DAB+ liefert die Qualität, die gebraucht wird
Anders als bei UKW kann bei DAB+ die Audioqualität eine wirtschaftliche Abwägung sein, da DAB+ für die Übertragung mehr Flexibilität einräumt als UKW. Während bei UKW stets ein einzelnes Radioprogramm übertragen wird, werden bei DAB+ sogenannte Ensembles übertragen, deren Gesamtdatenrate sich flexibel aufteilen und nutzen lässt.
Drei wesentliche Ziele konkurrieren hier in einer Dreiecksbeziehung um die Übertragungskapazität: Programmvielfalt, Audiodatenrate und Fehlerschutz. Man kann nie alle drei optimieren, sondern bestenfalls zwei. In der Praxis geht es hier um zielführendes Austarieren.
Ein hoher Fehlerschutz hält den Empfang auch in kritischen Empfangssituationen stabil. Eine hohe Audiodatenrate ermöglicht eine höhere Klangqualität auch für anspruchsvolle Hörer. Programmvielfalt erlaubt es, mehr unterschiedliche Radioprogramme zu übertragen.
Die Gesamtkosten für ein Sendernetz, das ein DAB+-Ensemble aussendet, wird dabei unter den Programmen aufgeteilt, die darin übertragen werden. Eine hohe Programmvielfalt bedeutet dabei, dass viele Radioprogramme übertragen werden, und somit jedes einzelne zu geringeren Kosten übertragen werden kann.
Besser als UKW ohne unnötig hohe Datenrate
Aus reinen Kostengründen wird man somit die Audiodatenrate am Notwendigen und Gewünschten orientieren. Die heutige Praxis orientiert sich meist an den Erfahrungen seit der Einführung von DAB+ ab 2006, als dem DAB-Grundsystem mit HE-AAC v2 ein neuer Audiocodec hinzugefügt wurde, der seither fast ausschließlich genutzt wird und deutlich niedrigere Audiodatenraten bei akzeptabler Klangqualität ermöglicht. Die Erweiterung findet sich in der ETSI TS 102 563 Spezifikation (PDF).
Mit der Einführung von DAB+ wurden aufwendige Hörtests durchgeführt, um hier eine Orientierung zu ermöglichen. Generell ist der Höreindruck subjektiv und hängt sowohl vom Audiomaterial, also auch von der Hörumgebung ab. Im Ergebnis wurden ungefähre Audiodatenraten als Richtwerte für verschiedene Qualitätsniveaus gefunden. Maßgeblich war hier, gegenüber UKW eine Verbesserung zu erreichen, gleichzeitig aber keine unnötig hohe Datenrate zu nutzen.
Bei Radio und insbesondere DAB+ kann man die folgenden Programmarten aufgrund ihrer abweichenden Anforderungen unterscheiden:
- Hochqualitative Musikprogramme für gehobene Ansprüche
- Typische Musikvollprogramme mit mäßigem Wortanteil
- Wortprogramme mit geringem Musikanteil
- Informationskanäle mit niedrigen Ansprüchen an die Audioqualität
DAB+ ermöglicht es für diese unterschiedlichen Programmarten, unterschiedliche Audiodatenraten zu nutzen. Die häufigste Form der Musikvollprogramme wird mit 64 bis 96 kbit/s übertragen. Für besonders hohe Klangqualität werden 128 bis 144 kbit/s verwendet, vereinzelt auch 160 kbit/s oder mehr. Reine Wortprogramme, insbesondere wenn sie nur in Mono gesendet werden, kommen mit 64 kbit/s oder weniger aus. Für Informationskanäle in niedriger Qualität kommen auch 16 kbit/s vereinzelt zum Einsatz und sind für reine Sprachverständlichkeit ausreichend.
Ein Beispiel dafür ist ein Kanal, der stets die aktuellen Verkehrsmeldungen direkt aus dem Datenbestand per synthetischer Spracherzeugung wiedergibt. Da man diesen Kanal nicht dauerhaft hört, ist die eingeschränkte Qualität hier akzeptabel. Gleichzeitig kommt der Kanal mit einem Bruchteil der Datenrate eines Vollprogrammes aus und lässt sich damit deutlich leichter in einem DAB+-Ensemble mit unterbringen.
Kosten lassen sich besser steuern
In der Praxis kann man sich somit also beispielsweise entscheiden, ob man beim gebräuchlichen mittleren Fehlerschutz (bezeichnet als 3A) 18 Programme mit jeweils 64 kbit/s in einem DAB+ Ensemble überträgt oder acht Programme mit 144 kbit/s. Die Kosten für die Übertragung würden entsprechend zwischen 18 oder eben nur acht Programmen aufgeteilt, wodurch die Übertragungskosten pro Programm bei 144 kbit/s entsprechend höher würden.
Diese wirtschaftliche Überlegung muss jeder einzelne Programmanbieter treffen und muss in jedem DAB+-Ensemble gesondert abgestimmt werden. Durch Kombination mehrerer DAB+-Ensembles, die in zusätzlichen Frequenzblöcken und Gleichwellennetzen übertragen werden, ergibt sich dann entsprechend auch eine höhere Anzahl an Programmen: in Deutschland heute an manchen Orten 50 und mehr. Für die wirtschaftliche Überlegung ist jedoch die separate Betrachtung jedes einzelnen DAB+-Ensembles entscheidend.
Im Vergleich mit UKW, das keine entsprechende Flexibilität ermöglicht, kann DAB+ somit deutlich besser klingen, aber auch deutlich schlechter, je nachdem wie man es verwendet. Ab dem Orientierungswert von etwa 64 kbit/s geht man von einer Klangqualität aus, die UKW mehr als ebenbürtig ist und die vom Hörer gewünschte Qualität gut erreicht. Die theoretischen Einschätzungen unterscheiden sich jedoch stark und die Ursachen dafür liegen meist außerhalb des Transportweges, den UKW und DAB+ abdecken.
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In der Häuserschlucht ist DAB+ im deutlichen Vorteil | Auto, Stereoanlage, Kopfhörer: Wo welche Klangqualität gebraucht wird |
Mathias Küfner schreibt: "Ab dem Orientierungswert von etwa 64 kbit/s geht man von einer...
96kbit mit nem modernem codec wie ogg, kannste eher mit einer 192 kbit mp3 vergleichen...
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