Neue Linux-Treiberwelt
Seit Oktober 2014 ist bekannt, dass AMDs Linux-Team an einer neuen Treiber-Architektur arbeitet, die als Grundlage für einen völlig freien und einen teilweise proprietären Treiber dienen soll. Mit dem Verkaufsstart der Polaris-Karten hat sich dieses Konzept mit der Bezeichnung AMDGPU endlich als tragfähig und vor allem kundenfreundlich erwiesen.
Immerhin sind die neuen Karten schon direkt unter Linux zu nutzen: Zwar ist auch Intel seit Jahren dazu in der Lage, rechtzeitig zum Start einer Hardware-Generation seiner integrierten Grafikchips Linux-Treiber bereitzustellen. Doch die Verwendung dedizierter Grafikkarten mit AMD- oder Nvidia-Chips, die explizit zum Spielen gedacht sind, geriet in der Vergangenheit mitunter zur Farce.
Denn die komplett proprietären Linux-Treiber von AMD und Nvidia standen zwar meist viel eher als die freien Treiber bereit. Die Verwendung der proprietären Treiber war bisher aber oft mit einigen Schwierigkeiten verbunden, da diese nicht die gleichen Schnittstellen wie die freien Treiber verwenden. Pünktlich für Polaris macht AMD aber fast alles richtig.
Pünktlich, lizenz- und standardkonform
Der freie Treiber für AMD ist erstmals in Linux 4.7 aufgenommen worden, der vermutlich Mitte Juli 2016 final erscheinen und von den auf Endnutzer bedachten Distributionen wie etwa Ubuntu wahrscheinlich zurückportiert wird. Ubuntu-Nutzer können aber auf den seit einigen Wochen verfügbaren AMDGPU-Pro-Treiber zurückgreifen.
Dieser unterstützt die Polaris-Generation bereits und die Radeon RX 480 funktioniert damit problemlos. Zusätzlich zu der Kernel-Komponente werden hierbei viele verschiedene proprietäre Userspace-Pakete genutzt, etwa für die OpenGL-Beschleunigung oder die Vulkan-Grafikschnittstelle.
Die AMD-Entwickler stellen in dem AMDGPU-Pro-Treiber sämtliche notwendigen Kernel-Patches als DKMS-Paket bereit, inklusive jener Patches, die noch nicht offiziell in den Linux-Kernel aufgenommen werden konnten. Diese Patches stehen anders als bei Nvidia im Quellcode bereit und folgen damit den Lizenzbestimmungen der GPL des Linux-Kernels.
Außerdem folgt dieser Treiber den Konventionen anderer freier Treiber, weshalb auch ein Wayland-Compositor zumindest theoretisch auf der Radeon RX 480 läuft. Mit dem proprietären Treiber von Nvidia ist dies zurzeit nur über eine Eigenlösung von Nvidia möglich. In einem kurzen Test auf Ubuntu 16.04 stürzten aber Weston und Kwin-Wayland mit einem Speicherzugriffsfehler ab, was auf einen fehlerhaften Treiber hindeutet.
Halbgare Codec-Unterstützung und mühsame Energieverwaltung
Wirklich ausgereift scheint der Linux-Treiber von AMD noch nicht zu sein: So wird für die Hardware-Beschleunigung von Videos die Schnittstelle VDPAU genutzt, die von den meisten Playern eingesetzt werden kann. Das für HDR notwendige 10-Bit-Profil des H.265-Codecs wird von dem uns vorliegenden Pro-Treiber aber noch nicht unterstützt. Das ist irritierend, weil der dafür zuständige Code in dem freien Treiber schon länger zur Verfügung steht.
Die Entwickler mussten zudem in der vergangenen Woche noch neue Funktionen für die Energieverwaltung umsetzen. Dabei handelt es sich keineswegs um kosmetische Optimierungen, sondern sie umfassen die Unterstützung für das Adaptive Voltage & Frequency Scaling (AVFS).
Diese und einige weitere Kernel-Funktionen fehlten in dem uns zur Verfügung stehenden AMDGPU-Pro-Treiber noch. Eine neuere Version konnte uns AMD nicht rechtzeitig bereitstellen. Linux-Benchmarks sind unter diesen Umständen wenig aussagekräftig, weshalb wir vorerst darauf verzichten.
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