kann man somit die Anteile der unterschiedlichen Strahlungsarten ermitteln, dies ist für die korrekte Umrechnung in einige Maßeinheiten wichtig.
Unterschiedliche Maßeinheiten für Radioaktivität
Originär ermitteln die Geräte immer erst die Counts , also die einzelnen Ionisierungsereignisse. Bezogen auf Minutenintervalle ergibt dies die CPM (Counts per Minute), bezogen auf Sekunden die CPS (Counts per Second), die aber bei normalen niedrigen Raten stets nur Werte von 0, 1 oder 2 anzeigen und damit für sich allein genommen kaum Aussagekraft haben.
Sinnvoller sind die CPM, da die Mittelung über eine Minute schon etwas konkretere Rückschlüsse zulässt. Damit sich die Anzeige fortlaufend anpassen kann und nicht nur einmal in der Minute, arbeiten praktisch alle Geräte mit einem rollenden Wertefenster. Es werden also sekündlich die ermittelten CPS hinzugenommen und dafür die Werte, die länger als eine Minute zurückliegen, fallengelassen.
Aus den 60 Einzelmesswerten der letzten 60 Sekunden wird dann die Summe gebildet und so jede Sekunde die CPM der jeweils letzten 60 Sekunden ermittelt. Sollte die Radioaktivität plötzlich zunehmen, würde man dies somit auch in der Anzeige sehr schnell bemerken können. Bis der tatsächliche aktuelle CPM-Wert erreicht ist, kann es bei Veränderungen jedoch bis zu einer Minute dauern.
Aus CPM lassen sich verschiedene andere Einheiten ableiten, die für bestimmte Zwecke sinnvoll sind, aber sich nicht ohne weitere Annahmen einfach ermitteln lassen. Die meisten Leser werden schon von den Einheiten Röntgen (Ionendosis), Gray (Energiedosis) oder Becquerel (Aktivität) gehört haben.
Becquerel beschreibt, wie viele Zerfälle pro Sekunde auftreten. Der Unterschied zu CPS: Während die CPS beschreiben, wie viele Ionisierungsereignisse im Messgerät gemessen werden, sagt Becquerel etwas darüber aus, wie viele Zerfälle in einer Substanz erfolgen. Da aber nicht sämtliche entstehende Strahlung einer Substanz im Messgerät gemessen wird und der gemessene Anteil nicht trivial bekannt ist, ergibt sich allein dadurch eine Abweichung.
Gray bezieht sich darauf, wie viel Energie durch ionisierende Strahlung in eine Substanz eingebracht wird. Dabei spielt auch eine Rolle, wie nah man der Strahlungsquelle ist und ob es dazwischen Abschirmung gibt.
Sievert baut auf Gray auf und benutzt Strahlungswichtungsfaktoren(öffnet im neuen Fenster) , um die biologische Gefährdung zu ermitteln. Alphastrahlung wird hier wesentlich stärker gewichtet als Gammastrahlung. Man spricht bei Sievert auch von der Äquivalenzdosis, da sie unterschiedliche Arten ionisierender Strahlung und ihr Schadenspotenzial für den menschlichen Körper ins Verhältnis zueinander setzt und damit vergleichbar macht. Eine korrekte Umrechnung auf Sievert muss somit, insbesondere wenn das Gerät Alphastrahlung messen kann, die verschiedenen Arten von Strahlung unterscheiden.
Als universelle Größe zur Abschätzung der Gefahr für Menschen ist Sievert weitaus besser geeignet als die anderen Einheiten und am besten orientiert man sich daran. Glücklicherweise bieten praktisch alle Geräte bereits eine integrierte grobe Umrechnung an und in vielen Texten, Berichten und Empfehlungen werden Sievert als Einheit verwendet.
Wie viel Strahlung ist normal?
Die normale Strahlung liegt bei Werten bis etwa 0,3 µSv/h (0,3 Mikrosievert pro Stunde). Hier wird deutlich, dass 1 Sievert eine ziemlich große Menge ist. In der Praxis wird man kaum jeweils mit Sievert, sondern eher mit Millisievert (mSv), also einem Tausendstel Sievert, oder eben mit Mikrosievert (µSv), also einem Millionstel Sievert, zu tun haben.
Fatal dabei ist, dass nicht nur Physiker mit diesen Einheiten arbeiten, sondern auch Menschen, die weniger geübt sind im Umgang mit dem Vorzeichen "Mikro" und es hier immer wieder zu Verwechslungen zwischen Milli und Mikro kommt, also einem Fehler um den Faktor 1.000. Typische Beispiele sind Ärzte, die zum Beispiel bei einer Computertomografie (CT) unvermeidbare Strahlenbelastung durch Röntgenstrahlung falsch einordnen und davon ausgehen, sie läge in ähnlicher Größenordnung wie ein einzelner Langstreckenflug, bei dem die sogenannte Höhenstrahlung (die ebenfalls ionisierend ist) eine erhöhte Strahlenbelastung verursacht.
Tatsächlich liegt ein CT-Scan bei etwa 1 bis 20 mSv (Millisievert), während Langstreckenflüge, typischerweise unter 100 µSv (Mikrosievert) liegen, wobei der genaue Wert hier von vielen Details abhängt. Bei beiden handelt es sich um sogenannte Einmaldosen, also eine Dosis, die binnen kurzer Zeit auftritt, sich aber nicht unbedingt wiederholt.
Bei der normalen Strahlungsrate von bis zu 0,3 µSv/h handelt es sich hingegen um den Durchschnittswert der Rate (in diesem Fall auch Ortsdosisleistung genannt), dem man kontinuierlich ständig ausgesetzt ist und der sich pro Jahr auf bis zu 2,6 mSv als Jahresdosis akkumuliert. Im Laufe eines hundertjährigen Lebens würde man also bis zu 260 mSv durch natürliche Strahlung aufsammeln, ohne dass sich dies vermeiden lässt. Hat man in dieser Zeit fünf CT-Scans mit jeweils 10 mSv, erhöht dies die Gesamtbelastung auf 310 mSv, also um etwa 20 Prozent.
Für medizinisch wirklich notwendige CT-Scans erscheint dies akzeptabel, zumal CT-Scans gerade in kritischen Situationen, etwa nach Unfällen, extrem schnell und sogar unter laufender Reanimation einen guten Einblick in den Körper erlauben und damit oft unverzichtbar sind. Für andere Situationen hingegen kann es sinnvoll sein, auf den anders arbeitenden Kernspintomografen zurückzugreifen, der keinerlei Strahlenbelastung verursacht, aber dafür eine sehr enge Röhre und sehr lange Messzeiten hat, weshalb er für Patienten in einem instabilen Zustand ungeeignet ist.











Wer häufig mit CT-Scans, Röntgenuntersuchungen, Untersuchungen mit radioaktiven Tracern oder Strahlenbehandlung konfrontiert ist, sollte idealerweise mittels eines sogenannten Röntgenpasses seine Lebensstrahlendosis im Blick behalten, um Nutzen und Risiko etwas besser abwägen und mit dem Arzt besprechen zu können. Kompetent sind hierbei primär die Radiologen(öffnet im neuen Fenster) und Nuklearmediziner(öffnet im neuen Fenster) , deren Fachgebiet dies ist. Außerdem gibt es in größeren Kliniken einen sogenannten Strahlenschutzbeauftragten und auch ein internes Qualitätsmanagement, das man kontaktieren kann, falls ein behandelnder Arzt allzu leichtfertig mit dem Thema Strahlenbelastung umgehen sollte und hier Einheiten durcheinanderwirft.
Langzeiteffekt und Dosimeter
Für das statistische Risiko, durch die Langzeiteffekte von Strahlung zum Beispiel an Krebs zu erkranken, ist stets die Gesamtdosis, die man über das gesamte Leben aufsammelt, relevant. Oft lässt sich dies nicht lückenlos erfassen, sondern nur abschätzen. Messgeräte können dabei besonders kritische Zeitbereiche mit erhöhter Strahlenbelastung verfolgen.
Dazu gibt es auch Geräte, die speziell für diese persönliche Langzeitüberwachung der eigenen Strahlenbelastung ausgelegt sind und als "Dosimeter" bezeichnet werden. Da diese über sehr lange Zeit funktionieren müssen, werden hier gerne passive Objekte verwendet, die sich durch Strahlung zum Beispiel verfärben - oder man verwendet besonders energieeffiziente Geräte, die sich gut ständig am Körper tragen lassen.
Radex bietet hierzu eine Reihe von Geräten an, die darauf ausgerichtet sind. Etwa das Radex RD1503 und das Radex RD1212-BT. Mit ihnen würde man typischerweise nicht die Strahlung einzelner Proben oder das Strahlungslevel von Orten untersuchen, sondern sie einzig und allein nutzen, um die Strahlenbelastung, die der eigene Körper erfährt, zu monitoren.
Das hat allerdings klare Grenzen, denn manche Strahlenbelastungen sind so punktuell, dass das Messgerät gegebenenfalls etwas völlig anderes erfasst, als das, was tatsächlich auf den menschlichen Körper einwirkt. Bestes Beispiel dafür sind die sehr gerichteten Röntgenstrahlen während eines CT-Scans oder die Strahlentherapiebehandlungen.
Wie gefährlich ist Alpha-, Beta-, Gammastrahlung?
Darüber hinaus wirkt Strahlung keineswegs nur von außen auf uns und genau dadurch wird Alphastrahlung so gefährlich. Zwar kann die Alphastrahlung von außen nicht einmal unsere Hautschichten vollständig durchdringen, jedoch können wir die Substanzen, die die radioaktive Strahlung abgeben, in uns aufnehmen, indem wir sie einatmen, essen oder trinken.
Verbleiben die Substanzen in unserem Körper, etwa weil der Körper sie in Knochen und Gewebe einbaut, beschädigen sie ihn von innen heraus. Das Fatale dabei ist, dass die in uns entstehende Alphastrahlung auch vollständig in unserem Körper absorbiert wird. Zum Vergleich würde Gammastrahlung weitgehend ungehindert aus unserem Körper austreten und nur zu einem kleinen Teil in unserem Körper Schäden verursachen. Bei Substanzen in uns, die Gammastrahlung abgeben, wären wir vielmehr für unsere Umgebung eine Strahlenbelastung.
Alphastrahler sind also vor allem sehr gefährlich, wenn wir sie in unseren Körper aufnehmen, Betastrahlung kann sowohl von außen wie von innen schädigen und Gammastrahlung ist vorrangig schädlich, wenn sie von außen in großen Mengen unseren Körper erreicht, insbesondere da sie sich nicht vollständig abblocken lässt. Die unterschiedlichen Eigenschaften rühren daher, dass die Strahlungsarten in sich sehr unterschiedlich sind.
Gammastrahlung und Röntgenstrahlung sind elektromagnetische Wellen hoher Frequenz, die man aber genauso auch als Photonen hoher Quantenenergie beschreiben kann. Die Gammastrahlung ist dabei energiereicher als die Röntgenstrahlung und entsteht bei Zerfallsprozessen in Atomkernen. Beide haben gemeinsam, dass sie aus derselben Familie stammen, wie unser sichtbares Licht oder Funkwellen.
Wobei Funkwellen eine deutlich niedrigere Quantenenergie aufweisen als sichtbares Licht und damit nicht ionisierend wirken können. Bereits am Rand des sichtbaren Lichtes, nämlich im Bereich der UV-Strahlung bei 1.498 Terahertz oder 200 Nanometern Wellenlänge, liegt die Grenze, ab der die Quantenenergie ausreicht, um zu ionisieren, wodurch ein Teil des ultravioletten Lichtes bereits ähnliche Schäden wie radioaktive Strahlung verursachen kann. Röntgenstrahlung und Gammastrahlung haben noch höhere Quantenenergie und sind ebenso ionisierend. Je höher die Frequenz und je kürzer die Wellenlänge ist, als umso "härter" bezeichnet man die Strahlung.
Von deutlich anderer Art sind Betastrahlen. Hierbei handelt es sich um sehr schnelle Elektronen oder Positronen, die bei bestimmten Prozessen aus dem Atomkern herausgeschossen werden. Elektronen, wie Positronen, haben zwar im Gegensatz zu Photonen eine Ruhemasse und eine Ladung, wodurch sie nur ein mittelmäßiges Durchdringungsvermögen haben.
Das Durchdringungsvermögen der Alphastrahlung ist am niedrigsten, da sie aus zwei Protonen und zwei Neutronen besteht, die weitaus größere Masse haben und die doppelte Ladung wie Elektronen beziehungsweise Positronen. Die Alphastrahlung entspricht damit nackten und sehr schnellen Helium-Atomkernen und entsteht ebenfalls bei Zerfallsprozessen in Atomkernen. Diese Heliumkerne haben eine sehr hohe Ionisierungsenergie und damit ein hohes Schadenspotenzial, das bei Äquivalenzdosis entsprechend stärker gewichtet wird.
Elemente und Isotope
Bei den unterschiedlichen Elementen gibt es sehr unterschiedliche Arten von Kernprozessen, die stattfinden können. Während viele Elemente, mit denen wir täglich zu tun haben, stabil sind, also nicht spontan und zufällig zerfallen, gibt es auch solche, die radioaktiv sind. Hier können unterschiedliche Kernprozesse stattfinden und ihrerseits neue Elemente und Isotope hervorbringen, die ebenso wieder radioaktiv sein können.
Damit ergeben sich unterschiedliche Zerfallsreihen. Man hat es also bei Radioaktivität selten nur mit einem radioaktiven Element beziehungsweise einem radioaktiven Isotop und einer Art von Strahlung zu tun, sondern meist mit einer komplexen sich ändernden Mischung von Elementen, Isotopen und Strahlungsarten. Aufgrund der individuellen Wahrscheinlichkeiten der einzelnen Kernprozesse ergeben sich hier häufig dominierende Varianten, die besondere Beachtung finden müssen, während man andere Kernprozesse und ihre Produkte aufgrund ihrer Seltenheit vernachlässigen kann.
Die verschiedenen Elemente wie Uran, Plutonium, Iod, Cäsium kennt man dabei aus Artikeln über Reaktorunfällen, denn auch hier treten viele verschiedene Elemente auf, die sich durch den Zerfall ergeben. Darüber hinaus gibt es den Begriff Isotop und an die Elementbezeichnung angehängte Zahlen, wie etwa Uran-235 und Uran-233 mit denen man diese Isotope bezeichnet. Bei der angehängten Zahl handelt es sich um die sogenannte Massezahl des Kerns.
Das Element selbst wird hingegen durch die sogenannte Ordnungszahl (auch "Kernladungszahl" genannt) bestimmt. Diese sagt aus, wie viele Protonen sich im Kern befinden. Da die Anzahl der Protonen im Kern auch die Anzahl der Elektronen in der Atomhülle beeinflusst und diese Elektronen für die chemischen Eigenschaften relevant sind, hat man alle Atome mit gleicher Ordnungszahl (also gleicher Anzahl von Protonen) zu Elementen zusammengefasst, da sie weitgehend gleiche chemische und physikalische Eigenschaften haben. In einer solchen Zusammenfassung zu Elementen finden sich dabei meist auch unterschiedliche Isotope, die man aber physikalisch und chemisch kaum auseinanderhalten kann.
Lieber auf die Einschätzung von Fachleuten hören
Die Isotope stellen somit Varianten innerhalb von Elementen dar, die neben einer identischen Protonenanzahl mehr oder weniger Neutronen im Kern beinhalten. Da Neutronen nicht die Anzahl der Elektronen in der Hülle beeinflussen, ändert ihre Anzahl auch nicht die chemischen Eigenschaften. Die Anzahl an Neutronen hat aber sehr wohl einen Einfluss auf die Stabilität des Atomkerns und die Art und Wahrscheinlichkeit der möglichen Kernprozesse, die wiederum Radioaktivität freisetzen können. Dadurch sind bei einigen Elementen manche Isotope radioaktiv, da ihr Kern durch die Anzahl an Neutronen instabil wird, während andere Isotope stabil sein können.
Um sich in diesem komplexen Umfeld im Falle von freigesetzter Radioaktivität zurechtzufinden, ist es hilfreich, sich auf die zusammenfassenden Informationen von Behörden und Instituten zu konzentrieren, bei denen Fachleute die Komplexität herunterbrechen und einen Hinweis geben, wenn auf etwas zu achten ist und wie man damit umgehen kann. Die Komplexität der verschiedenen Substanzen, deren Zerfallsprozesse und Verhalten zu durchblicken, ist für Laien kaum zu leisten.
Zum Beispiel: Direkt nach Reaktorunfällen werden die im Reaktor gebildeten Iod-Isotope Iod-131 und Iod-123 freigesetzt. Nimmt man diese auf, können sie sich in der Schilddrüse anlagern. Dem kann man vorbeugen, indem man kurz vor der Kontamination Iod-Tabletten einnimmt, die den Körper mit dem stabilen Iod-127 übersättigen. Dadurch kann kein radioaktives Iod mehr aufgenommen werden.
Nachmessen gibt selten einen echten Informationsvorsprung
Bei solchen Hinweisen ist das Wesentliche zusammengefasst und man kann sich danach richten, auch ohne die Details selbst zu verstehen und Schlussfolgerungen abzuleiten. Wann in einem solchen Fall die Kontamination durch Iod am jeweiligen Ort erfolgt, kann man zwar theoretisch selbst messen, aber da man die Iod-Tabletten etwa zwei Stunden vorher schon eingenommen haben sollte, hilft solche Eigeninitiative hier wenig.
Nachmessen zu wollen, um einen Informationsgewinn zu erreichen, ist, wenn überhaupt, nur im Kontext solcher offiziellen Hinweise sinnvoll. Sammelt man etwa gerne Pilze, verbessert es die persönliche Informationslage, wenn man selbst eine Probe nachmisst, um einen zusätzlichen groben Eindruck zu erhalten. Das gilt besonders dann, wenn man routiniert über einen längeren Zeitraum Proben von Pilzen untersucht und dann gut zu erkennen vermag, wenn eine Probe ungewöhnlich hohe Werte aufweist.
Was radioaktive Strahlung mit dem Körper macht
Wie sinnvoll ist es dann aber, mit einem Messgerät, das keine Alphastrahlung nachweisen kann, etwas zu überprüfen? Nun, auch hier müsste man sich genauer informieren: Mit welchen Elementen und Isotopen ist überhaupt zu rechnen? Wie sehen deren Zerfallsprozesse aus und wie hoch ist die Zerfallsrate? Nur mit diesen Informationen ist eine fundierte Einschätzung möglich, inwiefern hier Alpha-, Beta- oder Gammastrahlen relevant sind.
Vereinfacht kann man davon ausgehen, dass man es meist mit einer Mischung zu tun bekommt, die selten ausschließlich Alphastrahlung abgibt. Eine quantitative Aussage über die Strahlungsdosis kann man dann aber sowieso kaum machen. Ganz besonders dann nicht, wenn es darum geht abzuschätzen, welche Auswirkungen der Verzehr von etwas langfristig hätte.
Um aus der Vielzahl an komplexen Problemen, die sich hier für Laien und Amateure bietet, nur noch eines herauszugreifen: Die Zerfallsrate eines Isotops drückt aus, mit welcher Wahrscheinlichkeit es innerhalb einer gewissen Zeit in etwa 50 Prozent der Fälle zerfallen wird. Für das einzelne Atom sind solche Aussagen irrelevant, da der Prozess zufällig ist und sich ein einzelnes Atom beliebig anders verhalten kann.
Korrekt wird die Halbwertszeit erst durch Betrachtung großer Mengen an Atomen, die sich statistisch gemittelt entsprechend verhalten. Iod-131 etwa hat eine Halbwertszeit von 8 Tagen. Von einer anfänglichen Menge ist also nach 8 Tagen die Hälfte zerfallen. Vom Rest zerfällt nun binnen 8 weiterer Tage wiederum die Hälfte und nach weiteren 8 Tagen vom Rest wieder die Hälfte. Nach 3 mal 8 Tagen sind damit nur noch 0,5 (= 50 Prozent) hoch 3, also 0,125 (= 12,5 Prozent) der ursprünglichen Menge vorhanden. Im gleichen Maß nimmt die Radioaktivität ab, da weniger Stoff da ist, der Strahlung abgeben kann. Damit vermindert sich die Gefahr durch Iod-131 binnen einiger Wochen auf ein irrelevantes Maß. Andersherum ist sie aber zu Beginn umso höher, da hier große Mengen Radioaktivität freigesetzt werden.
Im Vergleich dazu wäre ein Isotop, das eine Halbwertszeit von einer Million Jahren hat, für den Menschen weitgehend harmlos (immer gerechnet auf die gleiche Stoffmenge), da ein Großteil des Zerfalls nicht mehr zu seinen Lebzeiten passieren wird. Kritisch hingegen sind Isotope, die sich im Körper oder in der Umgebung ablagern und mit Halbwertszeiten von Jahren und Jahrzehnten ihr Schadenspotenzial zur Lebzeit des Menschen weitgehend kontinuierlich entfalten.
Kurzzeiteffekt: Strahlenkrankheit
Generell muss man zwei Arten von Gefahr unterscheiden. Bisher ging es im Text vorrangig um Langzeitschäden aufgrund lebenslang aufgesammelter Strahlendosis. Dabei geht es eher um niedrige Raten, deren langfristig akkumulierte Dosis dennoch relevant sein kann. Solche niedrigen, aber kontinuierlichen Raten sind in unserem Alltag dominierend.
Im Unterschied dazu kann es nach Nuklearunfällen oder einem Atomkrieg auch zu sehr viel höheren Raten kommen, bei denen man binnen kurzer Zeit eine sehr hohe Dosis abbekommt. Neben der Gefahr, dass man hierdurch auch seine Lebensdosis schlagartig anhebt und dies langfristige Auswirkungen haben kann, ergibt sich kurzfristig das Problem der Strahlenkrankheit, die einen direkt umbringen kann. In Filmen werden Geigerzähler häufig dazu verwendet, solche Gefahren zu erkennen und zu vermeiden, indem man Orte mit einer extrem hohen Strahlung möglichst meidet oder nur extrem kurz betritt.
Zum Glück ist mit solchen Szenarien eher nicht zu rechnen, aber natürlich könnte hierbei ein persönlicher Geigerzähler sinnvoll sein, um etwa zu erkennen, dass nach erfolgtem radioaktivem Niederschlag (auch als Fallout bekannt) eine Wiese oder eine Regenzisterne ein radioaktiver Hotspot ist und man den Bereich dringend meiden sollte.
Der Abstand ist entscheidend
Doch auch hier kann man mit eigenen Geräten keine quantitativ verlässlichen Messungen erreichen. Das eigene Messgerät sollte eher als zusätzliche Warnmöglichkeit bei allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen fungieren und nicht dazu dienen, um völlig autark zu entscheiden, ob die Strahlungswerte eventuell doch akzeptabel sind.
Zur kurzfristigen Strahlenkrankheit(öffnet im neuen Fenster) kommt es, wenn man binnen weniger Stunden eine Dosis von 500 mSv (Millisievert) und mehr abbekommt. Zur Erinnerung: Das ist mehr als die Dosis, die wir sonst typischerweise in unserem ganzen Leben abbekommen würden.
Bereits eine Dosis von 6 Sv kann, wenn man ihr innerhalb kurzer Zeit ausgesetzt ist, ausreichen, um einen Menschen innerhalb weniger Wochen umzubringen. Mit einer Rate von 500 mSv/h hätte man ab einer Stunde mit ersten Symptomen einer Strahlenkrankheit zu rechnen und würde die tödliche Dosis nach 12 Stunden erreichen, weshalb es im Falle solch hoher Strahlenwerte extrem wichtig ist, die relevanten Bereiche möglichst schnell zu verlassen und Abstand von möglichen Strahlenquellen zu gewinnen.
Die Intensität der Strahlung nimmt dabei quadratisch mit der Entfernung ab. Eine zehnfache Entfernung reduziert also beispielsweise die Strahlung um den Faktor 100. Ob man sich also nur einen Meter neben einer Strahlenquelle befindet oder 10 Meter entfernt ist, kann den Unterschied von 500 mSv/h zu 5 mSv/h ausmachen.
Strahlung stört biochemische Prozesse
Der 10-Meter-Abstand würde nach 12 Stunden lediglich 60 mSv bedeuten, würde also nicht zur Strahlenkrankheit führen und die Lebensdosis nur mittelmäßig erhöhen, während der Abstand von nur einem Meter einen nach 12 Stunden umbringen würde. So gesehen wäre es in solchen Extremfällen theoretisch hilfreich, wenn man mit individuellen Messgeräten die persönliche Umgebung einschätzen kann. Selbst in der Nähe von Reaktorkatastrophen waren jedoch nur wenige Menschen sehr hohen Dosen ausgesetzt, so dass sie kurzfristig daran starben. Die weitaus größere Zahl hatte hingegen ausschließlich mit den längerfristigen Effekten zu kämpfen.
Die kurzfristig eintretende Strahlenkrankheit kann man sich so vorstellen, dass der Körper die durch die Strahlung gestörten biochemischen Prozesse nicht schnell genug kompensieren kann und wichtige Teile des Stoffwechsels im Körper zusammenbrechen. Überlebt man aber die Strahlenkrankheit, was sich binnen weniger Wochen entscheidet, so erholt man sich davon, muss aber dennoch mit den zusätzlichen Langzeiteffekten rechnen. Dennoch hat man auch nach einer überstandenen Strahlenkrankheit aufgrund von beispielsweise 2 Sv durchaus eine Chance auf ein langes gesundes Leben und eben nur statistisch gesehen ein erhöhtes Risiko für spätere Erkrankungen.
Alltagsgefahr: Radongas in Kellerräumen
Die Strahlenkrankheit ist in unserem Alltag jedoch irrelevant. Viel relevanter sind die natürlichen Phänomene, die uns langfristig und kontinuierlich belasten, wie die Radonstrahlung. Durch Zerfallsprozesse im Erdreich kann Radongas entstehen, das durch alte Gemäuer leicht eindringt und sich in Kellerräumen sammeln kann. Radongas zerfällt wiederum zu Polonium, einem Alphastrahler.
Da dies den direkten Wohnbereich betrifft, in dem man sich lange aufhält, und da man die Gase leicht einatmen kann, wodurch die Alphastrahler direkt im Körper aktiv werden können, wirken sich hier auch kleine Mengen schon langfristig nachteilig aus. Die Überprüfung, ob hier erhöhte Werte an radioaktivem Radon vorliegen, ist schwierig, da man Alphastrahlung, zumal in so geringen Mengen, nur schwer erfassen kann.
Die Geräte Radon Eye+ und Airthings Corentium sind speziell für die Dauerfassung von Radongas ausgelegt und werden in relevanten Räumen positioniert. Dieser Anwendungsfall ist aber beispielsweise mit dem GQ GMC-500+ nicht abzudecken, weshalb es wichtig ist, sich vor Gerätekauf bewusst zu machen, was man eigentlich erreichen möchte. Zum Themenkomplex Radongas bietet das Bundesamt für Strahlenschutz auf seiner Webseite weitere Informationen(öffnet im neuen Fenster) .
Offizielle Informationsstellen und Sensornetzwerke
Sowohl die Radonbelastung als auch sonstige radioaktive Belastungen in der Umwelt werden inzwischen in Deutschland über ein Netzwerk an Sensoren kontinuierlich erfasst, das sich Messnetz zur Erfassung der Ortsdosisleistung (ODL)(öffnet im neuen Fenster) nennt. Darüber hinaus haben nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl private Einrichtungen, die die Informationslage damals als ungenügend empfanden, begonnen, eigene Messstationen aufzubauen und zu betreiben. Ein Beispiel dafür ist das Umweltinstitut München(öffnet im neuen Fenster) . Über solche Quellen würde man im Falle eines Unfalls entsprechende generelle Hinweise erhalten, die verlässlicher sein dürften als jeder eigene Geigerzähler.
Hinzu kommt, dass man mit einem eigenen Gerät nur das an Radioaktivität messen kann, was einen bereits erreicht hat. Vorausschauendes Handeln wird hingegen durch überregionale Messnetzwerke im Zusammenhang mit Informationen des Deutschen Wetterdienstes möglich, der Aussagen über Zugrichtung und Niederschlagsorte liefern kann. Damit lässt sich vorab abschätzen, wo und wann eventueller radioaktiver Niederschlag nach Unfällen auftreten kann, um daraus Warnungen für die Bevölkerung abzuleiten.
Warn-Apps wie NINA(öffnet im neuen Fenster) können dann für den Katastrophenschutz herangezogen werden. Der primäre Tipp wird sich darauf beziehen, sich bei radioaktivem Niederschlag möglichst nicht im Freien aufzuhalten und den Kontakt mit allem zu vermeiden, was kontaminiert sein könnte. Genaue Details zu nennen, ist erst aufgrund der fachlich konkreten Bewertung des Einzelfalles möglich.
Resumée
Da in Krisen die psychische Belastung, die ungewohnte und unklare Situation sowie die empfundene Ohnmacht immer eine wichtige Rolle spielen, kann man möglicherweise durch eine frühzeitige Befassung mit dem Thema und einem eigenen Geigerzähler einen tieferen Bezug aufbauen und dadurch auch die empfundene Ohnmacht etwas kompensieren, indem man die mögliche Gefahr greifbarer macht und aus dem Unbekannten etwas Konkretes werden lässt.
Wer tatsächlich plant, einen Geigerzähler auch für mögliche Krisenszenarien anzuschaffen, sollte dies frühzeitig tun. Denn zum einen sollte man sich schon vor der Krise ein wenig in das Thema hineingefunden haben und zum anderen sind Geigerzähler bei plötzlich eskalierenden Krisen auch gerne einmal ausverkauft und nur mit mehreren Monaten Lieferzeit erhältlich. Nüchtern gesehen gibt es aber wirklich nur wenige Anwendungsfälle, in denen sich eine Anschaffung für den persönlichen Gebrauch aufdrängt. Im Sinne eines Hobbys spricht aber nichts dagegen, einen Geigerzähler zu besitzen.



