Professionalisierung der Netzpropaganda

Auch Extremisten wissen inzwischen sehr genau, was die Zielgruppe will, und nehmen Rücksicht auf die digitalen Eigengesetzlichkeiten; langatmige Traktate oder zähe Vorträge von Islamistenführern in Großaufnahme sind passé. Dazu kommen die entsprechenden Verbreitungswege wie Youtube, Facebook und Twitter - und schon hat man ein ganzheitlich konzipiertes Produkt, über dessen Wirkung man sich sicher sein kann. Zumindest in der Theorie, denn selbstverständlich ist Radikalisierung im Netz weder mit einem PDF-Magazin noch mit einem Enthauptungsvideo ein Selbstläufer im Sinne der Initiatoren. Es ist ein Baustein von vielen, wenngleich ein sehr wichtiger.

Um zu verstehen, wie Onlineradikalisierung überhaupt wirkt, lohnt sich ein Blick auf den aktuellen Forschungsstand, denn an Publikationen, Präsentationen und Konferenzen mangelt es heutzutage nicht. Und es werden inzwischen auf wissenschaftlicher Seite ganz unterschiedliche Ideen vorgestellt, Onlineextremismus und -radikalisierung zu analysieren. Besonders beliebt sind dabei die sozialen Netzwerke. Sie bieten schließlich nicht nur eine riesige Zahl an Mitgliedern, sondern auch entsprechende Relevanz für alle Beteiligten.

Zahlreiche Tools sollen helfen, sie zu durchleuchten, um Zusammenhänge, Entwicklungen und Verbindungen darzustellen. So existieren inzwischen einige Erfahrungen und auch Schulungsangebote für Tools wie Gephi, Netvizz und NodeXL, die der Datenextraktion aus Quellen wie Facebook und Twitter dienen. Von besonderer Bedeutung ist dabei nicht nur die Datenauswahl, sondern auch eine brauchbare Visualisierung, denn nur so entdeckt man das Unbekannte im Bekannten.

Schwierige Analyse

Die Datenmengen sind oftmals enorm: So existieren beispielsweise islamistische Diskussionsgruppen bei Facebook, die von einem harten Kern von 30 Islamisten gegründet wurden, aber inzwischen über 2000 Teilnehmer haben. Hier alle mehr oder weniger interessanten Querverbindungen und Beziehungen herauszufinden bzw. vor allem die uninteressanten Verbindungen herauszufiltern, kann sehr schnell sehr umfangreich werden. Die sozialen Netzwerke sind heutzutage auch deshalb interessant, weil sie eine niedrige Einstiegshürde für alle Beteiligten darstellen. Interessierte und Suchende finden schnell Anschluss - im wahrsten Sinne des Wortes, denn soziale Netzwerke ergeben bekanntlich erst durch aktive Vernetzung Sinn.

Und Islamisten liefern sowohl bei Facebook als auch bei Twitter viel: von Propagandamaterial über Schulungen bis zur Interaktion mit Anführern und Kämpfern in Kriegsgebieten. So kommt man von der simplen Mitgliedschaft in einer offenen Diskussionsrunde schnell zu den berüchtigten Enthauptungsvideos und Magazinen mit Bauanleitung für Sprengvorrichtungen, aber auch zu Berichten aus Kriegsgebieten und kann aus erster Hand erfahren, wie es ist, im Heiligen Krieg zu kämpfen. Dass hierbei oftmals eine Beschleunigung von Radikalisierung festzustellen ist, dürfte auf der Hand liegen. Und spätestens das interessiert dann auch die zuständigen Behörden.

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 Radikalisierung im Internet: Wie Extremisten das Netz nutzenForschung und Verteidigung: zwei ganz unterschiedliche Perspektiven 
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Anonymer Nutzer 30. Sep 2014

Lesenswert dazu http://www.washingtonpost.com/opinions/why-do-we-ignore-the-civilians...

Anonymer Nutzer 30. Sep 2014

An Deinem Argument ist was dran :)

cry88 29. Sep 2014

Oder einfach mit Flüchtlingen reden ... Ja, das ist echt und nein, in Echt ist es noch...

Paykz0r 27. Sep 2014

Ein etwas weitreicherenden Bericht hätte ich mir gewünscht. Wie schauts bsw. mit die von...



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