Radikalisierung im Internet: Wie Extremisten das Netz nutzen
Langweilige Traktate von Islamistenführern waren gestern: Extremisten nutzen das Internet immer professioneller für ihre Propaganda. Forscher tun sich schwer, dem ständigen Wandel zu folgen - und während sie über Ethik und Moral diskutieren, schaffen Behörden Fakten.

Extremisten nutzen das Internet sehr vielfältig und manchmal erschreckend kreativ und professionell zur Rekrutierung von Attentätern, zur Do-it-yourself-Radikalisierung und natürlich auch zu klassischen Propagandazwecken. Zu einer gewissen Popularität hat es beispielsweise das islamistische Magazin Inspire gebracht. Es dient oft als Paradebeispiel für eine islamistische Digitalisierungsstrategie, bei der nichts dem Zufall überlassen wird, sondern ein hochwertiges PDF-Magazin elementarer Bestandteil eines ganzheitlichen Radikalisierungs- und Rekrutierungsansatzes ist.
- Radikalisierung im Internet: Wie Extremisten das Netz nutzen
- Professionalisierung der Netzpropaganda
- Forschung und Verteidigung: zwei ganz unterschiedliche Perspektiven
- Bisher war alles erfolglos
Und wie jede erfolgreiche Idee fand es Nachahmer: So gibt es seit kurzem ein weiteres Magazin namens Dabiq, das auch auf Deutsch erhältlich ist und sich in seiner ersten Ausgabe vor allem dem Kalifat der IS widmet und damit nicht nur dieselbe strukturelle Strategie einer zielgruppengerechten Darstellung verfolgt, sondern auch inhaltlich genau im Trend islamistischer Diskurse und der Bestrebungen nach Radikalisierung im Netz liegt.
Das Netz dient Extremisten schon lange für Propaganda
Seit es das Internet gibt, versuchen Extremisten, das digitale Netz zu Propaganda- und Radikalisierungszwecken zu nutzen. Ein gutes Beispiel ist das linksextremistische Blatt Radikal, das in den 70er Jahren erstmals erschienen ist und später auch als eine der ersten Szenezeitschriften im Internet vertreten war. Dieses könnte man mit einiger Berechtigung die am meisten von Ermittlungsverfahren betroffene Zeitschrift Deutschlands nennen.
Selbst ein Umzug ins Ausland war da wenig hilfreich: 2002 musste der niederländische Hoster XS4ALL auf Druck eines Gerichts die Seiten der Zeitschrift entfernen. Trotzdem half dies nicht, die Verbreitung des Heftes zu stoppen. Im Gegenteil: Überall im Netz tauchten Mirror-Websites auf, die sich mit der Radikal solidarisierten. Auch war die Radikal schnell über andere, nicht-webbasierte Services wie P2P und Mailinglisten erhältlich - und natürlich über die etablierten nichtdigitalen Kanäle.
Bereits viele Jahre vor dem Schritt in die digitale Sphäre war die Radikal eines der wichtigsten Blätter für die linksradikale Szene, und auch die frühe Netzpräsenz sowie die medienwirksamen Sperrbemühungen von Justiz und Wirtschaft verhalfen ihr zu einem Ausbau ihrer szeneinternen Berühmtheit. Davon kann heute, mehr als ein Jahrzehnt später, jedoch keine Rede mehr sein: Die Radikal-Website wurde seit Jahren nicht mehr aktualisiert. Nichtsdestotrotz haben die Behörden das Blatt noch nicht ad acta gelegt. Ihre Bedeutung hallt noch in so mancher Schrift über den Linksextremismus nach.
Inzwischen hat sich viel getan. Während die Radikal hinsichtlich Gestaltung, Textlänge und Lesbarkeit oftmals noch zu wünschen übrig ließ, da die Texte und ihre Verbreitung im Vordergrund standen, sind die islamistischen Magazine von heute in Sachen Layout und Inhalt deutlich professioneller. Ebenso die Propagandavideos von ISIS und andere: Bild, Ton, Schnitt, Text und Länge orientierten sich im Laufe der Jahre immer mehr an professionellen Studiovorbildern.
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Professionalisierung der Netzpropaganda |
Lesenswert dazu http://www.washingtonpost.com/opinions/why-do-we-ignore-the-civilians...
An Deinem Argument ist was dran :)
Oder einfach mit Flüchtlingen reden ... Ja, das ist echt und nein, in Echt ist es noch...
Ein etwas weitreicherenden Bericht hätte ich mir gewünscht. Wie schauts bsw. mit die von...